Bei einem Unfall am frühen Sonntagabend vor der Bayerischen Staatsoper am Max-Joseph-Platz ist eine Frau verletzt worden. Wie die Polizei auf Anfrage bestätigte, war durch eine Windböe ein Element eines Bauzauns aufgewirbelt worden und traf die Frau, die unterhalb der Haupttreppe auf dem Gehweg stand. Sie erlitt eine Platzwunde am Kopf und wurde vom Rettungsdienst zur weiteren Versorgung in ein Krankenhaus gebracht.
Die Polizei führt das Geschehen als Unfall und sieht keinen Anlass für strafrechtliche Ermittlungen. Der Max-Joseph-Platz wird derzeit und voraussichtlich noch bis Ende des Jahres umgebaut und ist deswegen großteils abgesperrt.
Doch wie konnte es überhaupt dazu kommen, dass ein Bauzaun derart instabil ist, dass er zur Gefahr für Passanten wird? Sind die Gehwege im Bereich des Max-Joseph-Platzes ausreichend gesichert? Wie oft werden die Zäune überprüft? Diese Fragen sind für das städtische Bau- und das Mobilitätsreferat offenbar zu komplex, als dass sie darauf am Montag qualifizierte Auskünfte geben könnten. Man sei dabei, die Sache referatsübergreifend zu klären, hieß es im Baureferat.

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Die Stadt gestaltet den Platz vor dem Nationaltheater zugunsten von mehr Aufenthaltsqualität um. Die groben, kaum begehbaren Kiesel sind schon verschwunden. Jetzt entsteht eine Fläche mit sternförmig angelegten Wegen und Rasenflächen, die Plänen aus dem Jahr 1825 nachempfunden sind. Diese Gestaltung ist nur eine Übergangslösung für etwa fünf Jahre. Wie der Platz langfristig aussehen wird, ist noch offen.
Denn der Max-Joseph-Platz, der nach Ansicht von Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) das Potenzial zu einem der schönsten Plätze der Stadt hat, ist städtebaulich ein heißes Pflaster. Gegen ursprüngliche Pläne aus dem Rathaus, den Platz zu einem blühenden Minipark mit Sträuchern und Wildblumen zu machen, gingen die Denkmalschützer auf die Barrikaden. Letztlich einigte man sich auf die Interimslösung mit den Rasenflächen.
Während der Bauzeit hat die Stadt Ersatzwege für Passanten eingerichtet. Auf diesen wiederum ist jeweils an der Aus- und Zufahrt der Tiefgarage wegen eingeschränkter Sicht erhöhte Vorsicht angebracht, wie Opernbesucher der SZ berichten.
Die Leitung der Staatsoper selbst beklagt, dass sie an der Planung der Baustelle vor ihrer Tür „nahezu nicht“ beteiligt gewesen sei: „Die Absprachen waren und sind mehr als dürftig“, sagt ein Sprecher. So seien die Behinderten-Parkplätze des Hauses in der Maximilianstraße von heute auf morgen verlegt worden, ohne dass die Oper informiert worden sei. Direkt neben dem Haupteingang soll ein Trinkwasserbrunnen gebaut werden – auch das laut Staatsoper-Sprecher ohne Absprache.
Sorgen gibt es wegen der Fluchtwege
Von weiteren Vorfällen wie den vom Sonntag weiß der Sprecher nichts – allerdings macht dem Haus die Gestaltung der Fluchtwege Sorgen: „Die Ämter bescheinigen, dass alles okay ist.“ Man sehe aber durchaus Probleme, sollte wirklich einmal eine Evakuierung notwendig sein. Der Sprecher berichtet auch, seitens der Oper sehe man den Umbau des Platzes grundsätzlich positiv, die Umsetzung sei aber schwieriger, als es die Stadt darstelle.
Das wichtigste Beispiel: die Münchner Opernfestspiele, die seit 1875 stattfinden, heuer also zum 150. Mal. Sie beginnen am 26. Juni und dauern bis Ende Juli – und eine Baustelle ist wohl nicht das, was sich Opernfreunde aus aller Welt als festliches Entree vorstellen. Hingegen soll der Platz für die Automobilausstellung IAA Mobility im September zur Verfügung gestellt, also einigermaßen freigeräumt werden.
Eines der beliebtesten kulturellen Ereignisse Münchens könnte durch den Umbau des Platzes nicht nur heute, sondern dauerhaft gefährdet sein: „Oper für alle“, eine Live-Übertragung von der Bühne auf eine große Leinwand auf dem Max-Joseph-Platz – dieses Jahr am 6. Juli Mozarts „Don Giovanni“. Zehntausende Münchner picknicken zu diesem Event auf dem Platz und hören sich die Oper an. „Wenn im Endausbau der Platz eine Rasenfläche wird, die nach der Veranstaltung saniert werden muss – wer bezahlt das dann?“, fragt der Sprecher. „Und wenn es eine Blumenwiese wird, dann können wir Oper für alle ganz vergessen.“