Süddeutsche Zeitung

Meine Woche:Erste Hilfe auf zwei Rädern

Sanitäter Thomas Nindl ist für die Motorradstaffel des Arbeiter-Samariter-Bundes unterwegs

Von Anna-Leandra Fischer

Während am Freitagabend viele schon im Wochenendmodus sind, fängt die Arbeit für Thomas Nindl () erst richtig an. Dann nämlich holt er das Motorrad für seinen Dienst ab. Am Sonntagabend bringt er es wieder zurück. Für die Motorradstaffel des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) fährt der 55-jährige Sanitäter am kommenden Wochenende ehrenamtlich auf den Straßen Münchens und den Autobahnen des Umlands - wenn das Wetter passt.

Die Motorradstaffel hilft bei Unfällen, beispielsweise auf Autobahnen, und leistet Erste Hilfe. Doch dieses Mal ist Nindl nicht nur für die Motorradstreife zuständig. Denn am Samstag, 4. Mai, zeigt er sein schweres Bike beim Tag der offenen Tür der Freiwilligen Feuerwehr Oberföhring. Dort wird er dann immer und immer wieder Kinder auf sein Motorrad heben. "Denn jeder will mal das Blaulicht einschalten", sagt Nindl und freut sich schon jetzt auf die strahlenden Gesichter. Den Dienst teilt er sich sonst mit 14 anderen Freiwilligen. Von Ostern bis zum Oktoberfest sind die drei Motorräder des ASB am Wochenende unterwegs. Meistens sind nur ein oder zwei Fahrer im Einsatz. Das heißt durchschnittlich drei Einsätze für jeden pro Saison. Jedes Wochenende müssen die Ehrenamtlichen also nicht opfern.

2007 hat Nindl die Staffel gegründet, 2018 hat er die Leitung an zwei Kollegen abgegeben - der fehlenden Zeit wegen, wie er sagt. Denn der ASB-Fahrer hat einen vollen Terminkalender. Von montags bis freitags arbeitet er als Geschäftsführer einer Zuliefererfirma für Elektromobilität. Nebenbei ist er Vorstand des ASB München. Auch unter der Woche ist das Motorrad nicht abgeschrieben. Wenn das Wetter schön ist, fährt Nindl damit zu seiner Arbeitsstelle. Und auch sonst sitzt er gerne auf seiner Maschine: Im Sommer geht es mit Freunden in die Pyrenäen. Wann immer der Motorradfahrer Zeit hat, geht er radfahren, laufen oder schwimmen. Er ist begeisterter Ausdauersportler, absolviert mehrer Triathlons im Jahr. Dadurch entstand auch die Idee, dass die Motorradstaffel Sportgroßereignisse begleiten könnte. "Dort kommen Motorräder einfach besser voran als große Autos", sagt der 55-Jährige. Der größte Einsatz ist jedes Jahr die Radltour des Bayerischen Rundfunks.

Nindl ist schon seit 1982 beim ASB tätig. Nach seinem Sanitätsdienst sei er dabei geblieben, weil er Menschen helfen wolle. Wenn man Rettungsdienst fahre, merke man nämlich oft, "dass die eigenen Probleme gar nichts dagegen sind", sagt er. Diese Erfahrung macht er auch bei der Motorradstaffel: "So eine Schicht erdet einen."

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Quelle:
SZ vom 29.04.2019
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