Meine Woche:Plattform für Kunst und Kultur

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Vor acht Jahren kam Kamo Issa kurz vor dem Ausbruch des Bürgerkriegs aus Syrien nach München - und der Student der Politikwissenschaft kann die Verbundenheit mit seinen Wurzeln auch an der Isar pflegen: Der 33-Jährige organisiert die Kurdische Filmwoche im Gasteig

Von Hannes Brandner

Wenn Kamo Issa spricht, merkt man nicht, dass er erst seit ein paar Jahren in Deutschland lebt. Kein Akzent ist zu hören, er drückt sich sprachgewandt aus. Genauso wenig merkt man, dass er gerade einen Berg Arbeit vor sich hat und eigentlich viel wichtigeres zu tun hätte, als Fragen über sein Leben zu beantworten. Entspannt zurückgelehnt sitzt er da und nimmt sich Zeit. Nachdenklich erzählt er von seiner Jugend im syrisch-türkischen Grenzgebiet, seiner Studienzeit in Damaskus - und von seiner Familie. Wie sehr er an seiner kurdischen Heimat hängt, spiegelt sich in seinem aktuellen Projekt, das er zusammen mit ehrenamtlichen Helfern vom Verein für ethnische Minderheiten, einem kurdischen Kulturverein in München, auf die Beine stellt: Issa organisiert die fünfte Kurdische Filmwoche, die von Mittwoch, 6. Februar an, im Gasteig läuft.

Obwohl der 33-Jährige damit alle Hände voll zu tun hat, scheint er in sich selbst zu ruhen. Wenn dann für einen Tag alle Telefonate geführt, alle Mails beantwortet und alle Veranstaltungspartner auf den neuesten Stand gebracht wurden, hat er abends sogar noch Zeit, an seiner Hausarbeit für die Uni zu arbeiten. Das Thema, natürlich: der Nahe Osten. Kamo Issa kam 2011, kurz vor dem Ausbruch des Bürgerkriegs, aus Syrien nach München, um Politikwissenschaften an der Ludwig-Maximilians-Universität zu studieren. In seiner neuen Heimat München engagiert er sich seit einigen Jahren für den Verein für ethnische Minderheiten. Dort kann er die Verbundenheit zu seinen Wurzeln sowie die Begeisterung für den Austausch mit Menschen und deren Kulturen verbinden. Die Filmwoche passt da perfekt: Auf der einen Seite fördern er und der Verein damit kurdische Kunst und Kultur, auf der anderen Seite vermitteln sie dem Publikum die Geschichte und das Leben der Kurden. "Wir wollen eine Plattform sein", erklärt Issa die Idee der Filmwoche. "In den letzten Jahren kam das Konzept gut an, die Leute waren positiv überrascht, wie gut die Filme sind, und das hat mir und dem Verein Kraft gegeben." Das Ziel für dieses Jahr: "Noch mehr Menschen erreichen."

Jetzt bleiben nur noch wenige Tage bis es losgeht - für den 33-Jährigen scheinbar kein Grund, nervös zu werden. Er hat Zeit genug, um in der Woche noch zweimal ins Fitnessstudio zu gehen oder abends mal ein wenig zu lesen. Von Mittwoch bis Sonntag werden aber dann auch für Issa die Uni und der Sport in den Hintergrund rücken. Dann stehen die Filmvorführungen im Zentrum - und natürlich die Gäste. Denn auf die freut sich Kamo Issa am meisten.

© SZ vom 04.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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