Süddeutsche Zeitung

Pop:Deutsch-amerikanische Freundschaft

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Markus Acher von "The Notwist" hat mit einer neuen EP seine künstlerischen Kontakte nach Kalifornien aufgefrischt. Zusammen mit dem Beatbastler Odd Nosdam zieht er "From Nowhere to North".

Von Martin Pfnür, Weilheim

Den Überlieferungen nach begann alles mit einer Panne. Die Weilheimer Band The Notwist, nach ihrem Meisterwerk "Neon Golden" längst auch jenseits des Atlantiks bekannt, ist 2004 gerade unterwegs durch Nordamerika, als irgendwo zwischen Montreal und Toronto der Tourbus seinen Geist aufgibt und auf einem Highway-Parkplatz zum Stehen kommt. Ebenfalls in das Schlamassel involviert sind damals die beiden kalifornischen Rapper Adam Drucker alias Doseone und Jeffrey James Logan alias Jel, die als Themselves das Vorprogramm für The Notwist bestreiten und als Mitgründer des avantgardistisch geprägten Indie-Labels Anticon ebenso an musikalischen Schnittstellen interessiert sind wie ihre Reisegefährten aus Bayern.

Und so entspringt dem Zwangsaufenthalt im kanadischen Schneegestöber am Ende eine deutsch-amerikanische Freundschaft und der Gedanke, dass man ja auch zusammen etwas auf die Beine stellen könnte. Als 13 & God veröffentlicht das Projekt bereits im Jahr darauf ein Album gleichen Namens, dem 2011 mit "Own Your Ghost" noch ein zweites folgt. Beide Platten zählen in ihrer eleganten Verschmelzung von Hip-Hop-Beats und indietronischem Pluckern, von Sprechgesang, Samples, Turntablism und der ureigenen Notwist-Melancholie zum Größten, was die schier unzähligen Kollaborationen der Acher-Brüder hervorgebracht haben. Allein, danach kam leider nichts mehr von 13 & God.

So gesehen ist das, was kürzlich mit der Veröffentlichung der EP "From Nowhere to North" einherging, eine Art Wiederbelebung dieser bayerisch-kalifornischen Beziehung im Kleinen. Denn auch wenn der beteiligte Hip-Hop-Produzent und DJ David P. Madson alias Odd Nosdam kein Teil von Themselves ist, zählt er doch ebenso zu den Mitgründern und zentralen Figuren des Anticon-Labels. In Zusammenarbeit mit Markus Acher, der hier unter seinem Solo-Alias Rayon auftritt, entstanden vier Songs, die zwar ohne Raps auskommen, dafür aber auf umwerfende Weise das feingliedrig Verfrickelte der Notwist-Schule mit der Physis wuchtiger Beatbasteleien fusionieren. Allein wie die beiden im zehnminütigen "Colours / Heavy Load" eine windschiefe Lo-Fi-Schrabbelei in eine Trip-Hop-Endlosschleife von geradezu meditativer Qualität münden lassen, macht Lust auf sehr viel mehr. Bis dahin bleibt nur die Repeat-Taste.

Odd Nosdam + Rayon: " From Nowhere to North" (Morr Music)

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