Hörenswert:Mal ganz normal

Hörenswert: Betont unavantgardistisch lässt Matthias Bublath (Mitte) sein Klavier-Trio mit Peter Cudek (links) und Christian Lettner klingen

Betont unavantgardistisch lässt Matthias Bublath (Mitte) sein Klavier-Trio mit Peter Cudek (links) und Christian Lettner klingen

(Foto: Daniel Gall)

Auf seinem neuen Album "Orange Sea" spielt Matthias Bublath im klassischen Klavier-Trio.

Von Oliver Hochkeppel

Man kennt den Münchner Jazzer Matthias Bublath vor allem als Spezialist für die Hammond Orgel. Die Basis dafür hat er schon in New York gelegt, wo er neun Jahre lang lebte. Zuletzt hat er sich solo, im Fourganic Soul Trio wie mit seiner Eight Cylinder Big Band samt CDs und zahllosen Konzerten in die erste Reihe der Jimmy-Smith-Nachfahren an diesem in jeder Hinsicht mächtigen Instrument gespielt. Was aber etwas die Vielseitigkeit Bublaths überdeckt. Denn der am Bruckner-Konservatorium in Linz, am Bostoner Berklee College of Music und an der Manhattan Music School ausgebildete 44-Jährige hat sich schon vor seiner US-Zeit reichlich diversifiziert: Spielte zum Beispiel Funk in Gregor Bürgers Fusionband Earforce oder Afrikanisches in den Bands von Biboul Darouiche und Mfaniseni Thusi. In New York, dem was Konkurrenz angeht härtesten Pflaster der Musikwelt, kam er zwangsläufig nur als Allrounder durch, der von der Swing-Sängerin über das Modern-Trio bis zur Latin-Band alles begleitete, was gefragt war.

Auch in den zwölf Jahren, die er jetzt zurück in München ist, hat Bublath, der insgeheim auch ansehnlich E-Bass und Schlagzeug beherrscht und ein ebenso hervorragender Komponist und Arrangeur ist, kaum etwas ausgelassen. Begleitete Sängerinnen von Jenny Evans bis Claudia Koreck ebenso wie das Oldtime-Orchester der "Swing Heil"-Revue, arbeitete mit Klaus Doldinger oder dem kubanischen Percussionisten Candido Camero wie mit ähnlich wie er ausgerichteten Groovemastern wie San2 oder Max Merseny. So gesehen ist sein neues Album "Orange Sea" nur auf den ersten Blick überraschend: Im einem klassischen Jazz-Trio mit Peter Cudek am Kontrabass und Christian Lettner am Schlagzeug sitzt Bublath ausschließlich am Flügel.

Anders als so viele junge Klavier-Trios unternimmt Bublath von vornherein keinen Versuch, dieses Königsformat des Jazz zu revolutionieren, es ist - trotz ausschließlich selbstgeschriebener Titel - eher eine Hommage an dessen große Tradition und seine Helden von Bill Evans und Oscar Peterson bis zu Keith Jarrett. Schon der Titeltrack ist eine sanft dahinswingende Ballade, die im Blue-Note-Wohlklang schwelgt. Der Opener "Most Foul" kommt energetischer daher, "One For Kenny" dekliniert die Bebop-Muster durch, "Monk Pronk" die harmonischen und rhythmischen Extravaganzen des Namensgebers, auf "Science Lab" darf es titelgemäß im Gruppengefüge auch mal "free" zugehen und mit "Samba Norte Sul" geht es ins von Bublath so geliebte Latin-Fach. Immer aber bleibt es "straight". Ein Themen- und Melodie-betonter Hochglanz-Jazz der alten Schule. Wie schön, das auch mal wieder zu hören.

Matthias Bublath Trio: "Orange Sea", Enja

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