Süddeutsche Zeitung

Meine Woche:Plastikfrei träumen

Patrick Bombik will in Thailand Mehrwegflaschen vertreiben

Von Lea Hruschka

Die Flaschen, die die Wellen am Strand der Insel Ko Kut in Thailand an Land spülen, bringen keine abenteuerlustige Flaschenpost, sondern ein großes Problem mit sich: Plastik. Mitten im einst traumhaften, nun aber vermüllten Strand steht Patrick Bombik ) bei seiner ersten Reise nach Thailand im August 2017.

Weil der 27-jährige Wirtschaftsinformatik-Student die Plastikverschmutzung an Ort und Stelle gesehen hat, hat er sich entschlossen, etwas zu verändern. Mit der Gründung der studentischen Organisation "Glassic" will er Mehrwegflaschen aus Glas auf der thailändischen Insel vertreiben. "Der Non-Profit-Gedanke ist dabei führend", erklärt der Gründer. Wenn das Projekt gut läuft, will das zwölfköpfige Team das Konzept auf ganz Thailand ausbreiten. Bis dahin gibt es für Bombik viel zu tun. Am Montag muss er sich um Werbung für die Crowdfunding-Kampagne kümmern, die am Freitag gestartet ist. Dabei will Bombik innerhalb von vier Wochen 12 000 Euro sammeln, um eine Anlage in Thailand zu finanzieren.

Denn das Team hat zwar bereits ein Gebäude an Ort und Stelle bauen lassen, 18 000 hochwertige Flaschen aus München nach Thailand gebracht, Kunden - besonders aus der Tourismus-Branche - für sich gewonnen und 13 Jobs in Thailand geschaffen. Der Verkaufsstart der Mehrweg-Flaschen steht jedoch noch aus. "Besonders Corona hat uns große Probleme bereitet", bedauert der Projektleiter. Was bis zum Verkaufsstart noch alles zu tun ist, besprechen die Studenten in ihrem "Weekly", einem Online-Meeting am Montagabend.

Was die Gruppe dort diskutiert, wird am Mittwoch in die Tat umgesetzt. Bombik führt dazu viele Gespräche mit den thailändischen Partnern, in dieser Woche geht es besonders um das Qualitätsmanagement. "Da sprechen wir dann über so spannende Themen wir Braun- und Gelbwasser", sagt Bombik lachend. Zwischen den vielen Meetings bleibt ihm nicht sehr viel Zeit für das Studium. "Da mache ich gerade bewusst wenig", erklärt er. Denn parallel arbeitet er wöchentlich auch noch 20 Stunden beim Start-Up "Lime Home" als Data-Analyst.

Nach seiner Schicht im Start-Up steht am Donnerstagabend noch eine Paneldiskussion der Technischen Universität München an. Dabei wird er über Herausforderungen seiner Arbeit berichten. Und welche sind das? "Die thailändische Kultur", antwortet er sofort. Diese sei stark von persönlichen Beziehungen geprägt: "Ist man zwei Jahre nicht vor Ort, ist man ein Fremder." Trotzdem will Bombik nach dem Master-Studium bei "Glassic" weiterarbeiten: "Ich will meine Arbeitszeit da reinstecken, wo mein Herz gerade sitzt."

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Quelle:
SZ vom 05.07.2021
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