Süddeutsche Zeitung

Marx soll Wetter-Nachfolger werden:Bischof mit Becksteins Segen

Die Ernennung eines neuen Bischofs für die Erzdiözese München und Freising steht offenbar unmittelbar bevor. In Kirchenkreisen hoch gehandelt wird der Trierer Bischof Reinhard Marx.

Der Trierer Bischof Reinhard Marx soll offenbar Nachfolger von Friedrich Kardinal Wetter werden. Der Sozialexperte gilt als eloquent und medientauglich, theologisch aber als konservativ. Am Dienstag beschäftigte sich die bayerische Staatsregierung mit der Personalie, ohne dass offiziell ein Name genannt wurde.

Stattdessen ermächtigte das Kabinett Ministerpräsident Günther Beckstein und Kultusminister Siegfried Schneider (beide CSU), dem Vatikan die Stellungnahme der Staatsregierung zum Kandidaten für den Bischofsstuhl zu übermitteln, ohne zuvor das Kabinett damit zu befassen. Damit soll wohl vermieden werden, dass der Name des neuen Bischofs durchsickert, bevor er von der Kirche offiziell bekannt gegeben wird.

Dies war in der Vergangenheit wiederholt geschehen - zuletzt hatte dies im Falle der Berufung des Eichstätter Bischofs Gregor Maria Hanke für Unmut in Kirchenkreisen gesorgt. Nach dem Konkordat von 1924 muss der Heilige Stuhl bei der bayerischen Regierung die Zusicherung einholen, dass gegen einen Bischofskandidaten keine Bedenken bestehen. Damit wird üblicherweise das Kabinett befasst, diesmal wird nun der Protestant Beckstein entscheiden, zusammen mit dem Katholiken Schneider. Ein Veto gegen einen Kandidaten wäre eine Sensation, üblicherweise werden Bedenken im Vorfeld einer Berufung thematisiert.

Ob der Staatsregierung bereits ein Name übermittelt wurde, ist unklar. Mitglieder des Kabinetts rechnen aber fest damit, da Beckstein die Angelegenheit in der Sitzung ansprach, obwohl sie nicht auf der Tagesordnung stand. Die Ernennung des neuen Bischofs könnte bereits in den nächsten Tagen erfolgen. Einige hatten bereits mit einer Bekanntgabe zum Korbiniansfest am vergangenen Wochenende gerechnet. Der Münchner Bischofsstuhl ist seit dem 2.Februar vakant, als der Papst das Rücktrittsgesuch von Kardinal Friedrich Wetter annahm. Dieser fungiert seitdem noch als "Apostolischer Administrator". Kassian Stroh

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SZ vom 28.11.2007
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