Seit gut drei Wochen präsentiert sich die Amalienstraße im Universitäts-Viertel mit einem gewandelten Charakter: Die Fahrspur auf der großzügig breiten Einbahnstraße ist deutlich schmäler geworden, dafür ist jetzt auf der Ostseite großzügig Platz zum Parken. Wo vorher nur Längsparken erlaubt war, hat das städtische Baureferat zwischen Theresienstraße im Süden und der Akademiestraße im Norden abschnittsweise Markierungen fürs schräge Abstellen der Autos aufgemalt. Wie sich nun herausstellt, sind einige Anwohner jedoch geradezu entsetzt darüber. "Was um Himmels Willen haben Sie sich dabei gedacht", schreibt ein Bürger, versehen mit elf Fragezeichen, in einer Eingabe an den örtlichen Bezirksausschuss Maxvorstadt.
Das Lokalgremium teilt den Missmut über die neue Park-Praxis: Mit einem knappen Mehrheitsbeschluss gegen die Stimmen der CSU fordert der Bezirksausschuss in seiner jüngsten Sitzung den "sofortigen Rückbau der Schrägparkplätze und die Wiederherstellung der ursprünglichen Situation", wie es in einem von der FDP-Fraktion formulierten Antrag heißt.
Die Ummarkierungsaktion hatte der Stadtrat im März dieses Jahres verabschiedet - als Bestandteil eines Beschlusses zur Umgestaltung des Umfeldes am Siegestor. Denn dort soll sich seinerseits der Charakter des Straßenraums verändern: Der triste Platz um das Monument wird aufgewertet, Geh- und Radwege werden massiv verbreitert. Dadurch fallen die teils zweireihigen Parkplatzbereiche an der Ludwigstraße südlich des Tores weg - und zur Kompensation sahen Verwaltung und Rathauspolitiker es offenbar als vernünftig an, an der Amalienstraße auf gut 600 Metern Ersatz zu schaffen. 50 zusätzliche Parkplätze kamen durch die neue schräge Stellplatzanordnung hinzu, wie aus einer Behördenmitteilung hervorgeht.
Der Bezirksausschuss hatte bereits Mitte Juni im Zuge der obligatorischen Anhörung durch das Kreisverwaltungsreferat (KVR) gegen die Aktion protestiert, was allerdings offensichtlich ohne Wirkung verhallte. Nun verlangen die Politiker, das Rad zurückzudrehen, sprich: so schnell wie möglich zurück auf Längsparken. "Es herrscht das reine Chaos", sagte die Initiatorin des Antrags, Karin Hiersemenzel (FDP) und verwies auf entsprechende Berichte von Bürgern in Briefen an die Lokalpolitiker. Es sei jetzt richtig eng für Radfahrer, schreibt etwa ein Anwohner. "Die Unfallgefahr steigt rapide, wenn ein Auto rückwärts aus der Parkbucht ausparkt."
Als "geradezu hasardeurhaft" bezeichnet ein weiterer Anlieger die Maßnahme, querende Fußgänger seien für Verkehrsteilnehmer kaum noch sichtbar. Wieder ein anderer Anwohner verleiht seinem Unverständnis Ausdruck, "wieso an der Universität eine enge, gefährliche Einbahnstraße erschaffen wird, um mehr Parkplätze für Autos zu schaffen".
Die CSU-Fraktion im Lokalgremium mag das allerdings nicht so eng sehen. "Man sollte abwarten, wie sich das einspielt", riet Gerhard Mittag. Sein Parteikollege Christian Krimpmann, Vorsitzender des Bezirksausschusses Maxvorstadt und im Hauptberuf Polizist, hatte gar eine den besorgten Eingaben "völlig konträre Auffassung", wie er es formulierte. Vorher sei die Amalienstraße zweispurig befahrbar gewesen. "Nun ist der Verkehrsdruck massiv entzerrt." SPD, Grüne und FDP waren ihrerseits gegenteiliger Meinung, also auf Seiten der Beschwerdeführer - und wünschen sich nun den vorherigen Charakter der Amalienstraße mit weniger Parkplätzen zurück.