Megaparty zum Zehnjährigen:Die Band Schandmaul will feiern, feiern, feiern

Schon jetzt bereitet die Band "Schandmaul'' das Fest zum Zehnjährigen im kommenden November vor. Von Michael Bremmer

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Schon jetzt bereitet die Band "Schandmaul'' das Fest zum Zehnjährigen im kommenden November vor. Von Michael Bremmer

Zum einzigen Problem könnte eventuell die Hausordnung werden: Alkoholverbot auf den Zimmern, keine heimlichen nächtlichen Besuche - an sich ein Klacks im Vergleich zu den vielen anderen Krisen, die derzeit in der Musikbranche zu bewältigen sind.

Während landauf landab Bands und Labels über sinkende Verkaufszahlen jammern, pflegen die sechs Musiker der Münchner Mittelalter-Folkrockband Schandmaul einfach nur ihre Fanfreundschaften - und haben damit wachsenden Erfolg.

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Für das Jubiläumskonzert zum zehnjährigen Bestehen im Winter 2008 hat die derzeit zweiterfolgreichste Popband Bayerns hinter den Sportfreunden Stiller das Zenith in Eigenregie gemietet - und schon heute, also knapp ein Jahr vor der Veranstaltung, sind bereits mehr als 2000 Tickets verkauft.

Dafür bieten die Schandmäuler auch einen speziellen Service: Für ihre Fans aus ganz Deutschland und Österreich hat die Band Busreisen zum Jubiläumskonzert organisiert und auch knapp 1100 Betten in Münchner Jugendhotels und Jugendherbergen geblockt - die Hälfte davon ist bereits fest gebucht.

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Die Vorgaben für die Schandmaul-Anhänger auf Reisen sind streng: Im Gästehaus des christlichen Vereins junger Männer (hier sind 52 der 85 Betten reserviert) ist etwa laut Hausordnung "die Unterbringung von nicht verheirateten Paaren in gemeinsamen Zimmern nicht möglich''.

Angst vor ungezügelter Fan-Vermehrung? Ein durchaus amüsanter Aspekt in der dahinsiechenden Pop-Industrie.

Nächtliche Besuche? Alkohol auf den Zimmern? Rauchen? Verbote wie diese gibt es nicht nur beim CVJM, sondern auch im Jugendhotel Wombatz oder in den Jugendherbergen in Thalkirchen und Neuhausen - aber egal, wo die Schandmaul-Fans unterkommen werden:

Auffallen werden sie auf jeden Fall - optisch wohlgemerkt.

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Ein Blick auf die Fans ist schon alleine deswegen wichtig, weil nur so das Phänomen Schandmaul zu verstehen ist. Das Wichtigste: Es gibt nicht den speziellen Fan - auf Konzerten treffen Mittelalterfreaks mit Met-Horn und Kettenhemd auf Normalos in bunten Wollpullovern, grimmige Metal-Jünger auf bleich gesichtige Goths und gutgelaunte Folkies.

Neun Jahre existiert die Band mittlerweile. Vom kleinen Musiklokal "Hexe" in Gröbenzell hat sie sich mittlerweile bundesweit in Hallen vorgespielt, die Platz haben für 2000 Fans und mehr.

Das erste Album hatte eine Auflage von 500 Stück, mittlerweile verkaufen sie jeweils an die 50.000 Exemplare - eine Entwicklung ohne jegliche mediale Unterstützung, denn im Fernsehen und in der "Kommerz-Radiolandschaft", wie es Sänger Thomas Lindner nennt, ist bislang kein Platz für Schandmaul-Songs.

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Dennoch: Die Fans lieben die Band - auch, weil die Musiker die Nähe zu ihren Anhängern suchen.

Schon seit Jahren lädt die Band unterwegs in Deutschland Fans zum "Chillen und Grillen" - dafür legen die Musiker einfach einen Tag Tourpause ein, klatschen in kleinen Clubs Koteletts auf den Rost und spielen im Anschluss nur für Auserwählte.

Für ihr Fantreffen im kommenden Jahr haben sie jetzt den Rheindampfer MS Rheingold gechartert - "weil wir Spinner sind", sagt Schandmaul-Schlagzeuger Stefan Brunner. Am Anfang sei dies natürlich eine "waghalsige Idee" gewesen, aber dem Bandmanager sei es letztendlich egal, ob er eine Konzerthalle oder ein Schiff miete.

Hauptsache, es funktioniert: Für das vierstündige Schippern mit Schandmaul sind bereits alle 500 Tickets vergeben - für 18 Euro inklusive Konzert. Fanpflege statt Abzocke.

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Und im November 2008 wird für das Jubiläumskonzert in München mit Fans aus Berlin, Hamburg, Dortmund und Wien - wo immer sich auch genügend Fans zusammenschließen - vom Schandmaul-Management ein Bus gechartert. Bis zu 1100 Fans, mehr Zimmer in Jugendherbergen und Jugendhotels hätte man nicht bekommen, heißt es bei ,,Headline'' in Köln, die für die Band diese Busreisen organisiert. Schließlich müsse in jedem Haus eine gewisse Anzahl von Betten freigehalten werden. So will es das Jugendherbergswerk.

Die Fans freuen sich - und machen sich so ihre Gedanken. So fragt etwa "alpabu" im Fanforum auf der Band-Homepage nach den Details der Zimmervergabe, er habe nämlich einmal mit seiner Freundin "schlechte Erfahrungen mit zwei etwas in die Jahre gekommenen Trunkenbolden gemacht". Keine Sorge - dafür gibt es ja die Hausordnung.

Foto: Toni Heigl

(sueddeutsche.de)

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