Personalwechsel im Werksviertel und im BergsonDie Frau mit dem Klavier am Kran geht vom Haken

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Die Leiterin der „Werksviertel-Mitte Kunst“, Martina Taubenberger hört auf. Das Bild zeigt sie im Jahr 2021 im Gespräch mit dem damaligen bayerischen Kunstminister Bernd Sibler bei der Vorstellung des Projekts "Bilder einer Baustelle".
Die Leiterin der „Werksviertel-Mitte Kunst“, Martina Taubenberger hört auf. Das Bild zeigt sie im Jahr 2021 im Gespräch mit dem damaligen bayerischen Kunstminister Bernd Sibler bei der Vorstellung des Projekts "Bilder einer Baustelle". (Foto: Achim Frank Schmidt)

Martina Taubenberger war elf Jahre lang für die teils aufsehenerregende Kunst im Werksviertel zuständig. Jetzt geht sie. Und das ist nicht die einzige News in Münchens privat finanzierter Kunstwelt. Auch Galerist Johann König hat neue Pläne.

Von Susanne Hermanski

Eine der Kunstaktionen, die Martina Taubenberger ins Münchner Werksviertel geholt hat, hat in der ganzen Welt für Aufmerksamkeit gesorgt. „When The Sun Stands Still“, in deren Rahmen der Künstler Alain Roche ein halbes Jahr lang, von Sonnwende zu Sonnwende, jeden Morgen vom Kran hängend in die blaue Stunde hinein eine Komposition spielte. Viele andere Projekte der Kuratorin waren ebenfalls spektakulär, die Eis-Musik-Konzerte etwa, die sie auf dem Dach des White-Box-Gebäudes erklingen ließ. Die Klänge waren erzeugt auf Instrumenten aus Gletschereis, in Anspielung auf das Schmelzen der Polkappen.

Jetzt verlässt Martina Taubenberger das Werksviertel-Mitte. Zum 30. Juni 2025 endet damit das von ihr konzipierte und verantwortete Programm „Werksviertel-Mitte Kunst“. Elf Jahre lang hat sie das privatwirtschaftliche Stadtentwicklungsprojekt ihres Auftraggebers Werner Eckart auf diesem Wege mitgestaltet. Mehr als 140 Ausstellungen, Kooperationen und Künstlerresidenzen sowie den Aufbau des vollständig privat finanzierten Atelierförderprogramms im Werksviertel hat sie organisiert.

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Taubenberger trennt sich im Guten von Eckart, dem sie für die vielen „Freiräume“ dankt, die er ihr gegeben habe. Werner Eckart ist Eigentümer des Werksviertels, jenem gewaltigen Areal am Münchner Ostbahnhof, wo sein Vater Otto Eckart die Knödelfabrik „Pfanni“ hatte errichten lassen. Nach einer Zeit der Zwischennutzung als „Kunstpark Ost“ ist die ehemalige Industriefläche nun weitgehend überbaut, mit Hotels, Restaurants, Büros, einer Schule, Wohnungen, Event-Hallen, nur das Konzerthaus, das der Freistaat dort eigentlich bauen wollte, lässt noch eine gewaltige Lücke.

„Ohne ihre künstlerische Expertise und ohne ihren Mut, scheinbar Unmögliches nicht nur zu denken, sondern auch umzusetzen, wäre das Werksviertel um wegweisende Impulse ärmer“, sagt Eckart über Taubenberger. Dazu, wie es mit dem Kulturprogramm im Werksviertel weitergeht, gibt es noch keine offiziellen Informationen.

Johann König gibt die großen Galerieflächen im Bergson auf

Und auch bei einem anderen, finanziell weit größeren privatwirtschaftlichen Münchner Kulturprojekt stehen die Zeichen auf Veränderung: Im Segment der Bildenden Kunst wird das „Bergson“, das unter anderem über ein eigenes Orchester verfügt, einen neuen Weg einschlagen. Bisher bespielte die weitläufigen Flächen des „Kunstkraftwerks“ in Münchens Westen vor allem der Berliner Galerist Johann König.

Er wird sich in den nächsten Wochen aus dem Bergson, das der Münchner Unternehmerfamilie Amberger gehört, mit einer Ausnahme nach und nach zurückziehen. König gibt die 1600 Quadratmeter umfassenden Galerieflächen im unteren Neubautrakt auf, und behält lediglich die ehemaligen Kohlesilos. Die hängen hoch oben in dem früheren Heizkraftwerk, mit knapp 400 Quadratmetern Grundfläche und besonders rauem Industriecharme. Gerade wurde dort die Ausstellung „Raw Paradise“ von Arne Quinze eröffnet.

Die oberen beiden Stockwerke im Neubautrakt wird vom 3. Juli an eine neue immersive Kunstausstellung füllen. „Reshaping Reality“ soll es möglich machen, Grenzen der Realität zu überschreiten und in digitale Welten einzutauchen. Mittels einer „Extended-Reality“-Brille können die Besucher mit den Kunstwerken interagieren. Das Konzept hat Anh Nguyen erarbeitet, die in München in der Vergangenheit bereits im Hintergrund zahlreicher anderer Kunstgroßprojekte wirkte.

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