Maximilian:Eine Pracht von Gastwirtschaft - mitten im Glockenbachviertel

Maximilian: Die Wirte Fabian Stingl und Stephan Alof haben die prächtige historische Inneneinrichtung behutsam renoviert.

Die Wirte Fabian Stingl und Stephan Alof haben die prächtige historische Inneneinrichtung behutsam renoviert.

(Foto: Stephan Rumpf)

Das Maximilian pflegt die richtigen Tugenden und wird so zum schönen modernen Wirtshaus, in dem man gut und einigermaßen bezahlbar essen kann.

Von Karl-Heinz Peffekoven

Manchmal ergeht es einem mit Wirtshäusern wie mit Freunden von ganz früher: Man besucht sie noch ab und zu und muss doch feststellen, dass einem die Macken und unangenehmen Ticks, die man damals nicht sah oder nicht sehen wollte, auf den Keks gehen. Peffekoven ist ein nostalgischer Mensch, weswegen er noch manches Mal im Kreuzberger einkehrte, einem urwüchsigen Augustiner-Bierlokal im Glockenbachviertel. Selbst er konnte aber nicht übersehen, dass der Charme des Hauses mit den Jahren ebenso nachließ wie die Küche.

Dann kam der Tag, an dem er, aus alter Verbundenheit, telefonisch mehrere Tische für eine Konfirmationsfeier reservieren wollte. Sind da auch Kinder dabei?, maulte die Stimme am anderen Ende der Leitung. Peffekoven erwiderte, das liege in der Natur von Konfirmationsfeiern. Die Stimme ließ wissen, das sehe man nicht so gern, Kinder benehmen sich oft nervig, da habe man ein Problem mit. Peffekoven wiederum hat ein Problem mit Leuten, die mit allem und jedem ein Problem haben und dies leider jedermann mitteilen mussten, und legte auf.

Darum war sein Bedauern eher theoretischer Natur, als vor anderthalb Jahren Schilder vom Ende des alten Kreuzberger kündeten; nun heißt das Lokal Maximilian, und nein, es ist unter neuer Leitung nicht noch ein weiterer Glockenbachschickischuppen geworden, sondern wieder das, was das Haus einmal gewesen war: eine Pracht von Gastwirtschaft im schönen Altbauviertel südlich der Fraunhoferstraße. Die Wirte Fabian Stingl und Stephan Alof haben die prächtige historische Inneneinrichtung behutsam renoviert, so dass sie jetzt sogar mehr zur Geltung kommt und der Eintretende das Gefühl einer angenehmen Zeitreise verspürt. Das Publikum ist sehr gemischt, ein gutes Zeichen. Es gibt Stammtische aus der Nachbarschaft und aus der katholischen Kirchengemeinde Sankt Maximilian, dem Namensgeber, und dass die freundlichen Herren vom Service in Lederhosen herumlaufen, sei ihnen gegönnt, Peffekoven ist kein Stilpurist.

Kirchweihsonntag mit Gansessen

Was sich wirklich verändert hat, ist die Küche. Chefkoch Maximilian Schaaf hat sofort mit einem Südtiroler und bayerischem Stil begonnen, die für ein Bierlokal von bemerkenswerter Qualität ist. Auch Traditionen wie Kirchweihsonntag mit Gansessen werden hier gepflegt. Man kommt also nicht allein des kühlen Augustiner wegen, das freitags und samstags zusätzlich vom Holzfass kommt, sondern auch, um gut und einigermaßen bezahlbar zu speisen.

Eine feine Sache sind hier die "Gangerl", raffinierte Variationen bekannter Vorspeisen, etwa Obazda mit Camembert, Ziege, Birne und Radieschen oder ein sehr feiner Tatar vom Pinzgauer Rind mit süßsaurem Chutney. Sehr gut war der bayerische geräucherte Saibling, gereicht mit Mangold und Limette (alle Vorspeisen um die neun Euro). Ein modernes Wirtshaus muss auch mit der Zeit gehen, weshalb hier wohl kein Kellner auf die Frage nach Vegetarischem antworten würde: "Nehmen S' den Salat mit Hähnchen" (wie Peffekoven einmal andernorts hörte). Es gibt Salate mit Ziegenkäse, Balsamico und Honig oder mit Wildkräutern und Meerrettich und manches mehr für Fleischabstinenzler; weil Peffekoven keiner ist, hat er auch die pikante Tafelspitzbrühe vorweg genossen.

Auch die Hauptspeisen hielten, was der Küchenchef verspricht. Schwer bayerisch oder bayerisch und schwer, aber dennoch sehr fein waren das Spanferkel mit krosser Kruste (12,10 Euro) und die hervorragenden, in Portwein geschmorten Ochsenbackerl mit Kürbis. Mehr ins Südtiroler Fach fiel das Filet vom Pinzgauer Rind, gereicht mit Gnocchi und Safran, für das die Wirte aber schon 25,70 Euro sehen wollen. Peffekoven entschied sich für "Maria's Zitrone", Kalb hauchzart mit Butter und Brokkoli. Es gibt auch ein klassisches, schön dünnes Wiener Schnitzel mit allem, was sich gehört, Preiselbeeren, Kartoffeln und Feldsalat. Auch das Fischangebot (Flussbarsch mit Safranrisotto und Spinat zum Beispiel 16,90 Euro) überzeugte.

Eine herzerwärmende Bierwirtschaft

Andere machen ein großes Gewese darum, hier ist es selbstverständlich: Bei den Lebensmitteln legen die Wirte großen Wert auf deren Herkunft. Fleisch und Wurst beziehen sie daher über die nahe Traditionsmetzgerei Magnus Bauch am Schlachthof, Brot- und Backwaren sogar aus der hauseigenen Bäckerei. Klein, aber fein ist übrigens die Weinkarte, Peffekoven probierte einen wunderbar erdigen Max Müller Weißburgunder aus Franken. Weniger gefiel ihm der Preis von 7,20 Euro für geizige 0,2 Liter, nicht mal ein Viertel. Preiswerter, um fünf Euro, sind die gut trinkbaren Hausweine (weiß ein Rivaner & Riesling aus Baden, rot ein Zweigelt aus dem Kremstal). Aber er will nicht meckern: Die Weinpreiskrankheit (Symptom: ständige Steigerung) hat so gut wie alle Münchner Lokale befallen, und dies hier ist eine herzerwärmende Bierwirtschaft.

Lassen wir den letzten Satz des Lobliedes dem katholischen Pfarrer von St. Maximilian, der den Wirten aufschrieb: "Die Menschen, die der liebe Gott braucht, begegnen sich nicht nur in Kirchen, sondern auch in Wirtshäusern (oder vielleicht gerade dort?)" Hier sind sie jedenfalls richtig.

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