Maxvorstadt:Mutiger Kirchenjurist

Nun könne auch Reichsmarschall Göring nicht mehr helfen, sondern nur noch Gott. Denunziert von zwei jungen Nationalsozialistinnen, brachte dieser Satz, geäußert nach Luftangriffen, den Ansbacher Kirchenjuristen Friedrich von Praun im April vor 75 Jahren vor ein Nürnberger Sondergericht der NS-Justiz. Heimtücke lautete die Anklage. Der Direktor der Ansbacher Landeskirchenstelle war schon länger im Visier der Gestapo, hatte er doch bereits 1933 die Beflaggung seines Dienstgebäudes mit einer Hakenkreuzfahne verweigert und vermied konsequent den "Hitler-Gruß". Nun also musste er sich von einem Nazi-Richter anbrüllen lassen, der Prozess sollte vor dem Volksgerichtshof in Berlin fortgeführt werden, von Praun sollte sich dort wegen Wehrkraftzersetzung verantworten, was einem Todesurteil gleichkam. Zwei Wochen später wurde der Kirchenrechtler in seiner Nürnberger Gefängniszelle tot aufgefunden.

Mit einer Gedenkveranstaltung würdigt die evangelisch-lutherische Kirche in Bayern Friedrich von Praun und das, wofür er stand, am Montag, 21. Oktober, 19.30 Uhr, in der St. Markus-Kirche an der Gabelsbergerstraße 6. Im Mittelpunkt stehen szenische Lesungen aus Originaldokumenten mit Adeline Schebesch und Jochen Kuhl vom Staatstheater Nürnberg sowie Kirchenhistoriker Björn Mensing. Musikalisch gestaltet wird der Abend vom Arcis Cello Quartett mit Werken von Tomaso Albinoni, Claude Debussy, Frédéric Chopin, Samuel Barber, Maurice Ravel und Erik Satie.

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