Maxvorstadt/Neuhausen:Verlockende Lage

Der Arnulfpark ist mittlerweile einer der Top-Gewerbestandorte in der Stadt. Firmen zahlen hohe Preise für repräsentative Büroflächen - auch deshalb, weil sie gute Mitarbeiter für sich gewinnen wollen

Von Stefan Mühleisen, Maxvorstadt/Neuhausen

Manche meckern immer noch, die hemmungslose Häme hat fast schon Tradition. Wer etwas gelten will beim Architektur-Smalltalk, der zieht über den Arnulfpark her. Einfallslos, monoton, mittelmäßig sei dieses Quartier, wird dann gelästert. Das Arnulfpark-Bashing gehört seit Jahren zum guten Ton in München. Immer öfter dürfte es jedoch inzwischen vorkommen, dass solche Tiraden Stirnrunzeln und Kopfschütteln auslösen - vor allem, wenn man mit dem Mittelmaß-Gerede an einen Unternehmer gerät. "Der Arnulfpark ist eine Erfolgsstory", sagt Markus Diekow, Sprecher des Immobilienkonzerns CA Immo.

Zunächst ist kaum verwunderlich, dass Diekow dieses Neubauquartier zwischen Hacker- und Donnersbergerbrücke lobt - schließlich ist die Entwicklung dieses 27 Hektar großen, ehemaligen Bahngeländes ein Baby dieses Konzerns. Vor gut zwölf Jahren begann das Unternehmen, eine der großen europäischen Immobiliengesellschaften, die ehemalige Containerbahnhof-Brache federführend mit anderen Investoren zum neuen Stadtquartier auszubauen; ein Wohn- und Gewerbemix sollte es werden, von "Manhattan für München" war die Rede. Das mag arg übertrieben geklungen haben, dennoch zeigt sich: Der Arnulfpark ist heute, kurz bevor die letzte Baulücke geschlossen wird, einer der Top-Gewerbestandorte in München, eine "Erfolgsgeschichte", wie auch Thomas Aigner sagt, Geschäftsführer des Münchner Maklerunternehmens Aigner Immobilien.

Blick von der Donnersbergerbrücke in München, 2015

Allmählich werden die Stimmen der Kritiker leiser, die sich über die Architektur im Arnulfpark (links neben den Gleisen) beschweren.

(Foto: Florian Peljak)

Derzeit arbeiten Handwerker an dem Schlussstein für dieses Wohn- und Büroensemble an der Nahtstelle zur City. Der Projektentwickler Horus Development lässt auf 7300 Quadratmetern ein eigenwilliges Gebäude nach Plänen des Mailänder Architekten Antonio Citterio errichten. Charakteristisches Merkmal des "Nove" wird eine goldbronzene Aluminiumfassade sein, dazu ein Empfangsbereich, der wie eine Hotel-Lobby anmutet. Von einem "italienischen Büro-Palazzo" sprach die Firma in einer Pressemitteilung. Laut Horus-Geschäftsführer Tim Wiesener sind schon 40 Prozent der Büroflächen vermietet, für den Rest gebe es genügend Anfragen. Und er weiß auch den Hauptgrund, warum dieses Areal so beliebt ist: "Der Arnulfpark ist für Unternehmen inzwischen die logische Verlängerung der Innenstadt."

Nach all den Schmähreden vom angeblich so tristen Quartier hat sich der Arnulfpark zu einem Hotspot der Wirtschaft gemausert, eine Büro-City in City-Nähe. Dabei wirkt nicht nur die Lage anziehend auf die Firmen; Projektentwickler wie Horus haben erkannt, dass moderne Betriebe auch repräsentative Arbeitsstätten haben wollen. Namhafte Architekten haben hier markante Komplexe mit individuellem Charme verwirklicht, etwa das Kontorhaus, entworfen vom Stuttgarter Büro Lederer, Ragnarsdóttir, Oei, das wie eine Lego-Burgmauer mit riesigen Zinnen wirkt. Burchard Architekten aus Köln konzipierten das elfstöckige "Skygarden"-Haus, das mit den Atrien und Loggien wie ein transparenter, zusammengeschraubter Zauberwürfel an den Gleisen der Hackerbrücke trohnt. An der Donnersbergerbrücke setzt das 65 Meter hohe Mercedes-Hochhaus einen städtebaulichen Akzent.

Maxvorstadt/Neuhausen: Die Gewerbeflächen im Arnulfpark seien "zu hundert Prozent" vermietet, sagt Makler Thomas Aigner.

Die Gewerbeflächen im Arnulfpark seien "zu hundert Prozent" vermietet, sagt Makler Thomas Aigner.

(Foto: Florian Peljak)

Die repräsentativen Büroflächen lassen sich die Unternehmen einiges kosten. Im Arnulfpark lag der Quadratmeterpreis anfangs noch knapp über dem stadtweiten Durchschnitt von 15 Euro, heute zahlen Firmen nach Angaben von CA-Immo-Sprecher Diekow bis zu 27 Euro. Das ist gar nicht mehr weit entfernt von den Spitzenmieten in der Innenstadt, wo laut Münchner Immobilien-Marktbericht aktuell bis zu 34,50 Euro für Büroflächen verlangt werden. Nach einer Analyse des Immobilienberaters Colliers International absorbiert der Markt die Flächen im Arnulfpark stetig schon seit sechs Jahren, wobei das Preisniveau von der Ausstattung und dem Stockwerk abhingen. Dabei herrscht stadtweit ein Mangel an wertigen und großen, zusammenhängenden Büroflächen, wie Makler Aigner sagt, also 1500 Quadratmeter aufwärts, wie es sie hier gibt - beziehungsweise gab. Markus Diekow sagt: Mit gut 70 Firmen seien die Gewerbeflächen im Arnulfpark "zu hundert Prozent" vermietet. Inzwischen arbeiten nach seiner Schätzung hier gut 5000 Menschen.

Unter den Mietern sind einige große Player: Der Internet-Riese Google machte sich im Kontorhaus breit, die Pharmafirma Bristol-Myers Squibb verlegte ihre Deutschland-Zentrale ins Atmos-Gebäude. Auch CA Immo selbst residiert hier: im "Velum"-Haus, entworfen von R plus Architekten Hamburg. Zu den Altmietern gehört nach fünf Jahren bereits die Unternehmensberatung PWC, welche 20 000 Quadratmeter im "Skygarden"-Tower mit 1200 Mitarbeitern belegt. "Wir fühlen uns hier pudelwohl", sagt PWC-Niederlassungsleiter Eckhard Späth. Weshalb die Standortwahl auf den Arnulfpark fiel? "Wir wollen im Herzen der Stadt sein, in einem attraktiven Bürogebäude mit sehr guter Verkehrsanbindung." Die urbane Lage ist nach seinen Worten für Unternehmen heute von zentraler Bedeutung, um die besten Mitarbeiter anzulocken. Sich in der Region oder in einem Außenbezirk anzusiedeln, sei keine Option gewesen. Die höhere Gewerbesteuer in München und den höhere Quadratmeterpreise im Arnulfpark habe man gerne in Kauf genommen. "Der Arnulfpark ist für uns der perfekte Standort."

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