Süddeutsche Zeitung

Meine Woche:Gemälde aus Metall

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Sabrina D'Agliano arbeitet mit japanischer Schmiede-Technik

Von Jann-Luca Künßberg

Sabrina D'Agliano überrascht sich gerne selbst. Wenn die Künstlerin Kupfer- und Silberplatten stapelt, in einer Esse, also einer offenen Feuerstelle, erhitzt und im Schmiedeprozess miteinander verschweißt, entstehen individuell gemaserte Objekte, amorphe, wie in Bewegung festgehaltene Linien und Flächen, jedes Stück ein Unikat. Von diesen Überraschungen lässt sich D'Agliano inspirieren und arbeitet die Muster dann durch Fräsung heraus. Mokume-Gane heißt die zugrunde liegende japanische Technik, von der die gelernte Goldschmiedin zum ersten Mal in ihrer Ausbildung las und sofort elektrisiert war.

Am Freitag hat die Künstlerin eine Ausstellung ihrer so entstandenen Arbeiten im Hei, dem Haus der Eigenarbeit in Haidhausen eröffnet. Dabei stellte sie auch fotorealistische Malereien vor, in die sie ihre Schmiedekunst übersetzt. Diese Woche bleibt sie nun in München, sie will Interessierten auch nach Ausstellungsschluss zur Verfügung stehen und Anfragen zu ihrem Werk beantworten. Überhaupt überlegt Sabrina D'Agliano, in die bayerische Landeshauptstadt umzuziehen. Momentan lebt die gebürtige Würzburgerin in Andernach in Rheinland-Pfalz.

Doch München entwickelt gerade Anziehungskraft auf sie. Abgesehen von der Schau im Hei, die noch bis 17. September läuft (Dienstag bis Freitag, 15 bis 21 Uhr, Samstag, 12 bis 18 Uhr), stehen in München auch die nächsten Projekte der Künstlerin an. Mittelfristig startet ein neues Kunstkursmodell, zunächst findet unter ihrer Leitung am Wochenende aber ein Mokume-Workshop im Hei statt. Dessen Leiter Rainer Wirth nennt den Lehrgang augenzwinkernd die Meisterklasse im 300 Kurse umfassenden Jahresprogramm.

Vier Teilnehmer werden das ganze Wochenende mit Sabrina D'Agliano in der Werkstatt stehen. In Ermangelung einer Esse werden die Metallplatten vorbestellt, die Kursteilnehmer erhitzen diese dann mit Propangas, um sie "runterzuschmieden", wie D'Agliano das nennt. "Wichtig ist, die Flexibilität zu haben, sich auf das Material einzulassen. Am Samstag werden wir hauptsächlich schmieden und an der Struktur des Metalls arbeiten, Sonntag dann überlegen, was wir damit anstellen", erklärt die Künstlerin. Hei-Leiter Wirth sieht gerade im technisch anmutenden Prozess der Erwärmung einen kreativen Kern, erkennt D'Agliano doch schon zu diesem Zeitpunkt erste inspirierende Linien im Metall. Ihre Arbeit verschmilzt Handwerkliches mit Künstlerischem, eine Portion Zufall gehört dazu. Und das ist Sabrina D'Agliano gerade recht.

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Quelle:
SZ vom 12.08.2019
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