Maxvorstadt:Der Balken biegt sich unheilvoll

Marionettentheater "Kleines Spiel"

Die Intrigantin Lady Macbeth hat den Schlüssel.

(Foto: OH)

Dem Schwabinger Marionettentheater "Kleines Spiel" fehlt noch Geld zur dringend notwendigen Sanierung

Von Stefan Mühleisen, Maxvorstadt

In der Werkstatt biegt sich ein drei Meter langer Balken unheilvoll durch; seit Jahrzehnten hat er das kiloschwere Stofflager zu schultern, nun dürfte er seine Schuldigkeit getan haben. Und im Bühnenraum haben nicht nur die Lautsprecherboxen ihre besten Jahre hinter sich. "Die Zeit ist reif, einmal komplett durchs Theater durchzugehen, um Einbauten und Technik zu erneuern", sagt Raphael Wiegand, Leiter des Marionettentheaters "Kleines Spiel" an der Neureutherstraße. Die traditionsreiche Figurenbühne hat dringend eine Frischzellenkur nötig - was sich allerdings als mühsames Geschäft erweist. Denn wie alle Theater der freien Szene ist der Trägerverein vor allem auf Fördergeld und Spenden angewiesen.

Das kleine Schauspielhaus gibt es bereits seit 1947. Damals wie heute betreiben die Mitglieder des Vereins - derzeit sind es gut 30 Akteure - die Bühne ehrenamtlich neben dem Hauptberuf. Die Truppe bekam heuer den Pocci-Preis für die Inszenierung von Kurt Schwitters Groteske "Der Zusammenstoß". Indes hat das Ensemble kaum Geld, das Theater instandzuhalten. Interieur und Ausstattung sind Jahrzehnte alt, vor allem die Lichtanlage entspricht längst nicht mehr den heutigen Standards.

Ein Zuschuss von 2000 Euro des Bezirksausschusses Maxvorstadt wird nun dafür verwendet, ein modernes Lichtpult anzuschaffen; für die Scheinwerfer langt die Geldspritze nicht: Die werde man in Eigenarbeit auf LED-Technik umrüsten, was sich noch "Jahre hinziehen wird", wie Wiegand sagt. Doch der Zuschuss reicht wohl für neue Lautsprecher, damit die Zuschauer nicht mehr vom dumpfen Sound der alten Boxen beschallt werden. Zudem sollen die Uralt-Maschinen in der Werkstatt weichen, arg beansprucht von Generationen von Puppen, die mit ihnen gefertigt wurden. Ferner sei eine "Stauraumoptimierung" nötig, wie es Wiegand nennt: Neben Regalen für die Requisiten steht dabei der betagte, durchhängende Balken ganz oben auf der Prioritätenliste.

Einen Zuschussantrag in Höhe von 7000 Euro Zuschuss hat das Münchner Kulturreferat zuletzt abgelehnt. Für die Sanierungskosten der freien Theater hält der städtische Haushalt keinen Fördertopf vor. Allein für Programmförderung gibt es ein Budget, für konkrete Bühnenprojekte also - wobei das Theater "Kleines Spiel" laut Kulturreferat dazu bisher nie einen Antrag gestellt habe. "Wenn es eine Finanzierungslücke gibt, sind wir aber immer gesprächsbereit, ob es nicht andere Möglichkeiten gibt", sagt Referatssprecherin Jennifer Becker.

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