Messestadt:"Ausufernde Feiertätigkeit"

Stadt und Polizei haben bereits im Sommer auf die Probleme am Riemer See und im angrenzenden Park reagiert

Von Ilona Gerdom, Messestadt Riem

"Grölende Horden", "Uringeruch", "Müllhalde" - so hat mancher zuletzt den Riemer Park auf der Website www.muenchen.de bewertet. Auch den Bezirksausschuss (BA) Trudering-Riem erreichten in den vergangenen Monaten zahlreiche Beschwerden von Anwohnern. Daher hatten die Lokalpolitiker von der Stadt München Antworten gefordert. Man wollte wissen, was gegen Müll und Lärm getan wird. Eine ausführliche Stellungnahme des Baureferats zeigt: Man ist sich der Probleme zumindest bewusst.

Gerade in den warmen Monaten ist die 210 Hektar große Anlage im Münchner Osten ein überaus beliebtes Ausflugsziel. Mit Reisebeschränkungen und dem Wegfall anderer "Event Locations" während der Corona-Pandemie wurden die Grünfläche und der zugehörige See in diesem Jahr sogar noch mehr genutzt als sonst. Das Baureferat teilt dazu mit, dass gerade Jugendliche gerne dorthin auswichen, "um sich zu treffen, auszutauschen und zu feiern". Das werde begleitet von Lärm, Verschmutzung, aggressivem Verhalten und Konflikten mit Anwohnern. Man versuche, "unter hohem personellem und finanziellem Aufwand" gegenzusteuern.

Messestadt: Im Sommer waren die Ufer des Riemer Sees oft voll besetzt, ihre Hinterlassenschaften wurden zum Problem.

Im Sommer waren die Ufer des Riemer Sees oft voll besetzt, ihre Hinterlassenschaften wurden zum Problem.

(Foto: Sebastian Gabriel)

Konkret zeigt sich das im Umgang mit den Hinterlassenschaften der Besucher am See. So werde dreimal die Woche gereinigt, Samstag, Sonntag und in den Ferien sogar täglich. Außerdem gibt es im Sommer zusätzlich zu den 19 Mülleimern und fünf Containern weitere Entsorgungsbehälter. Um Dreck und Krach vorzubeugen, sei seit vielen Jahren zusätzlich zur Grünlagenaufsicht auch eine externe Parkaufsicht tätig. In dieser Saison seien "seit Mitte März, also seit dem Beginn der damaligen Ausgangsbeschränkungen, täglich vier Personen gleichzeitig und durchgehend zwischen 14 Uhr und 22 Uhr im Einsatz" gewesen, so das Referat. Aufgabe der Aufseher sei, das Geschehen im Auge zu behalten und über Verhaltensregeln aufzuklären. Im Fokus stehe dabei die "ausufernde Feiertätigkeit". Allerdings haben die Angestellten "keinerlei hoheitliche Kompetenzen", Aufforderungen dürften "niemals unter Zwang durchgesetzt werden". Nachts sei ein Einsatz gar zu gefährlich für die Sicherheitskräfte. Dann nämlich steige das Aggressionspotenzial der Partymacher "wegen des zunehmenden Alkoholkonsums und der Anonymität der Dunkelheit". Daher sei es zu später Stunde allein Aufgabe der Polizei, das Treiben zu überwachen.

Die zuständige Polizeiinspektion Trudering-Riem vertritt ähnliche Ansichten wie BA und Baureferat, was den Ansturm auf den Buga-Park angeht: "Hierbei handelt es sich größtenteils um jugendliches Feierpublikum, welches sich in mehr oder weniger großen Gruppen trifft, Musik hört und mitgebrachte alkoholische Getränke konsumiert." Teils liege die Anzahl der Partymacher bei mehr als 1000 Personen. Im Verlauf der Nacht komme es zu Ordnungswidrigkeiten, Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz, aber auch zu Gewaltdelikten wie gefährlicher Körperverletzung. Darüber hinaus habe es mehrere Einsätze gegeben, bei denen sich Heranwachsende den Beamten gegenüber "äußerst respektlos und aggressiv verhalten" hätten. Daher prüfe man derzeit, ob man Aufenthaltsverbote gegen diejenigen erlassen könne, deren Verhalten wiederholt auffällt. Auch das Stadtjugendamt hat sich geäußert. Man plane den Einsatz von Streetworkern, um die Situation zu entschärfen.

Müll am Riemer See

Überquellende Mülleimer am Ufer des Riemer Sees waren den Sommer über keine Seltenheit.

(Foto: Privat)

Die Lokalpolitiker hatten sich gewünscht, dass die Akteure bei einem öffentlichen Termin gemeinsam nach weiteren Lösungen suchen. Wegen der corona-bedingten Beschränkungen sieht das die Stadt derzeit kritisch. Jetzt - mit Anbruch der kalten Jahreszeit - dürfte sich die Lage erst einmal entspannen. Spätestens im Frühjahr wird es die Menschen aber wieder in den Park ziehen.

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