Meine Woche:Mit Rad und Tat

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(Foto: Catherina Hess)

Oğuz Lüle organisiert die zehnte "Fahrräder für Alle"-Tombola

Von Johannes Korsche

Am Anfang stand die Beobachtung, dass bei den Menschen, die Oğuz Lüle mit seiner Initiative Zivilcourage bei Behördengängen und beim Briefeschreiben unterstützt, außergewöhnlich viele Mahnungen wegen Schwarzfahrens dabei waren. Auf die Frage, warum das so war, hätten sie geantwortet: "Was sollen wir denn machen?" Sie hätten kein Geld für die Öffentlichen gehabt, aber zur Arbeit mussten sie doch irgendwie kommen. Lüle hatte da eine Idee: "Wir schenken euch Fahrräder." Es war der Beginn der "Fahrräder für Alle"-Tombola, die am Sonntag, 28. Juli, zum zehnten Mal auf dem Bordeauxplatz stattfindet. Eine Tombola, bei der jedes Los gewinnt. In diesem Jahr sind bereits etwa 140 Räder zusammengekommen. Bevor sich die Lostrommel am Sonntag dreht, ist aber noch einiges zu tun.

Zunächst warten die letzten Fahrräder darauf, bei den Spendern abgeholt zu werden. Anschließend schaut sich Lüle jedes einzelne Fahrrad genau an. Schließlich soll jeder vom Bordeauxplatz aus losradeln können. "Meistens beim Licht" gebe es Probleme, sagt Lüle. Auch die Gangschaltung müsse er öfter mal neu justieren, und die Fahrradkette sei gerne mal verrostet. Aber alles kein Problem, denn selbst wenn er ein Rad nicht mehr retten könne, schlachte er es für die Ersatzteile aus. "Ich habe noch nie einen Schlauch gekauft", sagt Lüle. Die Vorbereitungen liefen schon seit ein paar Monaten: Fahrrad abholen, reparieren, bei Bekannten in der Garage lagern.

Abholen wird Lüle all diese Räder am Ende der Woche. Damit es am Sonntag auf dem Bordeauxplatz schneller geht. Dort werden die Räder sortiert, in Herren-, Damen-, Jugend- und Kinderräder. Anschließend werden sie nummeriert und die Lose beschriftet. Dafür trifft sich Lüle mit seinen Unterstützern am Sonntag um 10 Uhr. Sechs Stunden haben sie Zeit, um alles fertig zu bekommen. Von 16 Uhr an ist der Losverkauf offen. Zunächst für Münchner, die einen München-Pass oder Behindertenausweis haben. Einen München-Pass hat unter anderem, wer seinen Lebensunterhalt aus Sozialhilfe und Arbeitslosengeld II bestreitet, ebenso Bürger, die ein freiwilliges soziales oder ökologisches Jahr leisten. Erst wenn Einkommensschwache ein Los haben, ist die Verlosung für andere Interessenten frei. Lüle rechnet mit 150 Tombola-Teilnehmern. Ein Los kostet fünf Euro.

Auch wenn das gewonnene Fahrrad nicht gefallen sollte, hat Lüle eine Idee: "Dann kann man das Fahrrad auch mit anderen tauschen." Er beobachte jährlich etwa zehn Münchner, die Schlüssel tauschen, bevor sie aufs Rad steigen.

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