Meisterfeier des FC Bayern:Erst die Suppe, dann das Vergnügen

Thomas Müller und Manuel Neuer bei der Meisterfeier des FC Bayern München auf dem Rathausbalkon auf dem Marienplatz.

Thomas Müller und Manuel Neuer hatten trotz des verlorenen Pokalfinales gute Laune bei der Meisterfeier.

(Foto: dpa)

Ohne DFB-Pokal, aber mit viel Hunger kamen die Spieler auf dem Marienplatz an. Bürgermeister Schmid hatte trotz des tags zuvor verlorenen Finals Lust zu feiern - aus der Mannschaft traf das nur auf wenige zu.

Von Inga Rahmsdorf

Es riecht nach Suppe, als die Mannschaft des FC Bayern mit weitgehend freudlosen Mienen in den großen Sitzungssaal des Münchner Rathauses schreitet. Bürgermeister Josef Schmid (CSU) tritt ans Mikrofon, den rot-weißen Schal stolz um den Hals geschlungen, und bittet seine Gäste nach vorne. Doch die Jungs sind plötzlich verschwunden. Nur Trainer Jupp Heynckes, Manuel Neuer, Arjen Robben, Sven Ulreich und Thomas Müller stellen sich brav hinter dem Bürgermeister auf. "Die haben Hunger und erst einmal die Küche überfallen", entschuldigt Müller seine Kollegen.

Nun ja, die Suppe. Die Fußballmannschaft kommt am Sonntag schließlich auch direkt vom Flughafen zur Meisterfeier ins Rathaus. Und die Reise nach Berlin war nicht ganz so verlaufen, wie man sich das vorgestellt hatte, wäre der Meister doch gern auch noch mit dem Pokal nach Hause zurückgekehrt.

Gastgeber Schmid stellt aber sofort klar, dass er sich von der Niederlage gegen Eintracht Frankfurt am Vorabend beim Endspiel des DFB-Pokals keineswegs die Stimmung verderben lasse. So ein Spiel, das könne halt mal vorkommen, zeigt er sich verständnisvoll. "Mir ist nach Feiern zumute." Damit ergeht es dem Bürgermeister zwar wie wohl den meisten der etwa 10 000 Fans, die bei Sonnenschein auf dem Marienplatz ihre Fußballstars erwarten, und schon seit eineinhalb Stunden gemeinsam mit DJ Bernhard Fleischmann, auch bekannt als Fleischi, Lieder schmettern und rote Fähnchen schwenken.

Bei der Begrüßung im großen Sitzungssaal ist Schmid mit seiner Feierlaune dagegen eher in der Minderheit. Lediglich Thomas Müller und Manuel Neuer scheinen die ganze Veranstaltung von Anfang bis Ende zu genießen, lachen und witzeln unbeirrt herum. Der Großteil der Mannschaft verweilt zunächst am Büffet, während der Bürgermeister den Trainer Jupp Heynckes in höchsten Tönen lobt und zugleich verabschiedet, ist die Meisterfeier doch auch der erste Tag seines Ruhestandes.

OB Reiter feiert lieber seinen Geburtstag als den Fußballmeister

Natürlich richtet Schmid auch Grüße von Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) aus, der zwar bekennender Fan des FC Bayern ist, sich aber schon im Vorfeld entschuldigt hatte. Er empfängt die Meister nicht selbst, weil er seinen sechzigsten Geburtstag feiert, und den lieber im Urlaub als im Trubel auf dem Marienplatz verbringt. 60 wird man schließlich nur einmal im Leben, Deutscher Meister ist der FC Bayern schon zum 28. Mal und das sechste Mal in Folge.

Und der Verein verzeiht dem OB. Anders als bei seinem Vorgänger Christian Ude (SPD), bekennender Anhänger des TSV 1860, dem der FC Bayern einst übel nahm, dass er lieber im Urlaub weilte, als an der Meisterfeier teilzunehmen. Reiters Entscheidung sei sehr verständlich, sagt Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge, und um alle Zweifel auszuräumen, überreicht er gleich noch einen Fußball mit Herz drauf, ein Geburtstagsgeschenk für den Oberbürgermeister.

Pink Floyd zu Jupps Abschied

Dann, endlich, die Menge auf dem Marienplatz wartet schon ungeduldig, geht es zum großen Balkonauftritt. Für das Büffet bleibt keine Zeit mehr. Müller und Robben verdrücken ihre Häppchen, während die Mannschaft etwas muffelig durch das Treppenhaus des Rathauses eilt. Ausgelassene Feierstimmung sieht anders aus. Doch dann großer Jubel. Auf dem Marienplatz scheint niemand den fehlenden Pokal übel zu nehmen. Müller sagt, dass es schon ein harter Gang hierher gewesen sei nach der Niederlage gegen Frankfurt, "aber wenn man dann sieht, wie viele Leute gekommen sind", das sei toll, da möchte er sich bedanken.

Die Fans bedanken sich mit Jubelgesängen, und natürlich ganz besonders bei "Jupp, Jupp, Jupp." Für den Trainer gibt es zum Abschied noch "Wish you were here" von Pink Floyd, da herrscht auf dem Marienplatz nicht ganz so große Textsicherheit. Anders als der "Stern des Südens" angestimmt wird. Unten singen alle, oben wird geschunkelt. Das Mikro wechselt von Hand zu Hand, alle versprechen nächstes Jahr wiederzukommen, natürlich mit dem Triple-Sieg. Dann ist Sandro Wagner an der Reihe, der nicht mit zur WM darf: "Es war eine Scheißwoche, aber wenn ich euch so sehe, bin ich stolz, Münchner zu sein."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: