Süddeutsche Zeitung

Meine Woche:Zum Geburtstag eine Konferenz

Élodie Malanda organisiert das Fest der Kinder- und Jugendbibliothek

Von Renate Winkler-Schlang

Sie liebt Kinderbücher. So sehr, dass Élodie Malanda als Jugendliche in Luxemburg bis zu acht Bücher pro Woche verschlungen hat. Erwachsen geworden, habe sie in der Metro verschämt manchen Buchrücken versteckt, doch längst stehe sie zu ihrer Passion: "Es gibt da so schöne Sachen." Ihr Literaturstudium an der Pariser Sorbonne hat sie gekrönt mit einer Promotion, in der sie das Afrikabild in deutschen und französischen Kinder- und Jugendromanen verglich: Das Genre tauge durchaus für seriöse Wissenschaft, erzählt die 34-Jährige, deren Vater aus dem Kongo stammt.

Ihre Forschung hatte die Bücherfreundin in die Internationale Kinder- und Jugendbibliothek im Schloss Blutenburg geführt. Dass sie dort im Oktober eine feste Stelle für schulische und außerschulische Bildungsprojekte angetreten hat, empfindet Élodie Malanda als Glück. Diesen Hort der Kinderliteratur hat vor 70 Jahren die Jüdin Jella Lepman gegründet. Diese habe, so erzählt Malanda gerührt, dem amerikanischen General, der nach dem Krieg ihre erste Kinderbuchausstellung genehmigen musste, gesagt: "Lassen Sie uns bei den Kindern anfangen, um diese gänzlich verwirrte Welt wieder ins Lot zu bringen. Die Kinder werden den Erwachsenen den Weg zeigen." Von seiner Freundin Jella Lepman hatte Erich Kästner die Idee zu seinem Buch "Die Konferenz der Tiere". Was liegt näher, als das 70-jährige Bestehen der Institution im Schloss frei nach Kästner mit einer "Kinderkonferenz" zu begehen, fand die Leiterin der Bibliothek, Christiane Raabe. Malanda hat die Theaterpädagogin Micaela Czisch und den Perkussionisten Valdir Ferreira Mendes für einen Workshop gewonnen, in dem Acht- bis Zwölfjährige von 2. bis 6. September selbst die Texte, die Puppen und Masken für ihre Kinderkonferenz herstellen - die Teil der Jubiläumsfeier am 20. September werden soll. Da gibt es einiges vorzubereiten. Malanda wird sich freuen, wenn die Kinder "strahlend und zehn Zentimeter größer" von der Bühne herunterkommen und wenn sie das Gefühl haben, dass ihre Meinung zählt.

Doch auch die reguläre Arbeit fürs Programm und ihre eigenen Workshops wie "Buch auf, Film ab" läuft diese Woche weiter, denn bald sind die Ferien vorbei. Für das Verfassen wissenschaftlicher Artikel bleibe ihr da wohl nur das Wochenende, sagt sie. Ihre Freizeit verbringt Élodie Malanda mit ihrem Hobby, dem Tanzen. Und abends findet sich auf dem Nachttisch natürlich Kinder- und Jugendliteratur: Im Moment lägen auf dem Stapel etwa "Die Ritter von Crongton" von Alex Wheatle oder "The Black Flamingo" von Dean Atta.

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Quelle:
SZ vom 26.08.2019
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