Meine Woche:Aus Tirol zum Mariahilfplatz

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(Foto: Renate Schmidt)

Barbara Unterladstätter feiert Premiere auf der Auer Dult

Von Anita Naujokat

Barbara Unterladstätter () dürfte die Pendlerin der Woche sein. Jeden Morgen startet sie von Jenbach oder Kufstein aus um 7.35 Uhr, um rechtzeitig, knapp zwei Stunden später, ihren Stand auf der Auer Dult zu öffnen. Abends geht's um 21 Uhr wieder zurück. Der Mariahilfplatz ist Neuland für die gebürtige Südtirolerin: Die 59-Jährige ist jetzt das zweite Jahr als Marktfahrerin im bayerischen Raum vertreten und nach vier Bewerbungen das erste Mal auf der Maidult mit Produkten aus dem Kunsthandwerksbetrieb der "Altwiener Schildermanufaktur" ihres Bruders Albert Lechner. Etwa 2500 Schilder und Bilder, Schützen-, Jubiläums-, Jäger-, Hochzeits-, Pensionsscheiben, Tür- und Namensschilder hat Barbara Unterladstätter in die Tandlergasse mitgebracht, "alles handgemacht aus Holz in Wien, die kleinen Schilder im Druckverfahren", wie sie erklärt. Und wie behält man da den Überblick? "Alles nach A, B, C ... sortiert in den Schubladen."

Für die Bayern hat ihr Bruder Lechner, der das 50 Jahre alte Unternehmen vor elf Jahren übernahm, die Produktion eigens von k.-u.-k.-Design der österreichisch-ungarischen Monarchie auf königlich-bayerisch umgestellt. Statt des schwarzen Doppeladlers prangen hierzulande die zwei gelben bayerischen Löwen mit der Krone auf den Schildern.

Marktluft hat Barbara Unterladstätter erstmals auf den Märkten in Wien geschnuppert, als ihre vier Söhne sie "nicht mehr so gebraucht haben". Die Pension der Familie in Wiesing führt der älteste Sohn, die Landwirtschaft mit der Alm Sohn zwei. Ihr Bruder hatte gerade einen personellen Engpass und sie brauchte eine neue Aufgabe. Als Taferlmalerin ist sie nicht zu gebrauchen, dafür fehle ihr die Geduld, sagt sie. Sie habe es lieber mit Menschen und Kunden, Ideen und der Gestaltung. Gezeigt hat sie sich den Münchnern erstmals auf dem vorigen Oktoberfest, wo sie als "Nachbeschickerin ein Restplatzerl" bekam. "Da haben sich für mich die Tore geöffnet", glaubt sie. Doch Tag für Tag am Stand und dann noch fahren? "Ich liebe es", sagt sie, "i hab so a Freid daran", auch wenn sie ihr anderes Leben ebenso liebe. Normalerweise bleibe sie ja auch über Nacht. Aber dieses Mal werde sie auch daheim in Wiesing gebraucht. "Ein Mann, ein Wort - eine Frau, ein Wörterbuch", verabschiedet sie sich dann lachend am Telefon, während im Hintergrund zwischen dem Glockengeläut von Mariahilf noch das Hämmern und Bohren von Sohn drei zu vernehmen ist. Er hilft ihr beim Aufbau.

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