Meine Woche:Viel hören, nichts sehen

Axel Bascheck

Axel Baschek organisiert die Veranstaltung schon zum fünften Mal.

(Foto: Privat)

Axel Baschek organisiert ein Konzert in völliger Dunkelheit

Von Milena Fritzsche

Licht stimuliert, Licht ist Voraussetzung, um etwas zu sehen. Doch manchmal lenken visuelle Reize auch vom Wesentlichen ab, dominieren die anderen Sinne. Insofern heißt es für Axel Bascheck am kommenden Wochenende nicht mehr, sondern im besten Fall überhaupt kein Licht.

Einfach nur Musik hören, ganz konzentriert, ohne Scheinwerfer und aufwendige Bühnenshow - und vor allem im Stockfinsteren: Damit die "Concert in the Dark"-Konzerte am Freitag, 3., und Samstag, 4. November, komplett im Dunkeln stattfinden, muss der Sozialpädagoge der Freizeitstätte Hirschgarten noch viel vorbereiten. Am Montag werden Bascheck () und seine Mitstreiter im Löhe-Haus im Stadtteil Neuhausen Fenster verkleiden, Leuchtröhren verhüllen und auch noch das kleinste Lämpchen gründlich abkleben. Der 45-Jährige organisiert die Veranstaltung schon zum fünften Mal. Trotz der Erfahrung wähnt er sich nicht in Sicherheit. "Es gibt immer wieder eine Lichtquelle, mit der wir nicht gerechnet haben."

Der zusätzliche Feiertag bedeutet für Bascheck daher keinen Urlaub: Am Dienstag muss er die Musiker der Dachauer Band Owing to the Rain einweisen, die dann zum ersten Mal in völliger Dunkelheit proben. "Für sie wird es eine Herausforderung, untereinander keinen Blickkontakt aufnehmen zu können", weiß Bascheck. Jeder Gitarrengriff muss sitzen, und die Reihenfolge der Stücke im Gedächtnis sein - ein kurzer Blick auf den Spickzettel ist nicht möglich. "Außerdem hört das Publikum Fehler viel besser."

Damit die Konzerte reibungslos ablaufen, begleiten Blinde die Gäste zu ihren Plätzen. "Sie genießen den Rollentausch, dass sie nun anderen helfen können", verrät Bascheck. Die blinden Experten werden am Freitag circa eine halbe Stunde zur Orientierung brauchen, dann fänden sie sich schon problemlos zurecht. Da kann Bascheck nur staunen. Er kennt den Raum seit Jahren, aber "ohne Licht verliere ich doch immer wieder das Gefühl und bringe die Richtungen durcheinander." Ein solcher Abend sei freilich immer ein Experiment, sagt er. Schließlich gilt: Die im Dunkeln sieht man nicht. Man müsse gut aufeinander achten und Rücksicht nehmen.

Die Band bekommt das Publikum nach dem Konzert übrigens zu Gesicht, der Raum dagegen wird nicht im Hellen gezeigt. "Da haben wir uns ganz bewusst dagegen entschieden. Der Eindruck soll bleiben, und Blinde können ja auch nicht plötzlich wieder sehen", sagt Axel Bascheck. Er trage aber Sorge, dass am Ende alle wieder sicher ans Licht geführt werden.

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