Meine Woche:Tipi, Pfeil und Bogen

Christian Schmid Sozialpädagoge

Christian Schmid.

(Foto: privat)

Die "Naturindianer" laden zum Ferienprogramm

Von Julian Raff

Selbst eine sehr durchwachsene Wetterprognose kann Christian Schmid () nicht schrecken. Ganz im Gegenteil, ein bisschen Matsch fürs "Indianercamp" kann der 37-jährige Erlebnispädagoge gut brauchen. Zum Glück haben auch die meisten Eltern, die ihre Kinder zu den Natur- und Erlebniswochen der Münchner "Naturindianer" anmelden, ein entspanntes Verhältnis zum feuchten Präriestaub. Die Camps werden gerne übers Portal des städtischen Ferienprogramms gebucht. Auch diesmal ist mit 35 Kindern zwischen sechs und elf Jahren viel Zulauf im Tipi garantiert. Zum dritten Mal in diesem Jahr findet die lehrreiche Gaudi im Park rund ums Ökologische Bildungszentrum (ÖBZ) an der Englschalkinger Straße statt, gegenüber dem Cosimapark.

Die weitere Umgebung mit ihren Hochhäusern ist eher was für Stadtindianer, dafür gibt es auf dem Gelände Wälder, Wiesen, Beete und sogar eine bewaldete Schlucht, die Schmid für die Gegend "sehr imposant", findet. Falls die Elemente arg wüten sollten, bietet das ÖBZ auch einen Schutzraum, den die Gruppen aber in acht Jahren nie gebraucht haben. Das Zelt ist für ein sommerliches Tagescamp ohne Übernachtung ausreichend wetterfest, auch wenn es nur eine einfache Außenhaut hat. Echte Indianertipis bestanden aus Innen- und Außenzelt. Nur eines von vielen Details des Indianerlebens, mit denen sich der Camp-Häuptling als studierter Ethnologe mit Nordamerika-Schwerpunkt perfekt auskennt. So gerne er sein Wissen weitergibt, hat er seinen didaktischen Ehrgeiz nach den ersten Berufsjahren etwas zurückgenommen.

Ohnehin geht es bei den vor 15 Jahren vom Geografen und Naturpädagogen Olly Fritsch gegründeten Naturindianern nicht um möglichst authentische Rekonstruktion der Indianerkultur. Diese gibt vielmehr ein Motto ab für kindgerechte, spielerische Nachhaltigkeits- und Umweltbildung. Natürlich werden Pfeil und Bogen oder andere Utensilien aus Naturmaterial gebastelt. Smartphones und Süßigkeiten haben im Stamm nichts verloren. Streng auf Regeln achten muss der Pädagoge ansonsten vor allem beim Umgang mit Feuer, das unverzichtbar dazu gehört, vom ersten Funkenschlagen mit Magnesiumstäben in der Feuerschale bis zum gemeinsamen Kochen über lodernden Scheiten. Auch hier steht die Authentizität ein wenig hinter der Nachhaltigkeit zurück: Schon um zu überleben waren echte Indianer wohl das, was man heute Flexitarier nennen würde. Die bayerischen Naturindianer verzichten dagegen seit letztem Jahr aufs Grillen und ernähren sich fleischlos.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: