Maxvorstadt:Attraktive Zwischenräume

Maxvorstadt: Viel Grün mit Skulptur: Die Flächen zwischen der Film-Hochschule, dem Ägyptischen Museum (rechts) und der Alten Pinakothek (links).

Viel Grün mit Skulptur: Die Flächen zwischen der Film-Hochschule, dem Ägyptischen Museum (rechts) und der Alten Pinakothek (links).

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Das Staatliche Bauamt hat ein Konzept für die Gestaltung der Freiflächen im Museumsviertel erarbeitet. Der Plan könnte den lange andauernden Prozess für das gemeinsame Kunstareal-Projekt deutlich voranbringen

Von Stefan Mühleisen, Maxvorstadt

Inzwischen ist immer wieder vom "Kunstareal-Prozess" die Rede; vor einigen Jahren hieß es noch "Kunstareal-Projekt". Das zeigt: Auch sprachlich finden sich die Beteiligten offenbar damit ab, dass der große Wurf partout nicht im Ziel landen will, der große Plan weiter in der Luft hängt. Die Zielvorgabe, 16 Kunst-, sechs Kultur- und zwölf Wissenschaftseinrichtungen rund um den Königsplatz und die Pinakotheken unter einer Verbund-Marke "Kunstareal" zu vereinen und zu vermarkten, ist zu einem ewigen Werdegang geworden. Dieser erhält nun eine neue Qualität, denn bald könnte das Verfahren wirklich Bodenhaftung bekommen - und damit in einem wichtigen Bereich vorankommen.

Wie ein Sprecher bestätigt, werden Vertreter des Staatlichen Bauamts München I kommende Woche Stadtbaurätin Elisabeth Merk und Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) bei einem gemeinsamen Termin den "Masterplan Freiflächengestaltung Kunstareal München" vorstellen. Dabei geht es um ein Konzept, wie das frei zugängliche Terrain - die Wiesen, Wege, Straßen - zwischen den verstreuten Museen besser vernetzt und ansprechender gestaltet werden kann. "Es werden Vorschläge aufgelistet, welche Entwicklungen möglich sind", sagt eine Sprecherin des Staatlichen Bauamts. Und mit Blick auf das Treffen von Merk und Spaenle fügt sie an: "Was davon umsetzbar und finanzierbar ist, muss die politische Ebene entscheiden."

Entscheiden werden die beiden wohl zunächst nichts - doch es darf als großer Schritt gewertet werden, dass Stadt und Staat überhaupt auf Arbeitsebene zusammenkommen. Jahrelang wurden nur Absichtserklärungen ausgetauscht, passiert ist wenig. Denn es ist komplizierter als zunächst angenommen, einen Kunst-Verbund nach dem Vorbild von Paris oder Wien zu etablieren. Für die Vernetzung gilt es, Ansprüche von etlichen Akteuren unter einen Hut zu bekommen, wobei die Zuständigkeiten von städtischen und staatlichen Institutionen zu beherzigen sind. Eine komplizierte Lage, die bisher auch einer gemeinsamen Eintrittskarte für alle Museen im Weg steht. Doch zuletzt hieß es, dass Stadtspitze und Kultusministerium noch dieses Jahr eine Einigung zum "Kunstareal-Ticket" erzielen wollen.

Das könnte nun auch mit der Frage geschehen, wie eine Neugestaltung der Freiflächen dazu beitragen kann, das topografisch auf 66 Hektar zerstückelte Areal zu einem großen Ganzen zu formen. Eckpunkte des "Masterplans" dafür, erstellt vom Staatlichen Bauamt, wurden jetzt im Bezirksausschuss Maxvorstadt bekannt. Ruth Gehling (Grüne) berichtete von der Sitzung der "Projektgruppe Kunstareal", jenem Gremium aus Vertretern von Verwaltung, Politik und Kunstbetrieb, das dem Kunstareal-Prozess die Richtung weist.

Ausweislich des Berichts der Grünen-Politikerin formuliert die Behörde damit kurz-, mittel- und langfristige Strategien. Langfristig wird demnach ein schon öfter diskutierter "Boulevard Arcisstraße" - eine Art Fußgängerzone - als wünschenswertes Ziel ausgegeben. Für kurz- und mittelfristige Maßnahmen nennt das Bauamt vier Standorte, sie werden als "Vertiefungsbereiche" bezeichnet: Für diese Teile des Gebiets sollen zuerst detaillierte Maßnahmen ausgearbeitet und umgesetzt werden. So schlägt die Behörde vor, sich zunächst das Umfeld der Pinakothek der Moderne vorzunehmen - vor allem die als Parkplatz genutzte Fläche an der Südseite nebst der Gabelsbergerstraße. "Hier soll eine bessere Raumbildung stattfinden", gibt Gehling den Ratschluss der Behörde wieder.

Als zweites ist eine ebenfalls unschöne und desgleichen als Parkplatz genutzte Kiesfläche östlich einer Baumreihe an der Arcisstraße, im nord-westlichen Vorfeld der Alten Pinakothek, als Umgestaltungs-Areal identifiziert. Dort könnte eine MVG-Fahrrad-Station entstehen. Nicht weit von dieser Stelle entfernt, auf Höhe des Eingangs zur Technischen Universität, sieht es das Bauamt als nötig an, einen Fußgänger-Übergang über die Arcisstraße zu schaffen. Als viertes wichtiges Thema haben die Masterplan-Ersteller die schon vielfach geforderten Sitzgelegenheiten im Kunstareal erkannt. Es werde empfohlen, so berichtet Ruth Gehling, im gesamten Areal Bänke und Stühle "eines vereinheitlichten Typs" aufzustellen.

Eine grundsätzliche Frage bleibt dem Vernehmen nach aber weiterhin offen: Sollen die freien Flächen eher Erholungsraum für die Menschen sein - oder doch vor allem Bespielungs-Wiesen für Künstler und ihre Projekte? Die Mitglieder des Bezirksausschusses nahmen den Bericht unterdessen zufrieden zur Kenntnis. Allerdings war erneut eine gewisse Skepsis wahrzunehmen angesichts der zähen Genese des "Kunstareal-Prozesses". "Das wird uns mit Sicherheit noch die nächsten 20 Jahre beschäftigen", sagte der Vorsitzende Christian Krimpmann (CSU).

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