Meine Woche:Alles über die "Schüttellähmung"

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(Foto: privat)

Chefarzt Andrés Ceballos-Baumann ist Spezialist für Parkinson

Von Nicole Graner

Vielleicht wird Andrés Ceballos-Baumann in den nächsten Tagen ein bisschen mehr Mineralwasser trinken. Nicht weil es in der Schön-Klinik am Parzivalplatz keine Lüftung gäbe, sondern weil der Chefarzt der jüngsten Parkinson-Fachklinik viel reden wird. Viele Gäste werden zur Parkinson-Aktionswoche kommen, die bis zum 12. April stattfindet - Patienten und Angehörige. Sie werden sich informieren über die neuesten Therapiemöglichkeiten und viele, viele Fragen an den Arzt stellen, der sich seit 30 Jahren mit der Krankheit beschäftigt und die Klinik seit 2004 leitet. Er wird sie alle beantworten. Sehr gerne, wie er sagt. Und am Dienstag, 11. April, 14 bis 15 Uhr, spricht er über die Krankheit und die medizinischen Erfolge. Genau an jenem Tag, als James Parkinson vor 200 Jahren sein Essay über die "Schüttellähmung" veröffentlichte.

Groß vorbereiten muss sich der 54-Jährige, wie er sagt, zwar nicht mehr auf den Vortrag. Beschäftige er sich doch schon so lange mit dem Thema, habe vieles verinnerlicht. Aber auf dem neuesten Stand sein - das müsse man. "Die Patienten sind häufig sehr gut informiert. Stellen genaue Fragen", sagt der Professor für Neurologie. "Wichtig ist, ihnen auf Augenhöhe zu begegnen."

Seit vielen Jahren gibt es jeden ersten Mittwoch im Monat einen Info-Tag an der Klinik und "um den 11. April machen wir immer etwas", sagt Ceballos-Baumann. Die Planungen für eine Aktionswoche, zusammen mit der deutschen Parkinsonvereinigung, sind schon ein bisschen Routine, das Klinik-Team ist gut eingespielt. "Uns ist es sehr wichtig, dass die Patienten immer wieder erfahren, dass sie nicht alleine sind, wir wollen ihnen aufzuzeigen, dass es Möglichkeiten gibt, ihre Situation zu verbessen." So seien Therapien auch viel komplexer geworden. Komplexität, die aber auch bedeute, dass falsch behandelt werden könne. Es würden, so Ceballos-Baumann, daher mehr Spezialisten gebraucht. Den größten Fortschritt sieht der Chefarzt in der Dopamin-Ersatztherapie, die es ermögliche, "den fehlenden Neurotransmitter von außen wieder hinzuzufügen". Und in der Verstärkung der aktivierenden Therapien wie der Sprech- oder Bewegungstherapien. "Bewegung", erklärt der Chefarzt, "ist ganz wichtig bei Parkinson." Tanzen zum Beispiel helfe als äußerer Taktgeber zu fungieren, erleichtere, in einem Rhythmus zu bleiben.

Klinikbetrieb, Aktionswoche, Vortrag und viele Gespräche - Ceballos-Baumann wird wissen, was er am Ende der Woche getan hat. Aber er weiß auch, dass er als Ausgleich von der Klinik aus schnell am Flughafen ist - für einen Besuch in seiner geliebten Heimatstadt Barcelona.

© SZ vom 10.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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