Süddeutsche Zeitung

Meine Woche:Von Versteck zu Versteck

Fabian Gatermann organisiert eine Schnitzeljagd mit Kunstwerken

Von Franziska Gerlach

Wo genau er die Kunst in dieser Woche verstecken wird, will Fabian Gatermann, 37, nicht verraten. Klar, sonst ist ja der Witz weg. Schließlich geht es bei der städtisch geförderten Kunstschnitzeljagd ArtSchnitzel, die vom 19. bis zum 25. Juli zum dritten Mal stattfindet, darum, ein Kunstwerk zu "schnitzeln". So heißt das, wenn die Münchner sich auf die Suche begeben nach einem Bild, von dem Gatermann zuvor ein Foto im Internet veröffentlicht hat (auf Instagram unter @art_schnitzel, auf Facebook sowie unter www.artschnitzel.de). "Die Leute sind so schnell", sagt der Münchner Lichtkünstler, der die ArtSchnitzel organisiert. Zu offensichtlich dürfe also nicht zu erkennen sein, wo sich das Versteck befindet.

Zu jeder vollen Stunde wird Gatermann () eines der rund 100 Kunstwerke jedweder Coleur in der Stadt platzieren, die ihm 13 Künstler für die Aktion überlassen haben. Damit er schnell von A nach B kommt, hat er sich für diese aktionsreiche Woche eigens ein Transportgefährt gebaut, ein Lastenfahrrad mit Halterungen an der Seite und einer zusätzlichen Kiste. Von Milbertshofen nach Sendling, von Neuperlach ins Westend - überall in der Stadt will er in diesem Jahr Bilder und Skulpturen verstecken. "Das Pinakotheken-Viertel braucht nicht noch mehr Kunst", sagt Gatermann. Die Aktion soll nämlich auch jenen den Zugang zur Kunst ermöglichen, die sich sonst nicht hineintrauen in die etablierten Museen. Oder die sich schlicht nichts leisten können in den Galerien der Stadt. Wer hingegen ein Bild schnitzelt, darf es kostenfrei behalten. Man freue sich aber über eine Spende an eine soziale Einrichtung. Im Übrigen habe die Aktion "qualitativ einen großen Sprung hingelegt", das sei in diesem Jahr nicht mehr nur Street Art. Der etablierte Maler und Bildhauer Willi Siber oder der Holzbildhauer Peter Wagensonner hätten in diesem Jahr Arbeiten beigesteuert, erläutert Gatermann. Aber auch vielversprechende Newcomer sind dabei, zum Beispiel die Malerin Aky Cigdem. Sorgen, dass ihm beim Radeln die Puste ausgehen wird oder seine Woche mit einem fiesen Muskelkater endet, hat der Künstler dagegen nicht. Er transportiere mit den Lastenfahrrad ja sonst auch seine vier Kinder, wenn auch nicht alle auf einmal. Außerdem, so sagt er, handle es sich um ein Elektrobike.

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SZ vom 19.07.2021
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