Süddeutsche Zeitung

Maxvorstadt:Aus für die Türkenstraße 52

Trotz langen bürgerschaftlichen Ringens wird das Haus abgerissen

Von Johannes Korsche, Maxvorstadt

Der Abriss an der Türkenstraße 52 hat begonnen. Gut zehn Jahre hatten sich Mieter dagegen gestemmt, darunter auch der Kinderbuchautor Ali Mitgutsch aus dem Nachbarhaus. Letztlich erfolglos. Bis Mai 2019 solle der Abriss gelaufen sein, bis Ende 2021 der Neubau stehen, teilt der Investor Real-Treuhand Immobilien mit. Seit Dezember 2017 gehört ihm neben der Hausnummer 52 auch das Nachbargebäude. Aktuell plane das Münchner Architekturbüro Hilmer Sattler Architekten Ahlers Albrecht dort 64 Eigentumswohnungen und einen Laden im Erdgeschoss, sagt Peter Scharl von der Real-Treuhand. Zudem eine zweigeschossige Tiefgarage. Kritik an dem Vorhaben kommt auch aus dem Bundestag.

Zumindest rechtlich ist wohl alles nach Vorschrift abgelaufen. Der Abriss des Hauses an der Türkenstraße 52 sowie der des Rückgebäudes sei nicht genehmigungspflichtig, teilt das Planungsreferat mit. Die Arbeiten seien rechtskonform angekündigt worden. Das denkmalgeschützte Vordergebäude an der Türkenstraße 54 bleibe erhalten. Auch das 1882 bis 1883 errichtete Wohnhaus an der Türkenstraße 52 sei bis 2008 denkmalgeschützt gewesen, sagt Dorothee Ott vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege. Wegen mehrerer Umbauten nach dem Zweiten Weltkrieg "besitzt das Haus heute keine Denkmaleigenschaft mehr". Bereits 2008 war diese Entscheidung im Viertel sehr umstritten. Für die Real-Treuhand jedenfalls ist die Angelegenheit damit eindeutig. Das Haus an der Türkenstraße 52 stehe nicht unter Schutz. Das denkmalgeschützte Haus bleibe stehen, auch die Bestandsmieter "sollen und wollen" weiter dort wohnen, sagt Scharl.

Protest gegen den Abriss kommt unter anderem aus dem Bundestag, von der Münchnerin Nicole Gohlke (Linke): "Die ansässige Bevölkerung wird durch Wohlhabende verdrängt." Auch Lokalpolitiker wollten den Abriss verhindern. Zuletzt mit dem Vorstoß, den gesamten Straßenzug unter Ensembleschutz zu stellen. Doch vergebens. "Baurecht ist ein relativ starkes Recht", sagt Christian Krimpmann (CSU), Chef des Bezirksausschusses Maxvorstadt. Dagegen könne man im BA dann wenig ausrichten.

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Quelle:
SZ vom 01.03.2019
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