Präzises Timing ist das A und O im Wirtschaftsleben. Insofern hatte Matthias Potthast, 32, vor zwei Jahren ziemliches Pech. Am Wochenende des 21. und 22. März 2020 wollten er und seine Kollegen mit ihrem Startup Relevo ihr neues Mehrwegsystem für die Gastronomie auf den Markt bringen: Becher und Schüsseln, immer wieder verwendbar, die Wirtinnen und Wirte nur Centbeträge kosten und die auf einem Pfandsystem basieren. Doch unglücklicherweise kam dann der erste Corona-Lockdown, pünktlich zum 22. März, und alle Lokale und Restaurants mussten schließen. Der Start von Relevo wurde verschoben.
Später dann stellte sich heraus: Die Pandemie hatte auch ihre Vorteile, jedenfalls für Mehrwegverpackungen, wie sie Relevo auf dem Markt etablieren wollte. Denn "To go" wurde zu einem wichtigen Standbein der Gastronomie in der Krise. Und die Pflicht, in der EU Mehrwegverpackungen anzubieten, die zum 1. Januar 2023 in Kraft treten wird, bringt nun einen weiteren Schub.
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Letzterer Termin ist auch ein guter Anlass für das Start-up Relevo und den großen Bruder Recup, ihre beiden Systeme am Mittwochabend im Minna Thiel bei der Filmhochschule vorzustellen. "Wir sind zwar eigentlich Konkurrenten", sagt Fabian Eckert, 32, von Recup, "aber wir verstehen uns gut und haben ja auch die Vermeidung von Einwegmüll als gemeinsames Ziel."
Recup arbeitet mit Pfand, Relevo mit einer "Klimagebühr"
Recup war schon ein bisschen früher auf dem Markt: 2016 begannen Eckert und sein Kollege Florian Pachaly in München damit, Mehrwegpfandbecher in drei Größen für die Gastronomie anzubieten, 2020 kamen dann Pfandschalen unter der Marke Rebowl dazu. Bei Recup zahlt der Kunde das Pfand, für den Becher beträgt es ein Euro, für die Schale fünf Euro. Gibt er Becher und Schale an einer beliebigen Ausgabestelle zurück, so bekommt er das Pfandgeld wieder.
Recup ist mittlerweile Marktführer in Deutschland und hat 12 500 Vertragspartner, das Wachstumspotenzial ist freilich noch groß. "In Deutschland gibt es zwischen 120 000 und 150 000 mögliche Anbieter", sagt Fabian Eckert. Ein Teil davon ist allerdings schon an andere Systeme gebunden. Zum Beispiel eben auch an Relevo. "Wir sind schon in rund 100 Städten vertreten", erzählt Matthias Potthast, "und wir haben derzeit rund 1300 Vertragspartner, etwa 270 davon in München."
Relevo arbeitet etwas anders als Recup, und zwar mit Bechern und Schalen aus Plastik oder aus mikrowellentauglichem Glas. Kunden, die bei einem Lokal oder einem Lieferdienst bestellen, bekommen auf Wunsch im Mehrweggeschirr geliefert. Sie müssen sich (und das Geschirr) aber per App registrieren und bekommen eine Erinnerungsmail. Denn wenn sie Becher oder Schüssel nicht innerhalb von 14 Tagen zurückgeben, wird eine "Klimagebühr" in Höhe von fünf Euro pro Becher und zehn Euro pro Schüssel fällig.
Gastronomen, die auf Mehrwegverpackungen umstellen wollen oder zum 1. Januar kommenden Jahres müssen, können dafür von der Stadt bis zu 500 Euro Förderung bekommen. Näheres ist über die Internetseite www.mehrwegmuenchen.de zu erfahren; es gibt dazu auch verschiedene Informationsveranstaltungen.