Süddeutsche Zeitung

Maxvorstadt:Weg frei für den Neubau

Der sehr beengte Nachbarschaftstreff Arnulfpark, vor neun Jahren als Provisorium geplant, soll drei Etagen an der Erika-Mann-Straße beziehen. Der Notartermin für das Grundstück steht allerdings noch aus

Von Stefan Mühleisen, Maxvorstadt

Seit fast einem Jahrzehnt muss die offene Kinder- und Jugendarbeit sowie der Nachbarschaftstreff im Arnulfpark mit einem beengten Provisorium auskommen - nun ist der Weg frei für einen angemessen großen Neubau. Nach langwierigen Grundstücksverhandlungen konnte sich die Stadt mit dem Eigentümer der Baulücke an der Westseite des Kontorhauses einigen, wie der Sprecher des Kommunalreferats, Bernd Plank, bestätigt. Der notarielle Abschluss sei nur eine Frage von Wochen. "Es ist alles auf einem guten Weg. Die Wartezeit ist vorbei", sagt Plank.

Vor neun Jahren, mitten im Aufbau des 18 Hektar großen Quartiers zwischen Hacker- und Donnersbergerbrücke, wurde eine soziale Lücke in dem Neubaugebiet notdürftig gestopft. 1500 Menschen, darunter Hunderte Kinder, lebten bereits in den Häusern auf dem ehemaligen Bahngelände - doch es gab keinen sozialpädagogisch betreuten Treffpunkt, weder für Erwachsene, noch für Kinder und Jugendliche. Die Stadt entschied sich für eine Interimslösung, die bis heute der Dauerzustand ist: Der Verein für Sozialarbeit und der Kreisjugendring (KJR) betreiben einen kooperativen Treff in einem Laden an der Arnulfstraße 43: ein Raum, ein Büro, eine Küche, eine Toilette.

Der begrenzte Platz stand von Anfang an im krassen Missverhältnis zum Alltagsbetrieb. Der Treff war und ist bei den Arnulfpark-Bewohnern sehr beliebt, manchmal geht es zu, wie in einem Taubenschlag. Die Leiterin des Nachbarschaftstreffs, Sabine Ullrich, berichtet von bis zu 40 Personen, welche die Einrichtung täglich frequentieren, monatlich seien es bis zu 350, die regelmäßig kommen.

Dazu entwickelte sich der Treff zeitweise zu einer Art Ersatz-Bürgersaal: Gut 120 Menschen drängten sich schon in dem Raum, um über Mieterhöhungen, die Parkgestaltung oder die Parkplatzsituation im Viertel zu diskutieren. Dabei gilt es, den Erwachsenen-Betrieb mit Yogakursen und Bildungspaten mit dem KJR-Angebot des Spielhauses Sophienstraße zu koordinieren. "Wir arrangieren uns gut, weil jeder Rücksicht nimmt", sagt Ullrich, versichert aber: "Die räumliche Situation ist sehr beengt. Die Bewohner freuen sich schon lange auf einen größeren Neubau."

Die Weichen dafür hat der Stadtrat bereits im Dezember 2013 gestellt, indem er das so genannte Nutzerbedarfsprogramm und die Vorplanung billigte. Wegen der "isolierten Lage des Arnulfparks" sei "ein nachbarschaftliches Angebot an junge Familien und andere Bevölkerungsgruppen in besonderer Weise notwendig", argumentierte das Sozialreferat in der Beschlussvorlage. Schon damals war die Rede von 390 Kindern und Jugendlichen, die innerhalb des Quartiers leben. Das detaillierte Konzept der Behörde sieht gemäß der Vorlage eine Gesamtnutzfläche von 430 Quadratmetern vor; ins Erdgeschoss zieht der Nachbarschaftstreff, Kinder und Jugendliche haben erstes und zweites Obergeschoss zur Verfügung. Teil des Beschlusses ist auch eine Aufstellung der Ausstattung

Zu den Gründen, weshalb sich die Verhandlungen so lange hinzogen, mag das Kommunalreferat nichts sagen. Die etwa 300 Quadratmeter große Fläche an der Erika-Mann-Straße gehörte der Alpha Invest Projekt GmbH, die zusammen mit CA Immo Deutschland und Ellwanger & Geiger die Entwicklung des Arnulfparks übernahmen. Zudem will das Sozialreferat keine Angaben machen, ob es bei der ursprünglichen Planung bleiben wird. Es gelte, erst den Notartermin abzuwarten und noch einige Fragen zu klären, sagt ein Behördensprecher. Darüber, welche Fragen das sind und ob es schon einen angepeilten Baubeginn gibt, schweigt die Behörde.

Diese reservierte Haltung deutet - angesichts der schon seit langem ausgereiften Planung - auf ein vorsichtiges Agieren der Behörde in dieser Sache hin. Denn für die Projektgenehmigung wird wohl noch ein Stadtratsbeschluss nötig sein - und die politischen Parteien zeigten sich zuletzt eher knausrig bei der Ausstattung der Nachbarschaftstreffs. Im Sommer vergangenen Jahres gewährte der Stadtrat nur 770 00 Euro für die finanzielle Aufwertung der drei Dutzend Einrichtungen im Stadtgebiet. Experten der Verwaltung hielten gut die doppelte Summe für nötig.

Dem politischen Leisetreten stand das laute Werben um mehr Mittel der Behördenspitze im Sozialreferat entgegen. Sozialreferentin Brigitte Meier betonte damals in der Vorlage, wie wichtig sie die Arbeit der Nachbarschaftstreffs für die Stadtgesellschaft hält. In ihnen gelänge es, "den sozialen Zusammenhalt zu stärken und den Menschen zu ermöglichen, selbst aktiv zu werden", hieß es in dem Papier.

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SZ vom 27.06.2016
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