Mit einem einzigen Ticket zwischen Werkstätten, Theaterkulissen, Designobjekten, Foodtrucks und blühenden Gärten wandeln: Vom 12. bis zum 16. März vereint das Messegelände München gleich vier verschiedene Messen mit 800 Ausstellern unter einem Dach. Neben der „Internationalen Handwerksmesse 2025 (IHM)“ ziehen die „Handwerk & Design“, die „Food & Life“ sowie die „Garten München“ ins Messezentrum Riem. Handwerk hat eben viele Gesichter. Das Angebot, verteilt auf sechs Messehallen, ist so vielfältig und teilweise ineinander übergehend, dass es ein wenig Orientierung bedarf. Ein Überblick.
Internationale Handwerksmesse (IHM)
Allein in Bayern beschäftigt das Handwerk laut dem Bayerischen Wirtschaftsministerium 955 000 Menschen (Stand 2023). Das Geschäftsklima ist seit der Pandemie und dem Ukrainekrieg eher mau. Umso wichtiger ist die Messe für die Branche. Mehr als 90 000 Besucher verzeichnete sie 2024 zu ihrem 75-jährigen Bestehen, darunter auch Wirtschaftsminister Robert Habeck, der auf dem Boden kniend Pflastersteine verlegte. Die traditionsreiche Messe ist vor allem ein Blick in die Zukunft: Technische Innovationen stehen ebenso im Fokus wie der Nachwuchs.
Berufsorientierung

Der Nachwuchs misst sich bei einem Wettbewerb der etwas anderen Art: Bei der Meisterschaft der Stuckateure kämpfen Talente des Deutschen Nationalteams um ein Ticket für die Ausbildungsmeisterschaft „EuroSkills 2025“ im Dänischen Herning (Samstag, Halle C1). Ein Versuch, das Berufsbild für junge Menschen attraktiver zu machen. Rund ein Drittel der Ausbildungsplätze für Stuckateure blieb 2023 frei. Noch schwieriger sieht es in Fleischereien oder beim Klempnerberuf aus. Die Zahlen für jene, die einen Handwerksberuf erlernen möchten, sind seit Jahren rückläufig. Deshalb setzt die Nachwuchsschau „Young Generation“ auf Überzeugungsarbeit (Halle C1). Ob beim Dachdecker, Sattler oder Konditor – hier dürfen sich Jugendliche ausprobieren.
Fingerspitzengefühl ist im Uhrmacher-Mobil in Halle B1 gefragt: Das hat eine Werkstatt an Bord, in der mit Lupe und Pinzette gewerkelt wird. Dass es auch aufwärtsgehen kann, zeigt das derzeitige Ausbildungs-Aushängeschild des Handwerks: In der Bestattungsbranche hat sich die Zahl der Auszubildenden innerhalb von zehn Jahren verdoppelt. Wer Bestattungsfachkraft werden will, darf in Halle C1 sogar selbst Hand an einen Sarg legen.
Trends und Technik

Trotz aller Nachwuchsförderung: In erster Linie bleibt die IHM eine Messe für alle, die die neuesten Produkte und Dienstleistungen rund ums Bauen, Einrichten, Sanieren und Modernisieren erleben wollen. Wer schon lange herausfinden wollte, was an dem ganzen Wirbel um die Wärmepumpe dran ist, sollte im Forum „Das Haus“ (Halle C1) vorbeischauen. Hier werden Themen wie Solarausbau, nachhaltige Energieversorgung und E-Mobilität diskutiert. Halle B2 widmet sich der Innenausstattung: Welche Leuchte setzt das neue Esszimmer in Szene? Und wie sieht eine moderne Wohnzimmerdekoration aus? Weil es anstrengend ist, sich durch die vielen Menschen und Stände zu schlängeln, gibt es seit diesem Jahr die neue Themenfläche „Gute! Nacht“ (Halle B2). Hier darf man sich ausruhen und getrost die Füße hochlegen, denn es geht um Schlafkomfort und Wohlbefinden. Zum Ausprobieren stehen etwa Bettwaren aus Alpaka-Wolle oder Matratzen mit Holzfederkern bereit.
Handwerk & Design

Nach diesem kurzen Mittagsschläfchen lockt die Welt der Kunst. In Halle B1 geht es zu wie in einer Mischung aus Kunstgalerie, Modeakademie und Theaterwerkstatt. Mehrere Ausstellungen der Teilmesse „Handwerk & Design“ beweisen: Handwerk ist mehr als Fliesen verlegen und Küchen einbauen. Auch die Schmuckausstellung ist hier seit 1959 fester Bestandteil. Ihr Höhepunkt ist die Verleihung des Herbert-Hofmann-Preises, dem „Oscar“ der Schmuckkunst, am Samstagabend. Das Besondere: Nicht nur im Rahmen der Messe, sondern in ganz München finden Veranstaltungen rund um Schmuck statt. So findet etwa im Museum Fünf Kontinente am Mittwoch eine maorische Zeremonie statt. Dabei zeigen drei neuseeländischen Künstlerinnen mit einem Kohā (Geschenk) die Verbindung zwischen kulturell bedeutsamen Schmuck zu seinen Herstellern und Trägern. Unterdessen veranstalten Studierende aus Antwerpen eine Schmuck-Schatzsuche in der Stadt.

Mit ihrem Thema „Welt der Bühne“ blickt die „Exempla“ hinter die Kulissen der Darstellenden Kunst. Denn auch dort läuft nichts ohne Handwerk: Ob Kostüme, Masken oder Bühnenbilder, überall ist Geschick gefragt. In derselben Halle werkelt der Nachwuchs. Fast 100 Teilnehmer aus 27 Ländern, darunter Belarus, Kolumbien, Simbabwe und China, präsentieren Kunstwerke aus Glas, Keramik oder Textil. Dieses Mal steht die Nachhaltigkeit im Fokus. Zu sehen sind zum Beispiel bepflanzbare Fassaden oder Ideen zur Unterstützung von Rollstuhlfahrern. In den Galerien der „Frame“ kommen kunstaffine Messebesucher auf ihre Kosten (Halle B1). Nationale und internationale Galerien stellen dort zeitgenössischen Schmuck und Kunstobjekte aus. Mit dabei ist unter anderem die Galerie Marzee, die weltweit größte unabhängige Galerie für zeitgenössischen Kunstschmuck.
Garten München

Designervasen und Kunstobjekte mögen ein Blickfang für die eigenen vier Wände sein, doch richtig vollständig wird das traute Heim erst durch grüne Akzente. Ob großer Garten mit Gemüsebeet, blühendes Balkonien oder doch die Kräuter auf der Fensterbank: In Messehalle C3 werden Gartenfreunde fündig. Auch jene, die keinen grünen Daumen haben, müssen sich nicht langweilen, denn neben Pflanzen und Zubehör werden auch die neuesten Whirlpools, Grills und Terrassenmöbel angeboten. Am Treffpunkt „Mein schöner Garten“ finden täglich von Berufsschülern gestaltete Bühnenshows statt. Junge Floristinnen und Floristen zeigen dort ihr Können. Höhepunkt ist der Heinz-Czeiler-Cup am Samstag, bei dem die schönsten floralen Kreationen prämiert werden. Die entstandenen Sträuße dürfen ausgeloste Besucher dann mit nach Hause nehmen.
Food & Life

Die Halle B3 sollte man sich für den Schluss oder zumindest für die Mittagspause aufheben, denn dort hat die „Food & Life“ ihr Lager aufgeschlagen. Zu sehen, riechen und schmecken gibt es Kulinarisches von Aufstrich bis Zuckergebäck. Rund 200 Aussteller sind dabei, dazu gehören bayerische Spezialitäten ebenso wie französische Weine. Bei einem Buffet dieser Größenordnung kann man schon einmal die Orientierung verlieren. In diesem Fall empfiehlt sich eine Probiertour mit dem „Wei(s)sen Stadtvogel“, bekannt für seine Stadtführungen durch München. Auf der Kochbühne kann man Köchen beim Brutzeln zuschauen und lernen – unter anderem kommt die schweizerische Spitzenköchin Meta Hiltebrand, vielen vielleicht bekannt als Jurorin des ZDF-Kochshow-Dauerbrenners „Die Küchenschlacht“. Noch mehr kreative Köpfe sind in der Food Startup-Area, die etwa fruchtige Snacks und Bio-Aperitifs zum Probieren anbieten. Zum Schluss empfiehlt sich ein Besuch im „Cocktail- & Photobus“. Dort gibt es nicht nur Erinnerungsfotos, sondern auch alkoholfreie Cocktails, um den Tag entspannt ausklingen zu lassen.
Internationale Handwerksmesse mit Handwerk & Design, Garten München, Food & Life, Mittwoch bis Sonntag, 12. bis 16. März 2025, 9.30 bis 18 Uhr, Messe München, zu erreichen über den Eingang West (U-Bahn-Linie U2, Messestadt West), tickets.ihm.de/webshop/69/tickets