Maxvorstadt:Ein Szeneviertel entsteht

Das Glockenbachviertel verliert so langsam seinen Reiz. Doch wohin zieht die Szene? Wird die Maxvorstadt das neue In-Viertel Münchens? Eine Bestandsaufnahme.

Lisa Sonnabend

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Maxvorstadt

Quelle: SZ

Die Szene beginnt, das Glockenbachviertel zu verlassen. Doch wohin zieht sie? Wird die Maxvorstadt das neue In-Viertel Münchens? Eine Bestandsaufnahme.

Auf den Stufen des Münchner Gärtnerplatztheaters darf man nur noch nach Vorstellungsende sitzen, am Wochenende stürmen Schulkinder die Bars im Glockenbachviertel, die Gerichte in den Restaurants werden immer teurer, die Mieten steigen ins Unermessliche. Die Subkultur der Stadt dagegen zieht weiter - die Frage ist nur: wohin? In den vergangenen Wochen sprechen immer mehr von der Maxvorstadt als dem neuen In-Viertel. Neue Bars eröffnen, Modelabels lassen sich hier nieder. sueddeutsche.de hat sich in dem Viertel umgesehen: Hat die Maxvorstadt das Zeug zum Szeneviertel?

Foto: sonn

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Maxvorstadt:Tumult

Maxvorstadt, Tumult

Quelle: SZ

Um den Untergrund in der Maxvorstadt zu erleben, muss man ein paar Stufen in den Keller hinabsteigen: In der Blütenstraße befindet sich die Rockabilly-Kneipe Tumult. 2005 eröffnete die Kneipe mit dem Motto: "Münchens Untergrund hat einen neuen Namen". Hier herrscht mit Sicherheit die höchste Tattoo-Dichte der Stadt. Doch das Tumult ist nicht mehr die einzige vielverprechende Szene-Bar im Viertel...

Foto: Lisa Sonnabend

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Maxvorstadt:BARer47

Maxvorstadt, Barer

Quelle: SZ

Seit einiger Zeit gibt es in der Barerstraße nicht mehr nur Waschsalons und Banken, sondern auch vernünftige Kneipen. Dies ist vor allem Barry zu verdanken. Mit dem BARer47 und BARer61 hat er zwei Lokale eröffnet, die echte Alternativen zu den Bars im Glockenbachveirtel darstellen. Und demnächst soll auf der anderen Straßenseite ein weiteres Lokal eröffnen. Der Name: "Gegenüber".

Foto: Susanne Popp

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Maxvorstadt:Auf Kneipentour

Maxvorstadt

Quelle: SZ

Aber auch andere Kneipen in der Maxvorstadt sind bis spät nachts rege besucht. Das Café Jasmin in der Augustenstraße überrascht mit Plüschsofas und Rüschengardinen und vor dem Schall & Rauch (siehe Bild) stehen sich die Besucher mit Bier in der Hand die Beine platt, weil innen kein Platz mehr für sie ist. Neuerdings zieht auch das Cabane in der Theresienstraße 40 immer mehr Besucher an. Und natürlich liegt auch der Alte Simpl in der Maxvorstadt. Der Simpl war die bekannteste Künstlerkneipe Münchens zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Ludwig Thoma, Oskar Maria Graf, Franz Marc oder Franziska von Reventlow verbrachten hier ausschweifende Abende. Der Alte Simpl ist zwar heute anders als zu Bohème-Zeiten, doch einen besonderen Charme hat er noch immer.

Foto: Pia Röder

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Maxvorstadt:Der Königsplatz

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Quelle: SZ

Einen lauen Sommerabend auf dem Gärtnerplatz zu genießen, ist fast ein Ding der Unmöglichkeit geworden. Auf die Stufen vor dem Theater darf man sich erst nach Vorstellungsende setzen, weswegen sich die Nachtschwärmer auf dem Rondell drängen. Gemütlichkeit sieht anders aus! Zum Beispiel so wie auf dem Königsplatz in der Maxvorstadt. Abends treffen sich hier im Sommer zahlreiche Münchner mit einer Flasche Wein, die man in Ruhe trinken kann. Obendrein wird man mit einer herrlichen Aussicht auf die imposanten Gebäude belohnt und mit einer warmen Sitzfläche, weil die Steine sich tagsüber aufheizen und dann nachts eine angenehme Wärme abstrahlen. Doch der Königpslatz ist nicht der einzige Ort zum Draußensitzen in der Maxvorstadt: Auch vor der Alten Pinakothek, auf dem Platz an der Türkenschule und auf den Stufen vor dem Erweiterungsbau der Akademie der Bildenden Künste lässt es sich aushalten. Dem Gärtnerplatz trauert hier keiner nach!

Foto: Catherina Hess

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Maxvorstadt:Noa Noa

Maxvorstadt, Noa Noa

Quelle: SZ

Wenn sich ein Stadtteil zum Inviertel entwickelt, lassen sich auch zahlreiche Modeboutiquen nieder. Und das geschieht in der Maxvorstadt gerade. Im März eröffnete in der Schellingstraße das beliebte Modelabel "Noa Noa", das bereits ein Geschäft in der Reichenbachstraße betreibt. Doch das ist nicht die einzige Modeboutique...

Foto: Lisa Sonnabend

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Maxvorstadt:American Apparel

Maxvorstadt, American Apparel

Quelle: SZ

Ziemlich angesagt ist derzeit die Kette "American Apparel". Während man in der Fußgängerzone keinen einzigen Laden findet, gibt es in der Maxvorstadt gleich zwei - weniger als 100 Meter voneinander entfernt. Auf einem Einkaufsbummel durch das Viertel bietet sich zudem noch ein Gang über die Türkenstraße an. Dort haben sich beliebte Läden wie "Meschugge 54", "project 3" oder "Hummel" niedergelassen.

