Meine Woche:Die Kraft der Geschichten

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(Foto: Privat)

José Ramón Alonso ist Neurobiologe aus Salamanca, Stipendiat in Obermenzing und liebt Jugendbücher

Von Luisa Schumann

Der kleine Schreibtisch wirkt auf den ersten Blick nicht besonders aufregend, doch: "Wissenschaft ist ein Abenteuer", erklärt José Ramón Alonso . An dem Arbeitsplatz, den Tausende Bücher umgeben und den eine kleine Leselampe erleuchtet, beschäftigt sich Alonso zwei Monate lang mit seinem liebsten Hobby: Geschichten. Bis Ende November ist der Spanier einer von drei Stipendiaten an der Internationalen Jugendbibliothek in Obermenzing. Das vom Auswärtigen Amt finanzierte Stipendiatenprogramm gibt es seit mehr als 50 Jahren. Zwischen sechs Wochen und drei Monaten bleiben die Wissenschaftler in München. Die meisten von Ihnen sind Experten für Kinder- und Jugendliteratur. Alonso bezeichnet sich als Außenseiter. Denn eigentlich ist er Neurobiologe. Aber warum dann Kinderbücher?

"Ich erzähle gerne Geschichten", erklärt der Professor aus Salamanca bescheiden. Drei Kinderbücher hat er schon veröffentlicht. In dem Forschungsprojekt beschäftigt er sich mit der Darstellung von Wissenschaftlern in Bilderbüchern. Er hatte Glück, dass ihn eine Freundin auf das Programm hingewiesen hat, denn: "Das hier ist der beste Ort auf der ganzen Welt für diese Forschung." Dass dieser Ort ausgerechnet in Deutschland liegt, kommt ihm sehr gelegen. José Ramón Alonso mag die deutsche Kultur und Sprache, vor 30 Jahren hat er in Frankfurt als Postdoktorand gearbeitet. Tagsüber ist er unter der Woche in der Bibliothek, aus dem Fenster sieht er in den malerischen Innenhof des Schloss Blutenburg. Abends wird er diese Woche die Sehenswürdigkeiten Münchens abklappern, denn sein Sohn Raúl kommt zu Besuch. Obwohl er gern ausgefallene Restaurants ausprobiert, werde er mit seinem Sohn natürlich auch in einer typisch-bayerischen Gaststätte einkehren, betont er.

Am Wochenende möchte der 55-Jährige unbedingt auf den Flohmarkt in Daglfing. "Flohmärkte sind etwas sehr Deutsches. Ich mag es, ausgefallene Dinge zu kaufen und mich mit den Leuten zu unterhalten." Zum Fußballspiel von Bayern München gegen Borussia Mönchengladbach geht es am Samstag, denn Sohn Raúl ist großer Fußballfan. Am Sonntag möchte sich der Spielzeugliebhaber Alonso die Puppentheaterausstellung im Stadtmuseum ansehen, bevor es am Montag zurück in die Bibliothek geht. Auch für die Zeit nach seinem Stipendium hat Alonso schon Pläne: Kinderbücher schreiben, um Vorurteilen entgegenwirken: "Kinder haben viele Stereotype. Bücher sind deshalb ein tolles Werkzeug, um ihnen die Welt zu zeigen. Denn: Wissenschaftler sind nicht immer alt, männlich, bärtig und verrückt."

© SZ vom 20.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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