IAA in München:Holprige Werbetour

IAA in München: Herbe Enttäuschung: Gegen den ausdrücklichen Wunsch der Maxvorstädter soll der Königsplatz nun während der IAA bespielt werden.

Herbe Enttäuschung: Gegen den ausdrücklichen Wunsch der Maxvorstädter soll der Königsplatz nun während der IAA bespielt werden.

(Foto: Sebastian Gabriel)

Das Konzept der Internationalen Automobilausstellung kommt in den Stadtbezirken überwiegend nicht gut an. Ärger entzündet sich vor allem daran, dass historische Gebäude und Plätze für Veranstaltungen eingeplant werden

Von Lea Kramer, Maxvorstadt/Altstadt

Traditionell eröffnet Kanzlerin Angela Merkel (CDU) die Internationale Automobilausstellung (IAA). So soll es auch dieses Jahr sein, wenn die neu betitelte Mobilitätsschau von 7. September an zum ersten Mal in München stattfindet. An diesem Plan hat sich nichts geändert, trotz weltweiter Pandemie und massenweise Veranstaltungsabsagen. Gerade tingeln Vertreter der Ausrichter - Messe München GmbH und Verein der Automobilindustrie - mit dem Münchner Wirtschaftsreferenten Clemens Baumgärtner (CSU) durch die Stadtbezirke, um für die Großveranstaltung zu werben. Lob gibt es eher spärlich, dafür umso mehr Kritik.

Die Maxvorstadt, die Altstadt und das Lehel sind die Stadtteile, denen eine wichtige Rolle im Konzept der IAA zukommt. An fotogenen Orten wie dem Marienplatz, dem Max-Joseph-Platz oder dem Königsplatz sollen Messeaussteller die Möglichkeit haben, den Besuchern ihre Produkte unter freiem Himmel präsentieren zu können. Für die Maxvorstädter ist vor allem die Auswahl des Königsplatzes als einer dieser "Open Spaces" eine herbe Enttäuschung gewesen. Hatten sie sich sowohl gegenüber den IAA-Verantwortlichen als auch gegenüber der Stadt immer wieder gegen den denkmalgeschützten Platz als Veranstaltungsort ausgesprochen.

Zuletzt habe die Grünanlage rund um die historischen Bauwerke ohnehin stark gelitten. "Seit dem ,Sommer in der Stadt' sieht es am Königsplatz fürchterlich aus. Das ganze Gras ist kaputt", sagte Georg Jakob (Grüne), Vorsitzender des Unterausschusses Klima, Umwelt und Planung bei der Vorstellung des IAA-Konzepts schon Mitte März.

Auf die Beteuerung von Wirtschaftsreferent Baumgärtner - "wenn ein Schaden entsteht, wird der auch wieder beseitigt" - will sich das Gremium offenbar nicht verlassen. Einem Antrag, der die "zügige Flächenwiederherstellung im Nachgang zur IAA" von der Stadt fordert, stimmten die BA-Mitglieder jetzt mehrheitlich zu. Die Automobilausstellung beschäftigte das Gremium gleich mehrfach. Die Kultur wollen die Lokalpolitiker gefördert wissen. Konzerte und Kunstdarbietungen sollen unentgeltlich angeboten werden. Vor allem mit der am Königsplatz ansässigen Glyptothek sollen die IAA-Verantwortlichen ihr Programm absprechen. In der Vergangenheit hatte sich der Leiter der Antikensammlung, Florian Knauß, vehement gegen Veranstaltungen am Königsplatz gewehrt. "Man muss sich überlegen, ob man den denkmalgeschützten Platz dauerhaft aufs Spiel setzen will", war nur eines seiner Argumente.

Eine Reihe weiterer Forderungen im Zusammenhang mit der Messe wurden hingegen abgelehnt. Etwa, ein Vorschlag, der zur Müllvermeidung die Gastronomie zur Ausgabe von Pfandgefäßen verpflichten wollte. "Bei Veranstaltungen auf öffentlichem Grund gibt es die Festlegung durch die Stadt bereits, dass keine Einweg-Produkte verwendet werden dürfen", sagte die Gremiumsvorsitzende Svenja Jarchow-Pongratz (Grüne). Auch die Idee, dass Ladesäulen für E-Mobilität nur an solchen Stellen aufgebaut werden sollen, an denen sie später fest installiert werden können, fiel durch. Ebenso fand sich im Bezirksausschuss keine Mehrheit für den Vorschlag, den ansässigen Restaurants, Hotels oder Bars die Lizenzgebühren während der Messe zu erlassen.

Die Lokalpolitiker der Altstadt und des Lehels hatten schon Ende März ihr Votum abgegeben. Dort zeigte die Werbetour der Veranstalter durchaus ihre Wirkung. Nach anfänglicher Skepsis konnten sich die Stadtteilvertreter zumindest mit einigen Aspekten der Autoschau durchaus anfreunden - nicht zuletzt, weil sie sich vom Ausblick auf ein Großereignis auch einen Impuls für die darbende Hotelbranche, die Gastronomie, Einzelhandel und Handwerk versprechen. Seine skeptische Haltung behielt der Bezirksausschuss im Hinblick auf das Rahmenprogramm mit einem begleitenden virtuellen Bürgerbüro und mit öffentlichen Diskussionsforen während der Veranstaltung.

Weniger die offenkundig auf lokale Akteure gemünzten Begleitaktionen als vielmehr die Hoffnung, von der Image-Schau auch bleibende Werte wie zum Beispiel zusätzliche E-Ladesäulen zu erhalten, vermochte die ökologisch Denkenden unter den Lokalpolitikern der Innenstadt zu interessieren.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: