Mental Health Festival im Gasteig:Kräfte tanken mit Kultur

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Wenn in der Halle E des HP8 zum Tanzen eingeladen wird, sind alle auf den Beinen. (Foto: Robert Haas/Gasteig)

Mit Metalcore, Klassik und psychedelische Tanzmusik begleitet von Workshops und Vorträgen widmet sich der Gasteig dem Thema mentale Gesundheit. Das „Mental Health Festival“ im HP8, das im vergangenen Jahr erfolgreich gestartet ist, geht mit „Kultur tut gut“ in die zweite Runde.

Von Magdalena Holzapfel

„Mentale Gesundheit ist ein Thema, das alle angeht. Deshalb veranstalten wir zum zweiten Mal dieses einzigartige Festival“, so Gasteig-Geschäftsführerin Stephanie Jenke über das Mental Health Festival. Deshalb lädt der Gasteig im HP8 auch dieses Jahr wieder dazu ein. Bei kostenfreien Impulsvorträgen und Kursen, aber auch einem breiten Kulturangebot am Samstag, 20. Juli, kann man sich einen Tag lang intensiv mit der eigenen Psyche auseinandersetzen und nicht nur Neues ausprobieren, sondern auch Neues dazulernen. Das Ganz steht unter dem Motto „Kultur tut gut“.

Mehr als 30 Programmpunkte führen die Besucherinnen und Besucher durch den Tag und geben Anregungen, wie man sich mental fit und gesund machen kann. Das Programm reicht von Yoga-Sessions und Schreibworkshops über Kreistänze und Stimmtraining bis hin zu Kursen zu Progressiver Muskelentspannung. Während man zum einen selbst aktiv werden kann, lernt man auch zur Ruhe zu kommen und seine innere Mitte zu finden. Podiumsdiskussionen, Gesprächsrunden und Vorträge bieten wiederum Futter für das Gehirn. Neben Mitmachen und Ausprobieren steht immer der Austausch im Vordergrund. In den Panels, Diskussionen und Lesungen teilen Experten und Expertinnen Einblicke in ihre Erfahrungen.

Bei schönem Wetter finden vor dem Gasteig HP8 Mitmach-Aktionen statt. (Foto: Robert Haas/Gasteig)

Die Höhepunkte des eintägigen Festivals sind für viele die musikalischen Acts mit dem Pianisten Nicolas Namoradze, den Bands Vermillion und House of Anxiety sowie dem Tanzformat Legal Ecstasy. Namoradze ist nicht nur Neurowissenschaftler, sondern auch Profi auf dem Klavier. Bei seiner Performance „Mindful Recital“ in der Isarphilharmonie spielt er Werke von Satie, Bach, Rachmaninoff und Scriabin, wobei er mit seiner Performance eine neue Perspektive des Zuhörens ermöglicht. Musikalische Vorkenntnisse werden nicht benötigt, die Vorstellung richtet sich sowohl an Klassik-Neulinge als auch an alte Hasen.

Damit auch erstere das Konzert genießen können, gibt Namoradze zu Beginn der Veranstaltung Tipps, auf was Zuhörerinnen und Zuhörer besonders achten sollen. Zwischen den einzelnen Stücken lädt der Künstler zu Meditation und Gedankenexperimenten ein. Das Konzept ist ein erfahrungsorientierter Ansatz, der neue Perspektiven auf den Prozess des Zuhörens ermöglicht. Im Anschluss an das Konzert haben die Zuhörerinnen und Zuhörer Gelegenheit, sich mit dem Pianisten auszutauschen.

Das Motto des Abends: Kultur tut gut - das sieht man. (Foto: Andreas Gebert/Gasteig)

Bei Legal Ecstasy hingegen, dem freien Tanzen mit Tam Tran Thi und DJ Nesstor, sitzt man nicht nur in den Reihen und lauscht den Klängen. Diejenigen, die selbst aktiv werden möchten, können hier genau das tun – sich elektronischer Musik, die treibend psychedelisch und organisch ist und von langsam zu schnell und von laut zu leise wechselt, tanzend hingeben und sich dabei selbst neu kennenlernen.

Um für das Wohlbefinden der Gäste zu garantieren, werden „Mentale Tankstellen“ installiert – Orte an denen Kraft getankt und durch Meditationen neue Energie geschöpft werden kann. Für Barrierefreiheit ist ebenso gesorgt. So sind unter anderem Übersetzerinnen und Übersetzer für Gebärdensprache anwesend, es gibt eine Assistenz mit Leichter Sprache und Ruheräume. Das Gelände ist aber auch rollstuhlgerecht und für sehbehinderte Gäste gibt es Führungen.

Das Team der Initiative Barrierefrei Feiern ist auch vor Ort. (Foto: Andreas Gebert/Gasteig)

Man merkt dem gesamten Konzept an, man möchte jede Einzelne und jeden Einzelnen abholen. Alle sollen von der Veranstaltung profitieren können. Wird einem der Trubel zu viel, sind das Awareness-Team der „Initiative Barrierefrei Feiern“ und die Krisendienste Bayern auf dem Gelände anwesend, um eine Rückzugsmöglichkeit zu bieten. Und hat jemand Redebedarf, kann dieser ebenso gestillt werden – bei einem Spaziergang an der Isar mit ausgebildeten Zuhörerinnen und Zuhörern des Vereins „momo hört zu“. Einfach nur reden, ohne dabei unerwünschte Tipps oder Ratschläge zu bekommen und ganz ohne Wertung. „Themen wie Depression, Burnout, Resilienz und Inklusion sind in unserer Gesellschaft sehr präsent. Trotzdem wird noch immer viel zu wenig darüber gesprochen“, so Jenke. „Genau das wollen wir mit diesem Festival ändern. Es betrifft uns alle – und deshalb sollen sich wirklich alle eingeladen fühlen.“

Am Abend treten unter anderem "Vermilion" auf (Foto: Thomas Gwosdek/Gasteig)

Abgerundet wird der Tag durch die Alternative Rock und Metal Bands Vermilion und House of Anxiety, die den Abend auflockern und die Menge zum Beben bringen sollen. Ihre Texte werden eingebunden in einen typischen Metalcore-Sound, der sich durch eine Mischung aus Hardcore-Punk und Metal-Elementen auszeichnet. Kernelemente sind auch hier Achtsamkeit und Mental Health – getreu dem thematischen Faden, der sich durch den gesamten Tag zieht. In House Of Anxiety, dem Debutalbum der gleichnamigen Newcomer-Band aus Nürnberg, wird die Entwicklung einer Angststörung aufgegriffen und musikalisch verarbeitet. Im vor dem Konzert stattfindenden Hintergrundgespräch mit zwei der Musiker der Formation und der Musiktherapeutin Ulrike Wanetschek werden der Auftritt und die Relevanz des Themas Angststörung für die Künstler genauer besprochen. Die fünfköpfige Band Vermilion wartet mit variationsreichen Vocals auf. Musikalisch bedient man sich zwar genretypischen Konventionen, bricht diese aber auch mit Klängen aus anderen Musikrichtungen auf. Auch hier steht Emotionalität im Vordergrund.

Das Programm des Festivals zeigt, es ist für alle etwas dabei, egal ob Metalhead oder Klassik-Kenner, Yogi oder Kopfmensch. Man darf sich nach Lust und Laune und ganz nach dem eigenen Geschmack ausprobieren und dabei sich selbst und der mentalen Gesundheit etwas Gutes tun.

Mental Health Arts Festival, Samstag, 20. Juli, 12.30 Uhr bis 22 Uhr, Halle E | Gasteig HP8

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