Süddeutsche Zeitung

Messestadt Riem:Auf dem Weg in den Westen

Die vor wenigen Monaten am Rande der Messestadt gefundenen Bohrlöcher und Eiablagen des Laubholzbockkäfers haben jetzt Folgen. Das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Ebersberg weitet die Quarantänezone aus

Von Ulrike Steinbacher, Messestadt Riem

Vielen Garten- und Waldbesitzern im Münchner Südosten verursacht der Asiatische Laubholzbockkäfer (Alb) schon seit vier Jahren Albträume. Künftig müssen auch die Bewohner der westlichen Messestadt Riem die Laubbäume in den Parks auf Spuren des Schädlings untersuchen. Der Käfer breitet sich langsam, aber beharrlich von Osten her in die Stadt aus. Das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Ebersberg, das für Stadt und Landkreis München zuständig ist, wird die Quarantänezone Feldkirchen jetzt um 500 bis 600 Meter nach Westen erweitern. Sie umfasst dann die gesamte Messestadt mit ihren 16 000 Einwohnern und reicht bis Trudering. Wo genau die Grenze verläuft, ist noch offen.

Der Käfer wurde aus Asien eingeschleppt, offenbar vor allem mit Holzpaletten zur Verpackung von Natursteinen, wie die Münchner Stadtverwaltung konstatiert. Er befällt Laubbäume und bringt sie innerhalb weniger Jahre zum Absterben. Im Oktober 2012 wies die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) den Schädling erstmals im Raum München nach: an einem Ahornbaum am Fasanweg in Feldkirchen. Im September 2014 wurde ein neuer Befallsherd gefunden, diesmal an einem Ahorn an der Hohenbrunner Straße in Neubiberg. Beide Male reagierten die Behörden mit drastischen Gegenmaßnahmen, von denen Kritiker sagen, dass sie genauso viel Schaden anrichten wie der Käfer selbst. Denn seine Ausbreitung lässt sich nach Ansicht von Experten nur verhindern, wenn im 100-Meter-Umkreis um einen befallenen Baum alle potenziellen Wirtspflanzen gefällt werden. Betroffen sind 16 Laubbaumarten, darunter Buche, Ahorn und Birke.

Also gab es in Feldkirchen und Neubiberg zahlreiche Baumfällungen, begleitet von vielen Protesten. Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen breitete sich der Schädling aber auch aufs Stadtgebiet aus: Im September 2015 rückten in Waldperlach städtische Mitarbeiter mit Motorsägen an, Anfang Juni 2016 wurden an sieben Ahornbäumen im Gewerbegebiet der Messestadt und im nahen Riemer Wäldchen Ausbohrlöcher, Eingangsbereiche, Gangsysteme und Eiablagen festgestellt. Schlimmer war dann der Befund gut einen Monat später am De-Gasperi-Bogen: zehn lebende Larven, etwa 35 Eiablagen und 15 Eingangsbereiche an vier Ahornbäumen, die in der 100-Meter-Zone rund um im Frühjahr entdeckte befallene Bäume standen.

Wegen dieser Funde vergrößert das Landwirtschaftsamt jetzt den Quarantänebereich. Zu ihm gehört nicht nur die Befallszone, in der abgeholzt wird, sondern auch eine Pufferzone mit einem Radius von zwei Kilometern. Dort müssen Eigentümer ihre Laubbäume alle zwei Monate auf Käfer, Larven, Eier und andere Spuren untersuchen und jeden Befall den Behörden melden. Festgelegt sind diese Vorschriften in Allgemeinverfügungen, die jeweils vier Jahre gelten. Es ist die Allgemeinverfügung für das Befallsgebiet Feldkirchen, die jetzt aktualisiert wird: Nach Angaben von Friedrich Nebl, dem Leiter des Landwirtschaftsamtes, erstreckt sich die Quarantänezone künftig 500 bis 600 Meter weiter nach Westen ins Stadtgebiet hinein. Auch drei Hektar Waldflächen kämen neu hinzu. Laut Nebl ist das Landwirtschaftsamt "in der Endphase" der technischen Vorbereitung. Voraussichtlich Ende November, auf jedem Fall aber noch in diesem Jahr, soll die Aktualisierung veröffentlicht werden, die dann bis Ende 2020 gilt. Breitet sich der Käfer weiter aus, verlängert sich auch die Quarantänefrist. Die Behörde stellt die Informationen samt Karte ins Internet: www.aelf-eb.bayern.de.

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Quelle:
SZ vom 10.11.2016
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