Maxvorstadt:Glyptotheke ohne Bar

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Ein sonniges Plätzchen auf Stufen: Studenten legen einen neuen Plan vor - weg vom Bauzaun. Florian Knauß, Chef der Antikensammlungen, ist aber weiterhin überaus skeptisch

Von Johannes Korsche, Maxvorstadt

Die "Glyptotheke" auf dem Königsplatz könnte doch aufgebaut werden, zumindest in modifizierter Form und ohne Bar. Der neue Entwurf sieht vor, die Stufen der Glyptothek - bevor sie hinter dem Bauzaun verschwanden, waren sie ein beliebter Sonnenplatz - als Replik auf die äußeren Wiesen des Königsplatzes zu stellen. Also weiter weg von der Baustelle als ursprünglich vorgesehen. Die Grundidee jedoch ist geblieben: "Wir wollen die Stufen hinter dem Bauzaun wieder nach vorne holen", sagt Maria Schlüter, die gemeinsam mit Nick Förster die Idee entwickelte. Unterstützung kommt aus der Lokalpolitik sowie aus der Stadtverwaltung. Skeptisch äußert sich die Glyptothek.

Die Idee für die Glyptotheke kam Maria Schlüter und Nick Förster, die Architektur an der Technischen Universität München studieren, als sie sich mit Baustellen im öffentlichen Raum auseinandersetzten. Sie wollen eine "kreative Antwort auf Baustellen in der Innenstadt" finden, sagt Förster. Dann begann die Sanierung der Glyptothek, und auf die Tempelstufen konnte keiner mehr Sonne tanken. Dabei ist "der Königsplatz einer der wichtigsten Plätze in München", sagt Schlüter. Vor allem, weil sich dort alle gesellschaftlichen Gruppen treffen, ohne Konsumzwang. Bedenken, dass deswegen "eine Bar am Königsplatz nicht das Richtige ist, haben wir verstanden", sagt Förster. Deshalb spielt eine Art Mini-Portikus für eine Bar oder Kulturveranstaltungen, wie er anfangs noch angedacht war, nun keine Rolle mehr.

Einwände, die Interimsstufen aus Sicherheitsgründen nicht mit dem Bauzaun zu verbinden, haben die Studenten in ihren neuen Entwurf ebenso eingearbeitet. Die Glyptotheke soll in Richtung Luisen- und Arcisstraße verschoben werden: auf die äußeren beiden Wiesen, um der Baustelle nicht in die Quere zu kommen. "Die Regeln für die Baustelle beeinflussen die Installation", sagt Förster. Passend für ein Projekt, das seinen Ausgang an der Frage nahm, wie sich Baustellen und öffentlicher Raum zueinander verhalten. Einen ersten Prototyp, wie die freistehenden Stufen aussehen werden, haben die Studenten bereits gebaut: aus Holz mit einem Anstrich, der den Naturstein der Glyptothek imitiert. Auch die Höhe orientiert sich an den originalen Stufenmaßen.

Die Lokalpolitiker überzeugt das Konzept. Sie wollen zwar "sicherheitsrelevante Aspekte" berücksichtigt wissen und rufen dazu auf, einen "Konsens mit den Anliegern" zu finden. Grundsätzlich befürworte man die Initiative allerdings. Anlieger ist vor allem die Glyptothek, die dem Projekt, so wünscht es sich der Bezirksausschuss (BA), "offen" begegnen soll.

Doch die Meinung von Florian Knauß, Direktor der Staatlichen Antikensammlungen und der Glyptothek, scheint unverändert zu sein. "Leider können wir nicht erkennen, dass den Sicherheitsbedenken, die wir vorgebracht haben, bis heute signifikant Rechnung getragen wurde." Zudem erwartet er "mit Sorge", dass die Glyptotheke beträchtliche Gefahren bergen und den Baustellenbetrieb beeinträchtigen werde. Ohnehin erschließe sich der Bedarf für das Projekt aus Sicht der Glyptothek nicht. Die Menschen sitzen nun eben auf der gegenüberliegende Treppe der Antikensammlung, habe er beobachtet. Aber: "Wenn sich städtische oder staatliche Stellen finden, die bei einer Durchführung des Projektes die Verantwortung für etwaige Probleme und Schäden übernehmen, dann werden wir das akzeptieren", sagt Knauß.

Vielleicht findet sich ja jemand, denn nicht nur der BA kann dem Entwurf viel Positives abgewinnen. Stadtbaurätin Elisabeth Merk wirbt in einem Brief an den BA dafür, das Studentenprojekt zu unterstützen. Dessen "Ziel liegt ganz im Interesse einer bürgernahen Stadtentwicklung", heißt es da. Das Projekt finde daher "meine nachdrückliche Unterstützung" - Sicherheit vorausgesetzt, schreibt Merk. Das Kulturreferat fördert Förster und Schlüter mit 5000 Euro, vorausgesetzt das Kreisverwaltungsreferat (KVR) genehmigt die Glyptotheke. Bis kommenden Montag sammelt das KVR dazu Stellungnahmen.

© SZ vom 08.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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