Meine Woche:Stark wie Wurzeln

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Stefanie Froehlich, die den Kinder-Hospizdienst der Malteser koordiniert. (Foto: privat)

Stefanie Froehlich koordiniert den Kinder-Hospizdienst der Malteser

Von Andreas Hensler

Stefanie Froehlich, 51 Jahre, hat keinen einfachen Job. Sie koordiniert den Kinder-Hospizdienst der Malteser in der Erzdiözese München-Freising. Die dreifache Mutter mit ihren sieben Enkeln erlebt in ihrer Woche, trotz schwieriger Schicksale, "unglaublich viel Lebendigkeit, Humor und Lebensfreude."

Der Montagmorgen beginnt im Büro mit der Koordination ihrer insgesamt 25 Hospizhelfer, die Kinder und deren Familien begleiten. Kinder mit lebensverkürzenden Krankheiten wie Gen-Defekten oder Stoffwechselerkrankungen. Sie betreut auch schwer kranke Kinder, die teilweise beatmet werden müssen. Wer es mit solchen Krankheiten zu tun hat, kann nicht detailliert planen. Daher gilt für Froehlich jeden Tag die eiserne Regel: flexibel reagieren. "Wenn sich eine Familie bei mir meldet und Hilfe braucht, dann bin ich mit meinen Kollegen da". Noch am späten Abend will sie eine Familie besuchen, in der die Mutter an einer Krebserkrankung bald versterben wird. "Unsere Hospizhelfer kümmern sich auch in diesem Fall um die sehr jungen Kinder. Es ist mir sehr wichtig, nochmals mit den Eltern und insbesondere mit der Mutter zu sprechen. Es geht dabei um Sorgen, Ängste und um die Ohnmacht, mit dieser Diagnose umzugehen."

Diese Schicksale belasten. Deswegen gehört es für Stefanie Froehlich () dazu, einen Ausgleich zu finden. Direkt nach dem Familienbesuch und noch einmal am Mittwochnachmittag wird sie in den Wald gehen, wo sie einen festen Meditationsplatz hat. Sie lässt dort ihre Gedanken schweifen, kann abschalten. Bäume und ihre Wurzeln, sagt sie, seien für sie ein Stabilitätsanker. "In der Regel verstehen wir gar nicht, wie viel Last die Patienten auf ihren Schultern tragen. Dabei unterschätzen wir manchmal, wie viel Kraft und Durchhaltevermögen sie in stürmischen Zeiten haben - eben wie Wurzeln." Sehr viel Respekt hat sie vor ihren ehrenamtlichen Kollegen und deren Bereitschaft, anderen Menschen zu helfen. Für sie bereitet Froehlich derzeit eine Schulung vor. Am Donnerstag spricht sie mit den Ehrenamtlichen über ihre Erlebnisse. Es geht um belastende Themen, jedoch auch um schöne Momente, die es in ihrer Arbeit zuhauf gibt.

Auf ein Highlight in der Woche freut die 51-Jährige sich ganz besonders: Sie fährt am Wochenende an den Bodensee zu einem Workshop mit der US-Amerikanerin Julie Langhorne, die für sie ein Vorbild ist. Sie möchte eine Zukunft gestalten, die nicht von Isolation geprägt ist. "Es geht dabei um mein Herzensthema: wie wir Menschen miteinander achtsam umgehen."

© SZ vom 31.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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