Meine Woche:Jungenhaft im Alter

Pfarrer i. R. Dr. Reinhard Biller

Reinhard Biller, Pfarrer im Ruhestand und ein Kind des Schalttages 29. Februar.

(Foto: privat)

Pfarrer Reinhard Biller und sein besonderes Geburtstagsdatum

Von Anita Naujokat

Seine Kinder spötteln schon die ganze Zeit: "Papa, jetzt wirst du endlich volljährig." Das jungenhafte und fast lausbübisch wirkende Lachen von Reinhard Biller, Pfarrer im Ruhestand, würde auch gut zu einem 18-Jährigen passen. Seine große Erfahrung mit Menschen und ihren Problemen aber eher zu dem 72-Jährigen, der er seit diesem Montag nun mal ist.

Biller hat das Glück oder Pech an einem 29. Februar geboren zu sein, der nach dem gregorianischen Kalender nur alle vier Jahre in einem Schaltjahr vorkommt. Das fällt alle 100 oder wie zwischen 1900 und 2100 alle 200 Jahre einmal aus, um das Ganze wieder ein bisschen nach hinten zu korrigieren. Würde Biller also nur seine tatsächlichen Geburtstage addieren, käme er wirklich bloß auf 18. Und auch wenn sich für ihn die Gelegenheit nicht so oft bietet: Zum Feiern mit der Familie bleibt auch diese Woche keine Zeit. Der Terminkalender des promovierten Theologen ist prall gefüllt, auch wenn er sich nicht mehr mit Gemeindehauserweiterungen herumschlagen muss, wie zuletzt in der evangelischen Korneliuskirche in Karlsfeld, wo er 21 Jahre bis zu seiner Pension gewirkt hat.

Obwohl im Ruhestand, ist er Landespfarrer der Johanniter in Bayern und für 19 Pfarrerinnen und Pfarrer zuständig. "Viele glauben ja, die Johanniter seien katholisch, doch sie ist eine evangelische Organisation", sagt Biller. Nach acht Jahren will er in dieser Woche seinen Rückzug einläuten, damit endlich ein Nachfolger gesucht werde, sagt er. Sein Ehrenamt hält ihn fast die ganze Geburtstagswoche auf Trab: erst Landesvertreterversammlung in Unterschleißheim, dann Jahrestagung in Augsburg mit einer Islam-Fortbildung. Biller wird von Gesprächen mit einem Syrer aus Damaskus, dessen Vater Imam ist, über dessen Christenbild berichten.

Kennengelernt hat der Wahl-Untermenzinger den Mann in einer Flüchtlingseinrichtung an der Tubeufstraße, wo Biller und seine Ehefrau Heidelies auch diesen Dienstag beim Deutschunterricht helfen. Sie betreut Kinder, er macht Deutschkonversation. Doch was heißt schon Deutschunterricht in einer Durchlaufstation: "Es ist eine Art Beschäftigungstherapie, damit die Menschen nicht verzweifeln oder aggressiv werden durch das ihnen aufgezwungene Nichtstun und die Perspektivlosigkeit", sagt Biller. Ehrenamtlich als Helfer angemeldet sind beide über die Caritas. Die ist zwar katholisch, doch damit hat Biller kein Problem. Zwischendurch ist er aktiv als Großvater von fünf Enkeln. Kein Wunder, dass er sich dieses jungenhafte und lausbübische Lachen bewahrt hat.

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