Süddeutsche Zeitung

Meine Woche:Tage der Impovisation

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Die Macher des Impro-Cups wissen derzeit nicht, wie es weitergeht

Von Birgit Lotze und Daria GlaDkov

Ideen in die Luft werfen, ein Spiel auf Zeit. Das ist für Schauspieler wie Andreas Wolf () Improvisationstheater. Er ist neben seiner Kollegin Karin Krug Mitbegründer des Münchner Fastfood-Theaters - und richtet den Impro-Cup aus. Er hat ihn mitinitiiert, er moderiert ihn auch. Über vier Turniere wird dieser internationale Cup ausgetragen, am kommenden Samstag würde das letzte Viertelfinale über die Bühne gehen. Nun ist den Künstlern aber das Coronavirus dazwischen gekommen. Improvisieren müssen sie nun abseits der Bühne. Denn wann der Wettbewerb nun weitergeht, und wie das große Finale aussehen wird, steht noch nicht fest.

Klar ist aber, dass sie bis Dienstag, 28. April, nicht spielen werden. Nicht nur im Improtheater ist kollegiales Zusammenspiel gefordert. Andreas Wolf muss jetzt auch zusehen, wie er das Fastfood-Theater zusammenhalten kann. Die meisten seiner Kollegen sind freie Künstler, die wegen der Veranstaltungsausfälle ihr Honorar verlieren. "Uns geht es schlecht, uns fehlen die Einnahmen", sagt Wolf ganz ehrlich. Als einer der Geschäftsführer muss er sich spontan eine Lösung überlegen, wie die Menschen bezahlt werden sollen, wenn die Besucher künftig ausbleiben: Ohne Applaus fehlt es nicht nur an einem Sieger, es gibt auch kein Geld für die Künstler.

An diesem Montag hätte Andreas Wolf ohnehin keinen Auftritt gehabt. Die acht Schauspieler des Fastfood-Teams wechseln sich bei "Best of Life", der Impro-Show im Schlachthof an der Zenettistraße, üblicherweise ab. Seit 27 Jahren treten die Künstler damit schon auf - früher im Heppel & Ettlich, später im Hinterhoftheater am Hart, dann in der Drehleier, nun im Schlachthof. Aber für die kommenden vier Wochen ist damit erst einmal Schluss. Der Schlachthof hat alle seine Veranstaltungen bis Sonntag, 19. April, abgesagt oder verschoben. Unklar ist, wie es mit dem "Luise-Workshop" weitergeht. Anwohner der Ludwigs- und Isarvorstadt und Sendlings haben sich in den vergangenen Wochen eigentlich fit gemacht in der Impro-Disziplin - für die Premiere zur Eröffnung des neuen Kulturzentrums "Luise" im Juni.

Wegen der vielen Absagen hat Andreas Wolf jedenfalls für den Rest der Woche nichts mehr geplant. Das Fastfood-Theater wollte ursprünglich am Freitag nach Augsburg. Die ausverkaufte Show in der Kresslesmühle fällt aber jetzt aus. Ebenso die Matinée am Sonntag in der VHS Ismaning. Das Improvisationstalent hat aber jetzt erst einmal die Zeit, sich mit der weiteren Entwicklung des Theaters und des Impro-Cups zu beschäftigen.

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Quelle:
SZ vom 16.03.2020
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