Maxvorstadt/Schwabing:Flanieren im Schatten der Quadriga

Die Stadt will das Areal ums Siegestor als attraktiven Treffpunkt unter Pappeln etablieren und stellt mehr als 20 Bänke auf

Von Stefan Mühleisen, Maxvorstadt/Schwabing

Derzeit kommt wohl kaum einer auf die Idee, sich am Siegestor zu verabreden. Zur öden Beton-Insel, auf welcher der Triumphbogen steht, gelangt man nur unter Lebensgefahr, derart hektisch fließt der Verkehr. Das Umfeld des Denkmals ist auch wenig einladend; Radler schlängeln sich im Slalom an Fußgängern vorbei - es ist laut, eng, mithin unerquicklich rund um eines der berühmten Münchner Wahrzeichen. Das Baureferat will das nun ändern.

Der Raum um das Siegestor soll ein Ort der Begegnung werden. "Das Areal soll so attraktiv werden, dass die Münchner sagen: Treffen wir uns unter den Pappeln am Siegestor", sagt Florian Hochstätter vom Baureferat. Er ist in der Behörde damit betraut, das Umfeld um das 21 Meter hohe Bauwerk mit der 22 Tonnen schweren Quadriga oben drauf nach historischem Vorbild umzugestalten. 53 von den bestehenden 66 Parkplätzen um das Monument fallen weg, ebenso die Abbiegespuren in Akademie- und Schackstraße. Sie weichen bis zu 17 Meter breiten Geh- und Radwegen.

Der Clou dabei: Auf beiden Straßenseiten wird eine Reihe der hohen Pappelallee an der Leopoldstraße, die derzeit am Siegestor endet, bis zum Universitätsforum fortgeführt. Das Ziel: die Wiederbelebung jener durchgängigen Pracht-Magistrale, wie sie Friedrich von Gärtner einst auf Weisung König Ludwig I. angelegt hatte.

Und nicht nur zum Flanieren soll die neue Chaussee einladen, sondern auch zum Verweilen. "Bisher hat der Raum um das Denkmal nur eine abstrakte, repräsentative Qualität ohne Aufenthaltsqualität. Wir wollen einen Ort für Menschen schaffen, die diese repräsentative Situation auch genießen können", sagt Hochstätter.

Dazu zählt zunächst, dass nichts den Blick auf das 1850 fertiggestellte Bauwerk stören soll - nicht einmal die Busse der Linie 154, die südlich von Akademie- und Schackstraße neue Haltestellen bekommen sollen. "Die Haltestellen Georgenstraße und Universität liegen rund 900 Meter auseinander", sagt MVG-Sprecher Matthias Korte. Es könne somit eine Lücke geschlossen werden. Doch das Baureferat will nicht, dass die Linien in Busbuchten halten - und womöglich länger stehen bleiben. Die beiden betroffenen Bezirksausschüsse, Schwabing-Freimann und Maxvorstadt, haben Hochstätters Werben erhört und sich gegen Busbuchten ausgesprochen. Für das angemessene Genießen der freien Sicht aufs Tor will das Baureferat zudem an allen vier möglichen Randbereichen zwischen den Pappeln Sitzbänke aufstellen, vertikal zur Straße, sodass sich die Menschen gegenüber sitzen können, wie Hochstätter betont. "Wir wollen den Bereich nicht übermöblieren. Doch es könnten insgesamt mehr als zwanzig Bänke werden", kündigt er an.

Schon im Herbst will die Behörde dem Stadtrat das Projekt zur Entscheidung vorlegen. Die Realisierung wird für 2017 angepeilt. Eine vorherige Sanierung des Siegestors, wie es Ex-Finanzminister Kurt Faltlhauser jetzt gefordert hat, hält das Baureferat für unnötig. "Das Denkmal ist in einem sehr guten Zustand", insistiert auch Hochstätter auf dem bereits geäußerten Urteil der Behörde.

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