Foto: Lisa Sonnabend

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Maxvorstadt:Cafékiosk

Maxvorstadt

Quelle: SZ

Ein weiteres Zeichen für das In-Sein der Maxvorstadt: Hier wurde das Konzept Cafékiosk erfunden. Mit dem "Valderama" eröffnete im vergangenen Jahr in der Barerstraße 45 ein Kiosk, der die Kunden mit liebevoller Einrichtung und einem neuen Konzept anlocken will: Wer zum Zeitschriften kaufen kommt, soll gleich noch einen Kaffee im Laden trinken. Inzwischen ist nun allerdings bereits der Nachfolger in dem Gebäude eingezogen. Aber auch der Cafékiosk Tesch hat das Konzept beibehalten und sogar erweitert: Nun gibt es auch Eis und selbstgemachte Snacks. Mal sehen, ob sich dieser Kiosk länger behaupten kann - und Cafékioske bald auch in anderen Stadtteilen entstehen.

Foto: Lisa Sonnabend

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Maxvorstadt:Café Schneller

Maxvorstadt, Cafe Schneller

Quelle: SZ

Doch es muss nicht immer etwas Neues sein, mit dem man Kultstatus erreicht - das beweist das Café Schneller in der Amalienstraße 59. In dem kleinen Café gegenüber der Uni erinnert alles sehr an Omas Backstube: Die Kuchen sind selbstgemacht, die Einrichtung ist alles andere als modern und die Bedienungen ungemein freundlich. Die Folge: Das Café Schneller ist immer proppenvoll. Ein derartiges Ambiente gibt es in München nur einmal, da können noch so viele Oma-Cafés in anderen Vierteln aus dem Boden sprießen.

Foto: Lisa Sonnabend

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Maxvorstadt:Nam Nam

Maxvorstadt, Nam Nam

Quelle: SZ

Auf Szene-Restaurants wartet man in der Maxvorstadt dagegen noch vergebens. Zwar hat das "Rossini" in der Türkenstraße 76 aufgemacht (vorher war es als "Romagna Antica" in Schwabing), doch so legendär wie früher geht es hier nicht mehr zu. Das einzige Lokal im Viertel, das ein wenig aus dem bürgerlichen Flair heraussticht, ist das "Nam Nam" in der Theresienstraße. Der Asiate lockt mit loungeartiger Atmosphäre vor allem junges Publikum an. Die Gerichte sind pfiffig und günstig. Auch das "Le Florida" gehört in diese Kategorie. FC-Bayern-Spieler Bastian Schweinsteiger isst hier gerne zu Abend. Allerdings liegt das "Le Florida" streng genommen schon auf der östlichen Seite der Georgenstraße - und damit in Schwabing.

Foto: SZ

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Maxvorstadt:Sammlung Brandhorst

Maxvorstadt, Brandhorst

Quelle: SZ

Zu einem Szeneviertel gehört auch ein umtriebiges Kulturleben - und da hat die Maxvorstadt seit jeher mehr zu bieten als das Glockenbachviertel, Giesing oder das das Westend. Die Akademie der Bildenden Künste, die Pinakotheken, das Lenbachhaus, die Hochschule für Musik - und seit Mai 2009 das Museum Brandhorst. Hier finden Kunstliebhaber Werke von Andy Warhol, Cy Twombly oder Damien Hirst - moderner geht es nicht. Um das Museum herum haben sich zahlreiche neue Buchläden angesiedelt. Ein wahres Kunstviertel!

Foto: Lisa Sonnabend

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Maxvorstadt:Volkstheater

Maxvorstadt, Volkstheater

Quelle: SZ

Wer in München ins Theater geht, kommt an der Maxvorstadt nicht vorbei. Denn in der Brienner Straße 50 residiert das Volkstheater. Nirgendwo sonst in der Stadt werden die Aufführungen so mutig inszeniert, nirgendwo sonst ist das Ensemble so experimentierfreudig. Beim jährlichen Festival "Radikal Jung" wird gezeigt, wie die Zukunft des Theaters aussehen kann. Und die Plakate des Volkstheaters sind so provokant, dass sich gelegentlich Politiker darüber aufregen.

Foto: Rumpf

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Maxvorstadt:851 Tagesbar

Maxvorstadt, Tagesbar

Quelle: SZ

Derzeit dreht sich in der Maxvorstadt jedoch fast alles um eine Location: die "851 Tagesbar" in der Schellingstraße 24. Hier treten Nachwuchsbands auf, junge Autoren lesen Geschichten, Designer führen ihre Mode vor, DJs legen auf und Kult-Regisseur Klaus Lemke dreht hier seinen neuen Film. Alles geschieht spontan, eine Ankündigung gibt es nur im Internet über Twitter, Facebook und auf Blogs. So lebendig ist München derzeit nirgends. Allerdings ist die Tagesbar nur eine Interimslocation, das Gebäude wird demnächst abgerissen. Ob die Kneipe dann woanders wieder aufersteht? Und ob dies in der Maxvorstadt sein wird? An die Fensterfassade hat die Tagesbar jedenfalls schon einmal geschrieben: "Willkommen im Viertel!"

Foto: Lisa Sonnabend

(sueddeutsche.de/Lisa Sonnabend/wib)

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