Süddeutsche Zeitung

Medienkompetenz:Digitale Seniorenbildung

Der Bürgerwunsch nach einem Medienzentrum 50 plus für den Münchner Westen erfüllt sich nicht. Für den besseren Umgang mit Computer und Co. plant die Stadt aber dezentral organisierte Lernangebote

Von Ellen Draxel

Medienkompetenz ist heutzutage eine Schlüsselqualifikation. Was für die junge Generation, die mit der digitalen Welt groß geworden ist, selbstverständlich erscheint, macht vor allem Senioren oft zu schaffen - der Umgang mit Tablets, Notebooks und Smartphones. Selbst bei täglichen Erledigungen, sei es in der Bank, wo Überweisungen am Schalter getätigt werden müssen, bei der Bahn, wo Tickets zu erwerben sind, oder in der Bücherei, wo man die Suchfunktion am Computer beherrschen sollte, will man bestimmte Werke finden, ist der Umgang mit den neuen Medien inzwischen unabdingbar.

Ein "Medienzentrum 50 plus für den Münchner Westen" hatten sich deshalb bei der letztjährigen Bürgerversammlung die Aubinger gewünscht. Das allerdings wird es als besondere Anlaufstelle mit eigenen Räumen und in eigener Trägerschaft so wohl nicht geben. Dezentral organisiert hingegen plant die Stadt durchaus Angebote, die inhaltlich der Forderung der Bürgerversammlungsempfehlung entsprechen.

Eine Möglichkeit der Weiterbildung sind Kurse in Alten- und Service-Zentren (ASZ). Dort lassen sich digitale Geräte auch stundenweise ausleihen, um die Nutzung von Laptop und Tablet zu üben. Bislang gibt es im Stadtbezirk Aubing-Lochhausen-Langwied lediglich das ASZ Am Aubinger Wasserturm, ein zweites am Westkreuz ist aber bereits in Planung. Wann und wo es eingerichtet werden soll, ist allerdings noch offen. Weil die Gruppe der Menschen, die 65 Jahre und älter sind, in Freiham bis 2035 auf voraussichtlich etwa 1400 Personen anwachsen wird, ist dort längerfristig ebenfalls ein ASZ geplant.

Fortbildungsmöglichkeit Nummer zwei ist der Besuch des Bildungslokals im künftigen Quartierszentrum von Freiham-Nord. "Die lokale Bildungsberatung entwickelt zielgruppenspezifische Angebote und spezifische Methoden, um Bildungszugänge zu erschließen", erläutert Stadtbaurätin Elisabeth Merk in einem Beschlussvorlage-Entwurf für den Planungsausschuss des Stadtrats. Denkbar seien in Freiham beispielsweise eine "offene, generationenübergreifende Lernwerkstatt ohne Termin zum Lernen im eigenen Tempo" oder auch PC-Kurse. EDV-Räume schaffe man auf jeden Fall, und die Computernutzung soll auch unabhängig von dem Kursprogramm möglich sein.

Zusätzliche Angebote könnten aus Sicht der Stadtplaner außerdem von den Nachbarschaftstreffs angeboten werden. Zwingend ist die Abdeckung dieses Bereichs aber nicht, denn die sogenannte quartiersbezogene Bewohnerarbeit setzt in erster Linie auf bürgerschaftliches Engagement - es müsste sich also zunächst jemand finden, der sich dieses Themas ehrenamtlich annimmt.

Bleibt noch das Programm der Münchner Volkshochschule. Die MVHS soll im Umkreis des Stadtteilzentrums am Mahatma-Gandhi-Platz eine Dependance bekommen, und schon heute bietet die Volkshochschule für Senioren viel: Da gibt es etwa die Computersprechstunde mit Informationen und Beratung zum Umgang mit dem PC. Da gibt es Kurse zur Recherche im Internet, zu Sicherheit und Datenschutz in der digitalen Welt, zum Erlernen von Office und zur Bedienung von Smartphones und Tablets. Der Umgang mit WhatsApp kann so ebenso geübt wie das Fotografieren und Filmen erlernt werden.

Die MVHS will ihr Engagement auf diesem Sektor aber noch ausweiten. Künftig soll auch in der Seniorenbildung Präsenzunterricht durch pädagogischen Online-Lernsupport unterstützt werden - an allen Standorten, auch in Freiham.

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Quelle:
SZ vom 28.06.2019
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