Süddeutsche Zeitung

Meine Woche:Die Predigt im Umzugskarton

Elisabeth Kühn beginnt als Pfarrerin für Planegg-Stockdorf

Von Annette Jäger

Als erstes mussten die Spielsachen ausgepackt werden, sagt Elisabeth Kühn. Die neue Pfarrerin der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Planegg-Stockdorf ist mit ihrem Mann und den drei Töchtern - drei, sieben und neun Jahre alt - zum 1. Mai ins Pfarrhaus an der Karlstraße in Planegg eingezogen. Noch leben alle ein wenig zwischen Umzugskartons, sagt sie, aber die Arbeit als neue Pfarrerin hat schon am 1. Mai begonnen und steuert am Pfingstsonntag, 23. Mai, auf den offiziellen Beginn zu: Im Gottesdienst um 10.30 Uhr wird sie von Dekan Markus Ambrosy in der Waldkirche offiziell in ihr Amt eingeführt. Dann wird die neue Seelsorgerin auch erstmals für die Kirchenmitglieder sichtbar werden.

Sichtbar werden - das liegt ihr am Herzen. Aber die Pandemie lässt es noch nicht vollständig zu. Etwa 60 Plätze können in der Waldkirche belegt werden, rund 40 in der Apostelkirche in Stockdorf, die zur Kirchengemeinde gehört und wo der Gottesdienst mit Elisabeth Kühn schon um 9 Uhr beginnt. Besucher müssen sich vorher im Pfarramt anmelden.

Die Predigt hat Elisabeth Kühn schon in den Kartons mitgebracht, "ich war sicher, dass im Umzugschaos wenig Ruhe dafür bleibt." Und tatsächlich füllt sich der Kalender nach und nach: An diesem Montag steht das erste Taufgespräch an, die Taufe selbst dann am Samstag. Am Dienstag ist ein digitales Treffen mit Kollegen aus dem alten Dekanat angesetzt - Kühn war zuvor fünfeinhalb Jahre lang in Markt Schwaben als Pfarrerin tätig -, um sich "theologisch auszutauschen", wie Kühn es nennt. Am Donnerstag findet dann die erste Pfarrkonferenz statt. Da wird sie die neuen Kollegen im Dekanat kennenlernen, zumindest in ihrer Online-Version.

Zwischendurch will sie sich diese Woche immer wieder in ihre neue Kirche, die Waldkirche, zurückziehen. Die Kirche sei "architektonisch komplex". Die Besucher sitzen in Kirchenbänken im Kreis, der Altar ist in der Mitte. Diesen liturgischen Raum zu erfassen, alle Besucher rundherum anzusprechen - "das muss man üben". Als Pfarrerin in diesem Raum ganz und gar anzukommen, wird auch in den Wochen ihre Aufgabe bleiben.

"Ich bin sicher sehr nervös", sagt Kühn mit Blick auf den Pfingstgottesdienst. Alle werden sie beobachten, die Besucher werden urteilen, ob sie ihren Predigtstil mögen, "das muss man aushalten". Sie gehe eher erzählerisch dabei vor, weniger erklärend, "Geist und Herz" sollen angesprochen sein. Zwei Gottesdienste hintereinander zu halten, dazu viele erste Gespräche mit der Kirchengemeinde - sie vermutet, danach ziemlich erschöpft zu sein. Wenn das Wetter mitspielt, soll es ein Essen im Garten geben. Und wenn es ganz gut läuft, auch einen Mittagsschlaf.

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Quelle:
SZ vom 17.05.2021
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