Kabarett:Seine Sprache ist seine Waffe

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Der Münchner Kabarettist Max Uthoff hat bei der Premiere seines neuen Kabarettprogramms im Lustspielhaus Wichtiges zu sagen. (Foto: Hartmut Pöstges)

Acht Mal im Jahr spielt der Münchner Max Uthoff mit Claus von Wagner "Die Anstalt". Im Lustspielhaus stellt er nun sein neues Solo-Programm "Moskauer Hunde" vor.

Von Thomas Becker

Geburtstagsfeier? Sehr lustig. Dafür hat der Tag von Max Uthoff nun wirklich zu wenig Stunden - und Montagabend war zudem Generalprobe für die Live-Sendung am darauffolgenden Abend. Vier Tage später Premiere des neuen Soloprogramms, mit dem es gleich auf Tour geht: Erfurt, Crimmitschau, Mainz, Köln. Und schon ist Zeit für die nächste "Anstalt". Danach gleich wieder auf Tour: Hof, Bonn, Kassel. Anstalts-Vorgänger Georg Schramm war das alles irgendwann zu viel: Er stieg aus, erst aus der Sendung, dann aus dem Tourleben. Uthoff ist 18 Jahre jünger, aber die Schlagzahl macht auch ihm zu schaffen. Acht Mal im Jahr spielt er mit Claus von Wagner "Die Anstalt" und alle paar Jahre ein neues Programm. Sein viertes heißt "Moskauer Hunde" und hat am Samstag im Lustspielhaus Premiere.

Zum Inhalt verrät er nur so viel: "Natürlich gibt es an diesem Abend auch anderes zu tun. Wenn Sie sich nicht ernst genommen fühlen wollen, schalten Sie den Fernseher an. Wenn Sie die Sehnsucht nach Wahrnehmung plagt und Sie gerne auf ihre Funktion als Konsument reduziert werden, rein ins Netz mit Ihnen. Wenn Sie grundsätzlichen Zweifel an den Entscheidungen ihres Lebens verspüren wollen, schauen Sie doch einfach mal, wer da neben Ihnen im Bett liegt. Oder sie verbringen einen Abend mit Max Uthoff, der Ihnen alle diese Gefühle auf einmal verschafft."

"Ob du damit Geld verdienst oder nicht, ist mir egal"

In der Tat verschafft einem dieser schmale Frühfünfziger das ein oder andere Gefühl. Meistens das, zu blauäugig, bequem und unbedarft durchs Leben zu traben. In der "Anstalt" wie auch von der Kabarettbühne aus stubst er einen mit der Nase auf sozial Ungerechtes, politisch Dysbalanciertes, klerikal Verfehltes, klimatisch Beängstigendes und ökonomisch Unerhörtes. Und das nicht einfach so aus der Lameng, sondern so fundiert und abgewogen, dass sich die Fußnotenbalken biegen. Auf der Website der "Anstalt" kann man sich den "Faktencheck zur Sendung" ansehen, und findet da zum Beispiel bei der vom 27. Februar eine 52 Seiten lange Linkliste zur verwendeten Hintergrundliteratur. Und wer weiß, dass dem Autorenteam außer Uthoff und von Wagner nur noch der Journalist Dietrich Krauß angehört, kann in etwa ermessen, wie viel Arbeit sich die Herren machen. Und dann ist es ja noch lange nicht witzig!

Aber Uthoff kann witzig. Hat er nicht gelernt, aber viel geübt - als er merkte, dass das mit dem Jura-Studium keine gute Idee war. Zuvor hatte er schon auf der Bühne gestanden, auf der des Rationaltheaters, das sein Vater Mitte der 1960er-Jahre in Schwabing gegründet hatte, als Familienbetrieb: Mama an der Kasse, Max schon mit elf an der Garderobe, Bruder Kai an der Theke, Papa auf der Bühne. Uthoffs Weg: mit zwölf Theke, mit 14 Bedienung, dann Technik, mit 17 Bühne. Mit 24 zogen ihn Studium und die Liebe fort von der Bühne, Letztere brachte ihn mehr oder weniger wieder zurück. Die Frau, die die Mutter seiner Kinder werden sollte, "hat mir in den Hintern getreten", hat Uthoff mal erzählt, "sie sagte: 'Wenn du jeden Tag in Anzug und Krawatte kreuzunglücklich aus dem Haus gehst, dann verlasse ich dich. Das schaue ich mir nicht an. Such dir irgendwas. Ob du damit Geld verdienst oder nicht, ist mir egal. Aber irgendwas, das dir Freude macht.'" Man muss der Frau einfach dankbar sein.

Max Uthoff, Samstag, 29. September, 20 Uhr, Lustspielhaus, Occamstr. 8, t 34 49 74

© SZ EXTRA vom 27.09.18 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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