Meine Woche:Kaffee mit Streicheleinheiten

Meine Woche: Foto: Catherina Hess

Foto: Catherina Hess

Im Lokal von Kathrin Karl streifen sechs Katzen durch den Gastraum

Von Sarah Obertreis

Wenn's schief geht, kann ich immer noch das Standardleben anfangen", dachte sich Kathrin Karl (Foto: Catherina Hess), als sie als Geschäftsführerin im Katzentempel einstieg. In dem veganen Café in der Türkenstraße kann man seinen Kaffee mit Streicheleinheiten genießen. Zwischen den Tischen durchstreifen sechs Katzen den Gastraum. Wenn ihnen die vielen Menschen, die vor allem an Wochenenden in den Katzentempel strömen, zu viel werden, ziehen sich die Vierbeiner in ihren eigenen Ruheraum zurück. Hauskatze Jack scheint an diesem Tag jedoch eher einen Mangel an Liebkosungen zu verspüren. Als ihn Kathrin Karl auf den Schoss nimmt, grinst sie und sagt: "Eigentlich bin ich kein Katzennarr. Ich hatte mich hier nicht wegen der Tiere, sondern wegen des veganen Essensangebotes beworben." Karl ist seit rund 15 Jahren Vegetarierin, seit einiger Zeit ernährt sie sich vegan. Die Rezepte der Katzentempel-Gerichte stammen alle von ihr. "Es ist viel leichter vegan zu kochen als die Menschen denken. Backen ist schon schwieriger, da musste ich sehr viel Experimentieren." Mittlerweile hat sie schon einen beachtlichen Stapel sauber geschriebener Rezepte zusammen. "Ich bin sehr strukturiert und benutze für alles Excel-Tabellen", sagt sie.

Diese Eigenschaft dürfte für die Zukunft des Cafés von Bedeutung sein. Zusammen mit dem Gründer des Katzentempels, Thomas Leidner, plant sie, Katzentempel in ganz Deutschland mit einem Franchise-System zu etablieren. Deshalb, und weil sie an einer neuen Website für das Café bastelt, arbeitet Kathrin Karl im Moment viel von Zuhause aus. Ihr Tag startet normalerweise um sieben Uhr. Dann hilft sie eine Weile in der Küche, füttert die Katzen, nimmt Reservierungen entgegen, schreibt Dienstpläne. "Vor acht Uhr komme ich hier eigentlich nie raus, aber das stört mich nicht besonders", sagt sie - und wirkt dabei durchaus zufrieden. Das ist nicht selbstverständlich, hatte sich die Münchnerin doch zuvor viel ausprobiert. Sie studierte Biochemie, promovierte und kam dann zur Unternehmensberatung der Boston Consulting Group. "Das war cool, obwohl ich irgendwann gemerkt habe, dass diese Arbeit nicht zu mir passt." Nach ihrem Ausstieg hat sie sich im Katzentempel als Minijobberin beworben. Der Gründer des Cafés war ebenso entgeistert wie Karls Eltern, dass sich eine promovierte Biochemikerin auf einen Minijob bewirbt. Kathrin Karl sagt lachend: "Thomas Leidner hat mich sofort gefragt, ob ich nicht als Geschäftsführerin bei ihm einsteigen will. Da habe ich natürlich nicht Nein gesagt."

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