Süddeutsche Zeitung

SZenario:Rosa Blüten, gelbschwänzige Makrele

Starkoch Nobu Matsuhisa schaut mal wieder in seiner Münchner Dependance vorbei. Sein Motto "Keep it simple" gilt zumindest für den Promi-Auflauf an diesem Abend nicht.

Von Sarah Maderer

Während der deutsche Frühling noch auf sich warten lässt, ist der japanische diese Woche ins Mandarin Oriental eingezogen. Das hauseigene Edelrestaurant Matsuhisa hat am Mittwochabend anlässlich des Besuchs von Chefkoch Nobu Matsuhisa zum Hanami-Dinner geladen. Ganz wörtlich bedeute Hanami "Blüten schauen" und stehe für die Kirschblütensaison in Japan, sagt Matsuhisa im Gespräch mit der SZ. Als Kind habe er die rosa Blütenpracht im eigenen Garten bewundern können und sich morgens gerne von den Geräuschen und Düften aus der Küche wecken lassen, als seine Mutter und Großmutter für ihn kochten.

Heute wacht der 74-Jährige vermutlich öfter zu Turbinengeräuschen auf. Zwar bezeichnet er Los Angeles als seinen Lebensmittelpunkt, zehn Monate im Jahr ist er aber auf Reisen. Sein Restaurant- und Hotelimperium, das er zum Teil mit Robert De Niro als prominentem Freund und Partner seit den Neunzigerjahren aufbaut, erstreckt sich über fünf Kontinente und zählt etwa siebzig Restaurants. Die München-Dependance eröffnete 2015; Matsuhisa hatte sie zuletzt vor der Pandemie besucht. Mittlerweile überlasse er die Ausbildung in seinen Restaurants lieber der jungen Generation, sagt der Sushi-Meister, dessen Stil oft als japanisch-peruanische Fusion bezeichnet wird. Zwar entwerfe und perfektioniere er mit seinen "Corporate Chefs" ständig neue Gerichte, habe sich auch mal neue Technologien zeigen lassen. Doch am Ende des Tages brauche er nicht mehr als Messer, Pfanne, Öle und Feuer. "Keep it simple", sagt er.

"Keep it simple" ist nicht gerade das Motto des Abends

"Keep it simple" ist nicht gerade das Motto des Abends. 100 geladene Gäste drängen vorbei am Fotografen- und Kirschblüten-gesäumten roten Teppich ins opulente Foyer des Mandarin Oriental. Matsuhisa selbst posiert mit Hoteldirektor Dominik Reiner hinter der Austernbar, während sich seine Gäste mit Champagner und DJ warmlaufen. Apropos warmlaufen, im schwarzen Hemd und Pulli statt rotem Trikot wirken die Bayernprofis Lucas Hernández und Benjamin Pavard neben Matsuhisa beinahe jugendlich. Kein Wunder, dass sich Lothar Matthäus lieber erst später zum gesetzten Essen hereinschleicht, als sich hier einzureihen.

Indessen kulminiert das Blitzlichtgewitter an den Aufzügen. Moderatorin Eva Padberg im floralen Bluse-Hosen-Ensemble und Model Stefanie Giesinger im pinken, teils transparenten Abendkleid haben bei ihrer Outfit-Wahl wohl an Kirschblüten gedacht. Das Ehepaar Carpendale nimmt verstohlen den Aufzug nach oben, um sich wenig später aufgebrezelt und ohne Sohn Mads den Fotografen zu präsentieren. Eine Tür weiter steigt Moderatorin und Schauspielerin Palina Rojinski aus dem Aufzug, Ninja-gleich im schwarzen, hautengen Jumpsuit mit Schlagbein. In Matsuhisas Restaurants habe Rojinski schon öfter gegessen, ihn persönlich lerne sie aber an diesem Abend zum ersten Mal kennen, sagt sie. DJ und Fotografen machen es ihr nicht leicht, ob der Lautstärke muss sie sich dem Chefkoch beinahe ins Ohr brüllend vorstellen.

Schauspieler Florian David Fitz ist mit Schwester Stefanie gekommen und wird von Palina Rojinski mit einem freudigen "Flooo!" begrüßt. Das Aufeinandertreffen dokumentiert Fitz auf seinem Instagram-Account mit einem gemeinsamen Foto und den Worten "Guckt mal, was auf meiner Sushi-Platte war! Wie schön!" Wobei er an diesem Abend keine bekommen haben dürfte, nachdem er eigentlich Vegetarier ist und deshalb das vegetarische Menü vorbestellt hatte. Doch schon bei den Austern kommt Fitz, der zum ersten Mal bei Matsuhisa isst und daher von Oliver Pocher an der Austernbar ein kurzes "Event-Briefing" bekommt, in Versuchung. Vielleicht mache er heute Abend mal eine Ausnahme, sagt Fitz, seine Schwester merkt an: "Da ist er nicht so streng."

Inzwischen sind alle Gäste eingetroffen und werden von Matsuhisa und Hoteldirektor Reiner auf der Foyertreppe offiziell begrüßt, moderiert von Palina Rojinski und gefolgt von einer Darbietung japanischer Trommelkunst. An diesem Punkt könnte man fast vergessen, dass man eigentlich zum Essen gekommen ist, würde sich die hungrige Gästeschar dann nicht doch auf den Weg ins Restaurant im ersten Stock machen.

Am Platz angekommen wartet bereits der erste von sechs Gängen, dreierlei Sashimi von Lachs, Gelbschwanzmakrele und Jakobsmuschel. Neben dem Sushi im ersten Hauptgang wird es der stärkste Gang bleiben. Denn am rohen Fisch zeigt sich Matsuhisas "USP", höchste Qualität aufs Wesentliche reduziert. Bei der Seezunge mit Shiso-Salsa und dem Wagyu-Rind mit Balsamico und Trüffel wird es fast zu viel der Fusion. Auch die laute Musik und das Gewusel im Raum lenken vom Essen ab, mehr Hanami-Happening als gediegenes Hanami-Dinner. Kein Wunder, dass sich Matsuhisa, der sich Tisch für Tisch durch den Abend rackert, nach unzähligen Gesichtern und Fotos erschöpft in den Stuhl sinken lässt, geschützt hinter einer Säule. Und dennoch unaufhörlich lächelnd.

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