Maxvorstadt:Projekt Brother Act

Lesezeit: 1 min

Top, die Wette gilt: Olaf Stegmann (re.), Pfarrer der evangelischen Markus-Kirche, schlägt mit Markus Gottswinter, Pfarrer der katholischen Ludwigskirche, ein, dass der Verlierer in der Gewinnergemeinde beim Frühschoppen bedient. (Foto: privat)

Evangelischer und katholischer Pfarrer wetten, dass sie sich bei der Wahlbeteiligung für die Kirchengremien übertrumpfen

Von Stefan Mühleisen, Maxvorstadt

Wer an die Kirchen als Institutionen denkt, dem fällt wohl kaum als erstes das Thema Mitbestimmung ein. Dabei haben beide Konfessionen demokratische Strukturen: In jeder Gemeinde gibt es bei den Protestanten einen Kirchenvorstand, bei den Katholiken eine Kirchenverwaltung. Allerdings: Kaum Gläubige wissen um deren Einfluss; die Wahlbeteiligung liegt seit jeher im einstelligen Prozentbereich. "Viele glauben, die sitzen da nur rum und repräsentieren", sagt der Pfarrer von Sankt Markus in der Maxvorstadt, Olaf Stegmann. Und er wettet darauf, dass sich das jetzt ändert - und zwar mit seinem katholischen Kollegen der anderen Universitätskirche, Pfarrer Markus Gottswinter von Sankt Ludwig.

Die Geistlichen haben per Handschlag einen heiteren Wettkampf vereinbart: Bayerns evangelische Christen sind am Sonntag, 21. Oktober, zur Wahl aufgerufen; die Katholiken sollen am Sonntag, 18. November, ihre Kirchenvorstände wählen. Stegmann wettet, dass seine Markus-Gemeinde mit 5700 Mitgliedern eine höhere Wahlbeteiligung erreicht, die 6000 Gläubigen von St. Ludwig beim Run auf die Urnen übertrumpft. Der Wetteinsatz: Der Pfarrer der Verlierergemeinde muss den Frühschoppen nach dem Sonntagsgottesdienst beim Gewinner ausrichten "und persönlich die Gottesdienstbesucher bedienen", wie Stegmann sagt.

Die ökumenische Aktion soll das Augenmerk auf die Kirchengremien lenken. Die Gewählten entscheiden über Budget und Schwerpunkte des Gemeindelebens - wobei Mehrheitsbeschlüsse gefällt werden, Pfarrer nur eine Stimme haben. "Die meisten denken, sie dürfen da nichts mitgestalten. Von wegen", sagt Gottswinter. Begeistert von der Wette rührt er jetzt bei jeder Gelegenheit die Wahl-Werbetrommel, auch bei Trauungen, Hochzeiten. Stegmann setzt auf eine Broschüre sowie Facebook und Instagram. Beide wissen freilich, dass es bei dieser Wette keinen Verlieren geben wird. Sollte die Wahlbeteiligung zweistellige Marken erreichen, erwartet die Öffentlichkeit eine besondere Performance, der Stegmann den Titel "Brother Act" gegeben hat: Beide Pfarrer wollen dann gemeinsam zum Gospelsong "I will follow him" aus dem Film "Sister Act" tanzen.

© SZ vom 06.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: