Süddeutsche Zeitung

Meine Woche:Insel der Bodenständigen

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Ingrid Huber organisiert den Hofmarkt in Ramersdorf

Von Lea Weinmann

Ingrid Huber spricht nicht gerne von sich selbst. Und fängt sie doch damit an, ist sie schnell wieder bei anderen Menschen - die seien sowieso spannender. Dann erzählt die Rentnerin () von allen Ausstellern, die kommendes Wochenende am achten Ramersdorfer Hofmarkt teilnehmen: von der Töpferin, die so edlen Ton verwendet, von der Familie, die im Bayerischen Wald Alpakas hält und alles Mögliche aus deren Wolle häkelt, vom Gartenbauprojekt "rosen_heim", das nebenan sein Gemüse anbaut und vom Arbeitskreis Stadtteilgeschichte Ramersdorf, in dem so viel Wissen über den Stadtteil weiterlebt. Der Hofmarkt, "das ist einfach familiär", sagt sie. "Die Leute müssen zu uns passen." Bodenständig - das treffe es.

Ingrid Huber redet also nicht gerne von sich selbst, dabei ist sie, die zusammen mit ihrem Mann das Glaskunstgeschäft an der Aribonenstraße betreibt, das Herzstück dieses Hofmarkts: Sie organisiert, verteilt Plakate, öffnet den eigenen Hinterhof mit Garten, in dem in diesem Jahr die rund 18 Stände Platz finden. Angefangen haben sie vor acht Jahren mit nur fünf Ausstellern. "Es ist eben doch was los auf der Ramersdorfer Insel", sagt sie, und um das zu beweisen, kam ihr damals die Idee mit dem Markt. "Die Insel", damit meint die 68-Jährige das dreieckige Stückchen Wohngebiet, inmitten des strömenden Straßenverkehrs am Innsbrucker Ring im Osten, der Kirchseeoner Straße im Norden und der Rosenheimer Straße im Westen.

"Glaskunst Huber" verkauft dort, gegenüber der Kirche Maria Ramersdorf, seit Jahrzehnten handgravierte und -bemalte Bierkrüge. Früher, von 1973 an, betrieben die Hubers dort noch eine Konditorei, verkauften ihre berühmten "Zwetschgenbavesen", dieses süße, mit Zwetschgenmus gefüllte Schmalzgebäck, das man heute kaum noch findet, nach dem die Leute aber immer noch fragen, wenn sie den Laden betreten. Die Konditorei ist Geschichte, seitdem die Tochter als Konditor-Weltmeisterin 1999 in Montréal berühmt wurde und dann vor einigen Jahren begann, durch die Welt zu touren. "Sie soll das machen, solange sie kann", sagt Ingrid Huber und spricht damit auch für sich selbst. Sie will sich nicht ausruhen, sie ist "ein Mensch, der immer was tun muss".

Die vierfache Großmutter steht in der alten, hellgelb gefliesten Küche hinter dem Laden und stellt Kaffee auf den Holztisch. "Sehr viel Arbeit" sei dieser Hofmarkt und jedes Jahr überlegt sie aufs Neue, ob sie es noch einmal machen soll. Aber dann fragen die Leute: Ist denn bald wieder Hofmarkt? Huber zuckt mit den Achseln: "Ich mache Menschen gerne glücklich."

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Quelle:
SZ vom 27.08.2018
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