Maxvorstadt:SPD: München bewahrt U-Bahnhöfe "nur halbherzig vor dem Verfall"

Maxvorstadt U-Bahn Bahnhof Sanierung

Renovierungsbedürftig von oben bis unten: U-Bahnhöfe in der Maxvorstadt.

(Foto: Robert Haas)
  • SPD-Politiker aus der Maxvorstadt haben die Haltestellen der U-Bahn in Augenschein genommen - und sehen Handlungsbedarf.
  • Sie fordern nun, das Erscheinungsbild nachhaltig zu verbessern.
  • Vor allem betroffen sind die Haltestellen Universität, Odeonsplatz, Königsplatz, Theresienstraße, Josephsplatz, Stiglmaierplatz und Maillingerstraße.

Von Stefan Mühleisen

Die Sozialdemokraten im Stadtbezirk Maxvorstadt haben die U-Bahnhöfe in ihrem Wirkungsbereich in Augenschein genommen - und was sie gesehen haben, gefällt ihnen überhaupt nicht. Es genüge nicht, die Bahnhöfe "nur halbherzig vor dem Verfall zu bewahren", schreiben die Stadtviertelpolitiker in einem Antrag an die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG), den der Bezirksausschuss nun beschlossen hat. Das Gremium fordert in dem Papier die städtische Tochtergesellschaft auf, das Erscheinungsbild der unterirdischen Bahnhöfe kurz- bis mittelfristig zu sanieren und aufzuwerten. Explizit genannt werden die Haltepunkte Universität, Odeonsplatz, Königsplatz, Theresienstraße, Josephsplatz, Stiglmaierplatz und Maillingerstraße.

Die SPD-Fraktion hat dazu einen Katalog an Forderungen, dokumentiert mit Fotos, zusammengestellt, die nach Ansicht der Bürgervertreter behoben werden sollen. Am Bahnhof Theresienstraße klaffen, ebenso wie am Bauwerk unter dem Königsplatz und dem Odeonsplatz, zum Beispiel große Lücken in den Wandverkleidungen an den Gleisen, sodass der nackte Beton und die Halteschienen zu sehen sind; das gilt auch für die fehlenden Lamellen in den Deckenkonstruktionen, die den Blick freigeben auf blankliegende Leitungen und teils inaktive Neonröhren.

Maxvorstadt U-Bahn Bahnhof Sanierung

Nackt bis auf den Beton präsentiert sich derzeit der U-Bahnhof Theresienstraße.

(Foto: Robert Haas)

In den offenstehenden Decken-Gefügen haben sich mitunter Tauben eingenistet, bemängeln die Lokalpolitiker. Die Folge: reichlich Taubenkot an der Bahnsteigkante, etwa am Halt Theresienstraße, sowie stark verschmutze Plafond-Elemente. Ferner haben die Politiker arg abgegriffene Treppenhandläufe bemerkt. "So wird den Bürgern der Umstieg vom Auto in die U-Bahn vergällt", sagt die SPD-Fraktionssprecherin im Bezirksausschuss, Katharina Blepp, und fügt hinzu, dass "eine solche Vernachlässigung nicht hinnehmbar" sei.

Derart scharfe Worte will der Sprecher der MVG, Matthias Korte, seinerseits nicht hinnehmen. "Es freut uns sehr, dass dem Bezirksausschuss am Erscheinungsbild der U-Bahnhöfe gelegen ist", sagt er. "Doch es trifft nicht zu, dass wir die Bahnhöfe dem Verfall preisgeben, die angesprochenen Dinge dokumentieren vielmehr, dass wir uns um das Thema kümmern." So steht der Odeonsplatz konkret bei der MVG auf dem Plan: Eine Generalsanierung sei vorgesehen, sagt Sprecher Korte, der Zeitplan sei noch offen, aber an einem Konzept werde gearbeitet.

Das jahrzehntealte Münchner U-Bahnnetz mit seinen 100 Bahnhöfen ist jedenfalls in die Jahre gekommen. Einige marode Bauwerke hat die MVG bereits saniert: Am Hauptbahnhof und am Marienplatz entstanden neu gestaltete Untergeschosse; am Ostbahnhof wurden die vom Salzwasser mitgenommenen Betonfugen erneuert. Das größte Projekt ist derzeit die Generalsanierung des U-Bahnhofs Sendlinger Tor. "Wir haben alle Hände voll zu tun mit der Sanierung, da muss die Verschönerung leider zurückstehen", sagt Korte. Auf die vom BA angemahnten, unschönen Lücken in den Wand- und Deckenverkleidungen bezogen, heißt das: Die Teile sind deshalb weg, weil eben dort entweder Beton- und Stahlteile oder die Haltevorrichtung instand gesetzt werden. "Das kann durchaus Monate dauern", sagt Korte, vor allem, wenn die betreffende Stelle im Gleisbereich ist. "Wir haben dafür nur ein kurzes Zeitfenster in den Nachtstunden, wenn die Züge nicht fahren."

Ein Großteil der Deckenlamellen an den Bahnhöfen habe dabei ohnehin "das Ende ihrer Lebenszeit erreicht", wie Korte es ausdrückt. Die MVG-Planungsabteilung ist nach seinen Worten derzeit dabei, ein netzweites Konzept für Deckenverkleidungen an den U-Bahnhöfen zu erarbeiten. Korte wirbt dabei um Verständnis für den teils unschönen Anblick. "Erst kommt die Pflicht mit dem Bauunterhalt, dann die Kür mit der Verschönerung."

Maxvorstadt U-Bahn Bahnhof Sanierung

Auch in der Deckenkonstruktion fehlen Teile.

(Foto: Robert Haas)

Was die Beleuchtungsanlagen anbelangt, sollen die alten Neonröhren mittelfristig flächendeckend verschwinden. Ein erster Versuch mit LED-Lampen am Stiglmaierplatz habe zwar zu häufigen Ausfällen geführt; derzeit laufe jedoch ein Pilotprojekt am Bahnhof Machtlfingerstraße recht vielversprechend, teilt Korte mit.

Unterdessen werden sich die Fahrgäste neben dem ästhetischen Ärgernis die nächsten Jahre wohl auch auf ärgerliche Beeinträchtigungen einstellen müssen. Denn nicht nur die Ausstattung, auch die Schienen in dem Röhrenbauwerk müssen erneuert werden, wie dies zum Beispiel schon auf der Strecke der U 3 zwischen Scheidplatz und Münchner Freiheit geschehen ist. Dabei musste alles raus, Schienen, Schwellen, Kabel. Man werde die Arbeiten entweder in den Spätverkehr legen und die Takte verlängern oder wohl auch einzelne Äste sperren müssen, sagt MVG-Sprecher Matthias Korte.

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