Meine Woche:Chef von 1100 Ehrenamtlichen

Stadtbrandmeister Claudius Blank; Claudius Blank
(Foto: Lennart Preiss)

Claudius Blank ist Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr

Von Ilya Portnoy

Weil es für Sport und Musik in seinem Heimatort Gangkofen in Niederbayern kein Angebot gab, blieb Claudius Blank kaum etwas anderes übrig, als mit 14 Jahren bei der Freiwilligen Feuerwehr einzutreten. Seitdem hat Blank es weit gebracht. Gerade erst wurde er zum Kommandanten der Freiwilligen Feuerwehr München ernannt. Seinem Ehrenamt widmet er nun etwa zehn Stunden pro Woche, wofür sein Arbeitgeber ihn freistellen muss. Als hauptberuflicher Bereichsleiter für Digitalisierung und Telematik bei den Stadtwerken München (SWM) kann Blank sein fachliches Knowhow etwa im Umgang mit Brandmeldeanlagen einbringen. Darin liege gerade, wie er sagt, der "Joker" der Freiwilligen Feuerwehr, bei der viele Spezialisten aus unterschiedlichen Bereichen zusammenkämen. In München sind es knapp 1100 Mitglieder.

Normalerweise hat der Kommandant mittwochs seinen "Feuerwehrbürotag. In der Feuerwache 4 an der Heßstraße steht dann etwa Ausbildungsplanung auf der Agenda. Nicht so in dieser Woche, denn einmal im Jahr geht es zur Atemschutzwiederholungsübung. Echt hart sei dieser Belastungstest, bei dem man in voller Montur verschiedene Stationen durchläuft. Danach, sagt Claudius Blank, sei er immer völlig schweißgebadet. In seiner neuen Rolle muss er zwar nicht mehr in brennende Häuser laufen. "Wer führen will, muss frei von Arbeit sein", weiß der Stadtbrandrat. Die Übung gibt ihm aber die Chance, sich zu beweisen, dass er immer noch mithalten kann.

Am Samstag macht Blank sich ein Bild von den laufenden Ausbildungen. Corona-bedingt finden die Übungen gerade in kleineren Gruppen statt, um das Infektionsrisiko gering zu halten. "Den Einsatz kann man aber nicht abstellen." Aufgrund der Pandemie leide das, was als Kameradschaft bezeichnet wird, enorm. Die Zusammenarbeit ähnle einer Choreografie bei einem Theaterstück, wo jeder Griff sitzen muss. Besonders komme es in diesem Ehrenamt darauf an, sich zu kennen und einander einschätzen zu können, vor allem in Extremsituationen.

Seit seiner Jugend ist es Blank gewöhnt, dass sein Funkmeldeempfänger, auch "Piepser" genannt, jederzeit zum Einsatz rufen kann. Die ständige Belastung merkt er vor allem dann, wenn sie fehlt, nämlich im Urlaub. Es sei wichtig, für einige Zeit abzutauchen. Den Sonntag hält sich Blank für die Familie frei, die ihm den Rücken stärkt. An Verständnis mangelt es ohnehin nicht, sind doch seine Kinder ebenfalls schon bei der Freiwilligen Feuerwehr aktiv. Zu den Zielen, die Blank als Kommandant anvisiert, gehören neben der Modernisierung der Gerätehäuser auch die Vereinbarkeit von Arbeit, Familie und Ehrenamt sowie eine Steigerung der Diversität bei den Mitgliedern. In seinem neuen Amt sieht Blank sich mehr als Politiker oder Manager. Es gehe um Organisationsgeschick, also weniger um fachliche Details, als vielmehr darum, dass die Einsätze "ehrenamtlich stemmbar" bleiben.

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