Süddeutsche Zeitung

Meine Woche:Sprachkurs mit Kinderbetreuung

Die Organisation des neuen Schuljahres steht an für Erika Überreiter. Sie leitet das Projekt "Mama lernt Deutsch", bei dem Mütter Deutsch lernen, während ihre Kinder im Säuglings- und Kleinkindalter betreut werden

Von Jessie Morgenroth

Nächste Woche beginnt in Bayern das neue Schuljahr. Doch nicht nur für Kinder und Jugendliche geht der Unterricht wieder los, auch für jene erwachsene Münchnerinnen, die am Projekt "Mama lernt Deutsch" teilnehmen. Es handelt sich um einen Sprachkurs der besonderen Art: Ausländische Mütter lernen Deutsch, während ihre Kinder im Säuglings- und Kleinkindalter betreut werden (www.mama-lernt-deutsch.de/). Die Initiative wurde 2007 von Erika "Riki" Überreiter ins Leben gerufen und war ursprünglich beim Bürgerschaftlichen Engagement des Münchner Sozialreferats angesiedelt - dort hat Überreiter bis zum Ruhestand gearbeitet. Danach machte sie weiter: "Ich wollte, dass das Projekt münchenweit ausgebaut wird", erinnert sich die heute 69-Jährige. Aus der einen Gruppe sind mittlerweile 36 geworden, gelernt wird an 25 Standorten in verschiedenen Stadtteilen. Seit diesem Jahr gehört das Projekt zum "Verein für Fraueninteressen".

Ursprünglich richtete sich das Angebot an Geflüchtete, doch auch Frauen, die aus anderen Gründen nach Deutschland kommen und Probleme mit der Sprache haben, sind willkommen. Ein Kind ist keine Teilnahmevoraussetzung. Es machen auch ausländische Frauen mit, die zum Teil seit mehreren Jahren in München leben, aber nach wie vor kein Deutsch sprechen. Allerdings bieten sich die Treffen für Mütter mit kleinen Kindern an: Die Teilnehmerinnen kommen einmal pro Woche an einem fixen Vormittag für zwei Stunden zusammen, um in ungezwungener Umgebung an ihren Sprachfähigkeiten zu arbeiten, während das Betreuungsproblem gelöst ist.

Seit fast vier Jahren wird Überreiter als Projektleiterin von Gabriele "Gabi" Keller unterstützt, Überreiter kümmert sich um die Koordination der Gruppen im Westen Münchens, Keller um die im Osten. Als Lehrerinnen gehen sie bei der Gründung einer neuen Gruppe sowie am Anfang des Schuljahres selbst in die Kurse. Oder sie springen bei Ausfällen ein. Geleitet werden die Gruppen, in denen zwischen fünf und 15 Frauen lernen, ehrenamtlich von etwa vier Frauen verschiedenen Alters - mal bringen Studentinnen den Teilnehmerinnen Deutsch bei, mal sind es Seniorinnen. Derzeit suchen Erika Überreiter und Gabriele Keller nach neuen Helferinnen.

Dass die acht Stunden pro Woche, für die sie auf 460-Euro-Basis als Projektleiterinnen bezahlt werden, bei weitem nicht ausreichen, bestätigt Überreiters voller Terminkalender. Diese Woche steht die Organisation des neuen Schuljahrs an, Montag Bürotag, Dienstag interne Organisation, danach diverse Gespräche zu den Gruppenstarts.

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Quelle:
SZ vom 06.09.2021
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