Solidarisch zueinander sein, ist selten verkehrt. In Zeiten der Krise ist es sogar essenziell. Einer, der nicht erst seit der Corona-Pandemie Bedürftige in Schwabing unterstützt, ist Hans Peter Bergmann . Auch die kommende Woche ist da keine Ausnahme. Der Montag wird für den 61-Jährigen erst mal normal anfangen. "Mit Arbeit halt", sagt er. Damit meint er, dass er seinem Job in einer Agentur für Messebau, Grafik und Webdesign nachgeht. Entweder Dienstag oder Mittwoch wird er "die erste Fuhre Lebensmittel holen" und verteilen. Schon seit 2016 ist Bergmann auf der Website "nebenan.de" aktiv. Das ist eine bundesweite Plattform, auf der sich Nachbarn in einem Radius von etwa 500 Metern vernetzen und einander unterstützen können. Bergmann sagt, er sei dort ein Mann der ersten Stunde gewesen. Seit dem Frühjahr 2017 postet er regelmäßig Beiträge. Die klingen etwa so: "Um 17 Uhr gibt es bei mir kostenlos Gemüse."
Bergmann arbeitet mit verschiedenen Geschäften zusammen. Die meisten wollen ungenannt bleiben. Auch am Donnerstagnachmittag wird er dort Übriggebliebenes entgegennehmen. In der Regel reiche das für 30 bis 50 Personen, sagte er. Besonders wichtig ist ihm, dass jeder zu ihm kommen kann. Denn wer Nahrungsmittel von Bergmann empfängt, braucht dafür keinen Berechtigungsschein wie zum Beispiel bei der Tafel. Diejenigen, die er versorgt, sind trotzdem auf Hilfe angewiesen. Häufig seien es Menschen, die in temporärer Armut leben oder sich für ihre finanzielle Lage schämen. Das ist nicht erst seit der Pandemie so. "Die Bedürftigkeit war schon vorher da", sagt Bergmann. Aber er sehe schon, dass jetzt mehr Leute kommen.
Das Wochenende widmet Bergmann seinen Hobbys: Wikipedia-Einträge schreiben und kochen. "Insofern trifft sich das mit den Lebensmitteln eh gut", sagt er und lacht. Ganz frei nimmt er sich aber nicht: Am Sonntag geht es schon wieder weiter mit dem Ehrenamt. Seit einiger Zeit arbeitet Bergmann nämlich mit der Bäckerei Kistenpfennig zusammen, die ihm unverkaufte Backwaren zur Verfügung stellt. Nachmittags sammelt er sie ein. Später werden sich bedürftige Nachbarn in einer Schlange an Hans Peter Bergmanns Straße aufstellen. Er wird mit einem Wägelchen vorbeilaufen, in dem Brot und Semmeln liegen. Jeder nimmt sich, was er braucht. Dieser Tage natürlich mit Sicherheitsabstand und Mundschutz.